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Angelus: Die Katechese des Papstes im Wortlaut

Lesen Sie hier die Katechese von Papst Franziskus in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Die offizielle Übersetzung finden Sie in Kürze auf www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute erzählt uns das Evangelium von dem Moment, als Jesus den Sturm beruhigte (Mk 4,35-41). Das Boot, in dem die Jünger den See überquerten, wurde von Wind und Wellen hin und hergeworfen, und sie hatten Angst, dass es sinken könnte. Jesus war mit ihnen im Boot, doch er lag hinten auf einem Kissen und schlief. Die Jünger waren von Angst erfüllt und riefen ihm zu: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ (v. 38).

Wie oft haben auch wir dem Herrn in den Prüfungen des Lebens zugerufen: „Warum schweigst du? Warum tust du nichts für mich?“ Besonders dann, wenn wir das Gefühl haben, unterzugehen, weil uns die Liebe oder das Projekt entgleiten, in die wir große Hoffnungen gesetzt hatten; wenn wir den alles verschlingenden Wellen der Angst ausgeliefert sind oder uns im Meer des Lebens verloren fühlen, ohne Kurs und ohne Hafen. Und auch immer dann, wenn uns die Kraft zum Weitermachen fehlt, weil wir keine Arbeit haben oder uns eine unerwartete Diagnose um unsere Gesundheit oder die eines geliebten Menschen fürchten lässt. Es gibt viele Momente, in denen wir uns wie in einem Sturm fühlen; in denen wir meinen, dass wir am Ende sind.

In diesen und vielen anderen Situationen fühlen auch wir uns von Angst erdrückt und laufen Gefahr, wie die Jünger den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Auf dem Boot ist Jesus – auch wenn er schläft – tatsächlich da. Er teilt mit seinen Jüngern alles, was geschieht. Sein Schlaf versetzt uns einerseits in Erstaunen, und stellt uns andererseits auf die Probe. Der Herr ist da, er ist gegenwärtig - er wartet sozusagen nur darauf, dass wir ihn einbeziehen, dass wir ihn anrufen, dass wir ihn in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen. Sein Schlaf provoziert uns zum Aufwachen. Um Jünger Jesu zu sein, reicht es nämlich nicht, zu glauben, dass Gott existiert, dass es ihn gibt: wir müssen uns auf ihn einlassen. Wir müssen unsere Stimme mit ihm erheben, ihm zurufen. Merkt euch das: man muss ihm zurufen. Das Gebet ist oft ein Schrei: "Herr, rette mich!". Im Fernsehen, in der Sendung "A sua immagine" war heute - am Weltflüchtlingstag - von den vielen Menschen die Rede, die in Booten kommmen und, wenn sie zu ertrinken drohen, rufen: "Rette uns!". Und das passiert auch in unserem Leben: "Herr, rette uns!", und dann wird das Gebet zum Ruf.

Und so sollen wir uns heute fragen: was sind die Stürme, denen ich in meinem Leben trotzen muss? Was sind die Wellen, die mich vom Kurs abkommen lassen; die mein geistliches Leben gefährden, mein Familienleben, ja, auch mein psychisches Leben? Erzählen wir das alles Jesus, erzählen wir ihm alles. Er wünscht es sich, er möchte, dass wir uns an ihn klammern, bei ihm Schutz suchen vor den Flutwellen des Lebens. Im Evangelium heißt es, dass die Jünger zu Jesus gehen, ihn aufwecken und mit ihm sprechen (vgl. V. 38). Das ist der Anfang unseres Glaubens: zu erkennen, dass wir aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, uns über Wasser zu halten; dass wir Jesus brauchen wie die Matrosen die Sterne, um unseren Kurs zu finden.

Der Glaube beginnt bei der Überzeugung, dass wir uns selbst nicht genug sind; bei dem Gefühl, dass wir Gott brauchen. Wenn wir der Versuchung widerstehen, uns in uns selbst abzuschotten, wenn wir die falsche Religiosität überwinden, die Gott nicht bemühen will; wenn wir ihm zurufen, dann kann er in uns Wunder wirken. Es ist die milde und außergewöhnliche Kraft des Gebets, die Wunder wirkt.

Auf das Flehen der Jünger hin, beruhigt Jesus den Sturm und die Wellen. Und er stellt ihnen eine Frage. Eine Frage, die auch uns betrifft: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (v. 40). Die Jünger hatten sich von der Angst übermannen lassen, weil sie auf die Wellen starrten, statt auf Jesus zu blicken. Die Angst treibt uns dazu, nur die Probleme, die Schwierigkeiten zu sehen, und nicht auf den Herrn zu schauen, der oft schläft. Wie oft fixieren wir uns auf unsere Probleme, statt zum Herrn zu gehen und ihm unsere Sorgen anzuvertrauen! Wie oft lassen wir den Herrn links liegen, weisen ihm auf dem Boot unseres Lebens einen Platz ganz hinten zu, um ihn erst im Moment der Not aufzuwecken!

Bitten wir heute um die Gnade eines Glaubens, der nicht müde wird, den Herrn zu suchen und an die Tür seines Herzens zu klopfen. Die Jungfrau Maria, die in ihrem Leben nie aufgehört hat, auf Gott zu vertrauen, möge uns das lebenswichtige Bedürfnis wiederentdecken lassen, uns jeden Tag dem Herrn anzuvertrauen.

(vaticannews - skr)

 

 

 

 

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20. Juni 2021, 12:52

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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