Papst: Das Gebet ist das Notenheft der Melodie unseres Lebens
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Papst Franziskus Katechesereihe über das Gebet nähert sich dem Ende: Diesen Mittwoch hielt er bereits seine vorletzte Katechese dazu. Sie stand unter dem Motto „in der Liebe beharrlich sein“. Konkret ging es um die Frage, wie Beharrlichkeit im Gebet, wie „Beten ohne Unterlass!" - gemäß dem ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher - möglich ist. Angesichts der vielen alltäglichen Aufgaben und Zersträungen im Leben sei ständiges Gebet durchaus eine Herausforderung, sagte Franziskus. Er hatte jedoch auch einige Anregungen parat, wie sich Gebet und Alltag verbinden lassen. Dazu empfahl Franziskus den Gläubigen etwa das so genannte „Herzensgebet“:
Tipp 1: Das „Herzensgebet“
„Es besteht darin mit Glaube immer wieder zu wiederholen: ,Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder!`. ,Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder!` Habt ihr das gehört? Lasst es uns noch einmal gemeinsam wiederholen. ,Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder!` Es ist ein einfaches Gebet, aber sehr schön. Dieses immer wiederholte Gebet passt sich dann langsam dem Atemrhytmus an und setzt sich wie er den ganzen Tag fort. ,Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder!` Ich habe Euch nicht gehört, lauter: ,Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder!` Wiederholt das, es ist wichtig. In der Tat hört das Atmen nie auf, noch nicht einmal, wenn wir schlafen. Und das Gebet ist ,der Atem des Lebens`.“
Tipp 2: Blick in den Katechismus
Das Gebet sollte der „Schwerpunkt der christlichen Existenz“ sein, betonte Franziskus. Es sei die Glut im Leben der Christen, die nie erlöschen dürfe, erklärte er unter Verweis auf Evagrius im Katechismus. Aus dem Katechismus zitierte er zudem Johannes Chrysostomus, der sagte:
„ ,Selbst auf dem Marktplatz oder auf einem einsamen Spaziergang ist es möglich, oft und eifrig zu beten. Auch dann, wenn ihr in eurem Geschäft sitzt, oder gerade kauft oder verkauft, ja selbst wenn ihr kocht`(Vgl. Katechismus 2743). Kleine Gebete: , Herr, erbarme dich meiner, Herr hilf`. Das Gebet ist quasi das Notenheft, in dem die Melodie unseres Lebens spielt. Es steht nicht in Gegensatz zu unserem alltäglichen Tun, es steht nicht in Gegensatz zu den vielen kleinen Pflichten und Terminen. Allenfalls ist das Gebet der Ort, an dem jedes Handeln seinen Sinn findet, seine Ursache und seinen Frieden."
Dass es nicht leicht ist, diese Prinzipien in der Praxis umzusetzen ist Papst Franziskus dabei bewusst. Er zeigte in seiner Katechese zum Gebet so auch Verständnis für die Situation der Gläubigen:
„Die Kinder, die Arbeit, Familienangelegenheiten, die Eltern, die älter werden… Man hat den Eindruck einfach nie mit allem fertig zu werden. In dieser Situation tut es gut, daran zu denken, dass Gott, unser Vater, der sich um das ganze Universum kümmern muss, sich immer an jeden einzelnen von uns erinnert. Daher sollten auch wir uns immer an Ihn erinnern!”
Glaube, Beten, Leben
Beständiges Gebet und das alltägliche Leben seien kein Widerspruch, bekräftigte Franziskus. Im Gegenteil müsse sich beides ergänzen:
„Das Gebet - das der ,Atem` von allem ist – bildet immer den lebenswichtigen Hintergrund der Arbeit, auch in jenen Momenten, in denen es nicht deutlich zum Ausdruck kommt. Es ist unmenschlich, so sehr von der Arbeit gefangen zu sein, dass man keine Zeit fürs Gebet mehr findet. Gleichzeitig ist ein Gebet, das sich vom Leben löst, nicht gesund. Ein Gebet, das sich vom konkreten Leben entfremdet, wird zu Spiritualismus oder, noch schlimmer, zum reinen Ritual",
gab Franziskus bei seiner Katechese über das Gebet zu bedenken. Glaube, Leben und Gebet müssten ein Kreislauf sein, in dem das Feuer der christlichen Liebe immer weiter brenne, erklärte der Papst bei seiner Generalaudienz, die er aufgrund der Corona-Beschränkungen auch diesen Mittwoch wieder im Damasushof, einem Innenhof des Vatikan, hielt.
(vatican news - sst)
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