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Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz gehalten hat, in vollem Wortlaut.

Das ist eine Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Die offizielle Fassung finden Sie demnächst auf der Internetseite des Vatikan.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!

Die Evangelien zeigen uns, wie grundlegend das Gebet in der Beziehung Jesu zu seinen Jüngern war. Das zeigt sich schon bei der Auswahl derer, die später die Apostel werden sollten. Lukas stellt ihre Wahl in einen präzisen Kontext des Gebets und er sagt dies: ‚In diesen Tagen ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel“ (6,12-13). Jesus wählt die Jünger nach einer Nacht des Gebets. Es wirkt so, als gäbe es bei dieser Wahl kein anderes Kriterium, wenn nicht das Gebet, der Dialog Jesu mit dem Vater. Nach dem späteren Verhalten dieser Männer zu urteilen, scheint es, dass die Wahl nicht die beste war, denn alle sind geflohen, haben ihn allein gelassen vor der Passion; aber gerade das – besonders die Wahl von Judas, dem zukünftigen Verräter – zeigt, dass diese Namen in Gottes Plan geschrieben waren.

„Den großen Wendepunkten der Mission Jesu geht immer ein intensives, lang anhaltendes Gebet voraus“

Das Gebet für seine Freunde taucht immer wieder im Leben Jesu auf. Die Apostel geben ihm manchmal Grund zur Sorge, aber Jesus trägt sie so, wie er sie nach dem Gebet vom Vater empfangen hat in seinem Herzen, auch mit ihren Fehlern, auch mit ihrem Versagen. In all dem entdecken wir, wie Jesus Lehrer und Freund war – immer bereit dazu, geduldig auf die Bekehrung eines Jüngers zu warten. Der Gipfel dieses geduldigen Wartens ist das Netz der Liebe, das Jesus um Petrus webt. Beim letzten Abendmahl sagt er zu ihm: ‚Simon, Simon, siehe - das Wort, das wir am Anfang der Audienz gehört haben, Simon Simon - der Satan hat euch gesucht, um euch wie Weizen zu sieben. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!‘ (Lk 22,31-32). Es ist beeindruckend, in der Zeit der Anfechtung (...), zu wissen, dass in einem solchen Moment die Liebe Jesu nicht erlischt, sondern noch intensiver wird und wir im Mittelpunkt seines Gebets stehen!

Das müssen wir immer in der Erinnerung tragen. Jesus betet für mich, er betet vor dem Vater und zeigt ihm die Wunden, die er mit sich trägt, um dem Vater den Preis für unser Heil zu zeigen, und die Liebe, die uns trägt. Aber in diesem Moment bedenke jeder von uns: betet Jesus in diesem Moment für uns? Ja. Das ist eine große Sicherheit, die wir haben müssen.

Das Gebet Jesu finden wir auch in einem weiteren, entscheidenden Moment seines irdischen Weges, nämlich als er die Jünger über ihren Glauben befragt. Hören wir noch einmal auf den Evangelisten Lukas. ‚Und es geschah: Jesus betete für sich allein und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete im Namen aller: Für den Christus Gottes. Doch er befahl ihnen und wies sie an, es niemandem zu sagen.‘ (9:18-21). Den großen Wendepunkten der Mission Jesu geht immer ein Gebet voraus, aber nicht so im Vorbeigehen, sondern ein intensives, lang anhaltendes Gebet.  In diesen Momenten steht immer das Gebet. Diese Glaubensprüfung scheint ein Ziel zu sein und ist hingegen ein neuer Ausgangspunkt für die Jünger, denn von da an ist es, als ob Jesus in seiner Mission einen neuen Ton anschlägt und offen zu ihnen von seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung spricht.

„Jedes Mal, wenn der Weg bergauf führt, ist es notwendig, intensiver zu beten!“

In dieser Perspektive, die sowohl bei den Jüngern als auch bei uns, die wir das Evangelium lesen, instinktiv Widerstand hervorruft, ist das Gebet die einzige Quelle von Licht und Kraft. Jedes Mal, wenn der Weg bergauf führt, ist es notwendig, intensiver zu beten!

Und tatsächlich – nachdem er den Jüngern angekündigt hat, was ihn in Jerusalem erwartet, findet die Episode der Verklärung statt. ‚Es geschah aber: Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.‘ (Lk 9,28-31), also von der Passion. Deshalb fand diese vorwegnehmende Offenbarung der Herrlichkeit Jesu im Gebet statt, während der Sohn in die Gemeinschaft mit dem Vater eingetaucht war und seinem Liebeswillen, seinem Heilsplan voll zustimmte. Und aus diesem Gebet heraus kam ein klares Wort für die drei beteiligten Jünger: ‚Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören‘ (Lk 9,35). Vom Gebet kommt die Einladung, auf Jesus zu hören, immer vom Gebet.

„Selbst wenn unsere Gebete nur stottern...“

Auf diesem kurzen Durchgang durch das Evangelium erfahren wir: Jesus will nicht nur, dass wir beten, wie er betet, sondern er versichert uns, dass wir immer auf sein Gebet zählen können, selbst wenn unsere Gebetsversuche völlig vergeblich und unwirksam sind. Dessen müssen wir uns bewusst sein: Jesus betet für mich. Einmal hat ein guter Bischof mir erzählt, dass er in einem äußerst dunklen Moment in seinem Leben, in einer großen Prüfung, in der Basilika nach oben geschaut hat und diesen Satz geschrieben gesehen hat: Petrus, ich werde für dich beten. und das hat ihm Kraft und Trost gegeben. Und das geschieht jedes Mal, dass jeder von uns weiß, dass Jesus für uns betet. Jesus betet für uns. In diesem Moment, in diesem Moment. Macht diese Gedächtnisübung, indem ihr das wiederholt. Wenn es manche Schwierigkeiten gibt, wenn ihr abgelenkt seid: Jesus betet für mich. Aber Vater, ist das wahr? Es ist ist wahr. Das hat er selbst gesagt. Vergessen wir nicht, dass das, was jeden von uns im Leben unterstützt, das gebet Jesu für jeden von uns ist, mot Namen und Nachnamen, vor dem Vater, dem er die Wunden zeigt, die der Preis für unsere Rettung sind.  

Selbst wenn unsere Gebete nur stottern, wenn sie eventuell durch einen schwachen Glauben beeinträchtigt wurden – wir dürfen nie aufhören, auf Ihn zu vertrauen, ich weiß nicht zu beten, aber Er betet für mich. Gestützt durch das Gebet Jesu, ruhen unsere zaghaften Gebete auf Adlerflügeln und steigen zum Himmel auf. Vergesst nicht: Jesus betet für mich - Jetzt? - Jetzt. Im Moment der Prüfung, im Moment der Sünde, auch in dieser Sünde, betet Jesus mit viel Liebe. Danke.“

(vatican news)
 

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02. Juni 2021, 10:37