Papst: Universitäten sollen ein ökologisches Gewissen bilden
Mario Galgano und Salvatore Cernuzio– Vatikanstadt
Anwesend waren auch das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. sowie Audrey Azoulay, Direktorin der UNESCO. Bei dieser Gelegenheit schlug der Papst im Hinblick auf den Klimagipfel COP26 Alarm: „Die Erwartungen an die nachhaltigen Entwicklungsziele für 2030 rücken immer weiter in die Ferne“, stellte er in seiner Ansprache fest. Dann warnte er: „Es ist selbstmörderisch zu sagen: 'Das wurde schon immer so gemacht'.“
Es waren klare Worte, die der Papst vor den Professoren und Studenten der Päpstlichen Lateranuniversität aussprach, die am Akademischen Akt des neuen Studienzyklus „Sorge für unser gemeinsames Haus und Bewahrung der Schöpfung“ teilnahmen. Worte, mit denen Franziskus „Verantwortung, Konkretheit und Kompetenz“ anregen will, denn angesichts einer so komplexen ökologischen Krise „reicht es nicht aus, Grundsatzerklärungen zu wiederholen, die uns beruhigen, weil uns unter anderem auch die Umwelt am Herzen liegt“, sondern es müsse schnell gehandelt werden, so die Erläuterung des Kirchenoberhauptes.
Ein Anliegen, dass ihm wichtig sei, sei der Schutz „unseres gemeinsamen Hauses, um es vor bösen Handlungen zu bewahren, die vielleicht von Politik, Wirtschaft und Bildung inspiriert sind, die mit dem unmittelbaren Ergebnis verbunden sind, zum Vorteil einiger weniger“, erläuterte er weiter.
Die Vorreiterrolle des Patriarchen von Konstantinopel
Der Papst sprach in der Aula Magna des Athenäums, wo er um 9 Uhr eintraf und vom Großkanzler, Kardinalvikar Angelo De Donatis, und Rektor Vincenzo Buonomo mit Beifall und Grußworten begrüßt wurde. Neben ihm war der Patriarch von Konstantinopel, der „liebe Bruder“, wie ihn gerne Franziskus nennt. Bartholomaios ist seit Montag in Rom, um mit anderen religiösen Führern einen gemeinsamen Appell zu unterzeichnen, der darauf abzielt, eine zunehmend verwundete Menschheit und Erde zu heilen.
Mit Bartholomaios „teilen wir die Pflicht, die Liebe zur Schöpfung und die Verpflichtung zu ihrer Bewahrung zu verkünden“, erinnerte Papst Franziskus. Und er verriet, dass während der Ausarbeitung der Enzyklika Laudato si' „ein starkes Licht von ihm und der Kirche von Konstantinopel ausging“, die sich als erste der christlichen Kirchen für Umweltfragen engagierte und 1989 einen Tag für die Bewahrung der Schöpfung einführte, der seither jeden 1. September begangen wird. „Die Bewahrung der Schöpfung“, sagte der Papst mit dem Zitat aus einer Rede des Patriarchen aus dem Jahr 2003, „ist eine Art zu lieben, sich allmählich von dem, was ich will, zu dem zu bewegen, was Gottes Welt braucht. Es ist die Befreiung von Angst, Gier und Abhängigkeit.“
Franziskus lobte ferner den neuen Akademischen Studiengang der Lateran-Universität, der sich mit ökologischen Fragen befasst und „die Grundlagen für einen offenen und strukturierten Dialog mit allen darüber schaffen soll, wie wir die Stimme unseres gemeinsamen Hauses kennen und hören können“. Eine Stimme, die die Mauer der Gleichgültigkeit durchbrochen habe und es geschafft habe, in internationalen Organisationen und multilateralen Konferenzen in viele Bereiche vorzudringen und „oft weit entfernte Interessen zusammenzubringen“.
Der Papst erinnerte dann an die Veranstaltung „Glaube und Wissenschaft“ im Vatikan, an der am vergangenen Montag Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen und Wissenschaftler teilgenommen hatten. Einer von ihnen, so der Papst, „hat mich beeindruckt“, denn „er sagte: meine Enkelin, die letzten Monat geboren wurde, wird in einer unbewohnbaren Welt leben müssen, wenn wir nichts ändern“. Die jüngste Botschaft, die der Papst gemeinsam mit Bartholomaios und Erzbischof Justin Welby, dem Primas der Anglikanischen Kirche, im Hinblick auf die bevorstehende Klimakonferenz COP26 in Glasgow unterzeichnet hat, steht ganz im Zeichen des Wandels.
Der Studienzyklus, so betonte der Papst, müsse daher „verschiedene Erfahrungen und Gedanken sammeln und sie mit der Methode der wissenschaftlichen Forschung kombinieren". Auf diese Weise werde die Universität wieder zur Universitas, „Verwahrerin eines Imperativs, der keine religiösen, ideologischen oder kulturellen Grenzen kennt".
Unterzeichnung des Abkommens für den neuen Studiengang
Am Ende des Treffens unterzeichnete der Papst gemeinsam mit dem Patriarchen und der UNESCO-Direktorin die Konvention für den neuen Studienzyklus an der päpstlichen Universität über Ökologie und Umwelt. Anschließend übergab Franziskus das offizielle Schreiben an Großkanzler De Donatis, das Rektor Buonomo verlas. Das Dokument erläutert, wie der Studienzyklus organisiert wird, und erinnert an die Pflicht der Gläubigen und Nichtgläubigen, „nicht nur eine abstrakte Nachhaltigkeit zu gewährleisten oder das Wohl künftiger Generationen zu verkünden, sondern die Instrumente zum Schutz der verschiedenen Ökosysteme und ihrer Bestandteile bereitzustellen“, in dem Wissen, „dass wir nicht ohne Maß über sie verfügen können“.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.