Papst empfängt Präsidenten des EU-Parlaments
Eine starke Ermutigung, sich für die Menschen einzusetzen, wo auch immer sie sind, unabhängig von ihrem Zustand. Um das sei es bei den Gesprächen gegangen, sagte Sassoli im Anschluss in einem Interview mit Radio Vatikan. In dem Interview ging der EU-Parlamentspräsident auch auf die Annahme des sogenannten Matic-Berichts, bei der unter anderem Abtreibung als Menschenrecht bezeichnet wird. Dazu Sassoli:
„Diese Entschließung, die nicht bindend ist, weil sie kein gesetzgeberischer Akt ist, ist eine Empfehlung. Es geht darum, sicherzustellen, dass alle Länder in irgendeiner Weise ähnliche Gesetze haben. Ähnlich zu was? Zum Beispiel auf das, was die italienische Gesetzgebung vorsieht. Da wird die Frau in die Lage gebracht, ohne Druck zu wählen und gleichzeitig auch für Sicherheit gesorgt wird. Und ich glaube, dass dies das eigentliche Thema dieser Empfehlung ist. Ich glaube, dass es ein bisschen eine politische Ausnutzung gibt, die wir beiseite schieben sollten. Wir haben gesehen, dass sich viele Länder unterschiedlich verhalten, und ich glaube, dass einige Erfahrungen wie die italienische für alle nützlich sein könnten.“
Matic-Bericht vor wenigen Tagen angenommen
Die Begegnung im Vatikan erfolgte nur wenige Tage, nachdem das Straßburger Parlament den Matic-Bericht zu gesundheitlichen Rechten von Frauen angenommen hat. Bischöfe aus der EU hatten den Text, der unter anderem Abtreibung als Grundrecht darstellt, scharf kritisiert und den Abgeordneten ein „Nein“ empfohlen.
Er habe Papst Franziskus für die Enzyklika „Laudato Si“ gedankt, die zu einer der Grundpfeiler der EU-Umweltpolitik geworden sei. Der sogenannte „Green Deal“ könne dazu führen, dass Europa zu den führenden Staaten in Sachen Umweltschutz werde:
„Ich glaube, dass am Ursprung der Überlegungen des Heiligen Vaters vor allem eine steht, die alle beeindruckt hat: Seine Enzykliken werden ständig von allen zitiert, die sich zu dem Thema zu Wort melden. Es geht um die Notwendigkeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass der Planet das gemeinsame Haus ist, dass die Erde geschützt werden muss und dass wir gleichzeitig im gemeinsamen Haus mehr Gleichheit brauchen, denn die letzte Enzyklika des Papstes („Fratelli tutti“, Anm. d. Red.) ist ein sehr politischer Hinweis für uns.“
Auch über Migration gesprochen
Papst Franziskus und EU-Parlamentspräsident David Sassoli hätten bei ihrer Begegnung am Samstag im Vatikan auch über das Thema Migration gesprochen. Im Anschluss an seine Privataudienz beim Papst sagte Sassoli gegenüber Journalisten: „Ein Europa, das die Menschen auf See nicht rettet und sie dem Tod überlässt, rettet die Menschheit nicht. Wir kämpfen für eine europäische Initiative. Wir müssen Menschen retten, wir sprechen von Tausenden von Personen, nicht von Millionen“.
Sassoli würdigte die Begegnung mit Papst Franziskus als „sehr wichtiges Treffen“, bei dem u.a. der Schutz des Menschen als „Maß aller Dinge“ in den Mittelpunkt gestellt worden sei. „Das gilt für alle Politikbereiche, von der Einwanderung bis zu den Zivilrechten“, so Sassoli. Der Papst habe seinerseits dazu ermutigt, ein Europa zu schaffen, „das eine gemeinsame Politik will und in diesen 15 Monaten große Solidarität erlebt hat“.
Papst Franziskus hat 2014 das EU-Parlament in Straßburg besucht; damals war Sassoli Vizepräsident des Parlaments. In seiner Ansprache sagte der Papst, der auch Träger des Aachener Karlspreises ist: „Ein Europa, das nicht mehr fähig ist, sich der transzendenten Dimension des Lebens zu öffnen, ist ein Europa, das in Gefahr gerät, allmählich seine Seele zu verlieren.“
(vatican news – sk/mg)
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