Nichte von Johannes Paul I.: Für uns ist er schon lange heilig
Debora Donnini und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Pia Luciani ist die Älteste der zwölf Kinder von Edoardo Luciani- dem Bruder des künftigen neuen Seligen. Die Nachricht, dass Papst Franziskus ein Wunder auf Fürsprache von Papst Johannes Paul I. anerkannte, das zur Heilung von einer Krankheit führte, freut die Nichte - überrascht sie jedoch nicht:
„Wir kannten ja unseren Onkel, und für uns war er schon zu Lebzeiten ein Heiliger. Dass er jetzt selig gesprochen wird, erfüllt uns mit großer Zufriedenheit", so Pia Luciani im Gespräch mit Radio Vatikan. Ihr Onkel sei für sie wie ein zweiter Vater gewesen, und es komme nicht von ungefähr, dass er als Papst des Lächelns bekanntgeworden sei:
„Er hat immer gelächelt, auch wenn ihn Gedanken plagten, und er ermutigte uns, wenn wir Probleme hatten. Er hörte uns zu, gab uns Ratschläge und empfahl uns, geduldig zu sein und die Dinge mit Gottvertrauen anzugehen. Es war immer sehr schön, mit ihm zu reden, wir vertrauten uns ihm gerne an. Ich traf ihn daher auch sehr oft, wo immer er auch gerade war. Er riet uns zu Geduld und dazu, uns immer gut zu verhalten - nicht nur vor Gott, sondern auch um anderen ein Beispiel zu sein."
Ein Patriarch mit löchrigen Socken
Und auch er selbst ging immer mit gutem Beispiel voran, etwa wenn es um die Fürsorge von Armen ging, berichtet die Nichte des Papstes und plaudert aus dem Nähkästchen. Da war zum Beispiel die Sache mit seinen löchrigen Socken. Damals war Albino Luciani noch Patriarch von Venedig:
„Er war ein Mensch, der nicht nur dem Herrn treu war, sondern auch allen anderen mit viel Liebe und Solidarität begegnete. Einmal, als ich ihn in Venedig besuchte, sagte mir eine Ordensfrau, ich solle ihn überreden, dass sie ihm neue Socken kaufen dürfe - , seine sind alle total löchrig` erklärte sie. Ich sagte: ,Ja, warum sagen Sie ihm das nicht selbst?`Ihre Antwort war: , Ich hab's ja versucht. Aber er hat mir gesagt: ,Schwester, nehmen Sie Nadel und Faden und flicken Sie noch einmal irgendwie. Das gesparte Geld nutzen wir, um einen Armen glücklich zu machen. Wenn die Socken wirklich nicht mehr zu retten sind, schauen wir, was wir machen.'
Er mahnte uns immer, demütig zu sein, weil jeder von uns seine Grenzen und schlechten Seiten hat. Natürlich sollte man daran arbeiten, aber es brauche auch immer Respekt allen andren gegenüber, und man sollte sich nicht überlegen fühlen. Auch er selbst nahm sich immer zurück, obwohl er viele Talente hatte und sehr gebildet war. Einmal habe ich ihn zu einem Empfang begleitet, und da hieß es: , Wo ist denn nur der Patriarch von Venedig? Normalerweise ist er immer pünktlich.`Und mein Onkel war schon lange da, er stand jedoch am Rande des Saals in einer Ecke. Sie hatten gedacht, er würde mit großem Tamtam im Wagen vorfahren - und statt dessen betete er in einer Ecke den Rosenkranz und wartete, dass die Veranstaltung begann."
Das Zweite Vatikanum
Albino Luciani hatte vor seiner kurzen Zeit als Papst auch am Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965 teilgenommen. Eine Erfahrung, die ihn laut seiner Nichte Pia Luciani stark prägte und ihm sehr gefiel, weil er gern unter Leuten und ein guter Zuhörer war:
„Für ihn war das Konzil eine wunderbare Erfahrung. Er fühlte sich wirklich richtig wohl inmitten all der Leute, auch weil er sehr neugierig war und sich gern weiterbildete. Wenn da also jemand bereit war, zu erzählen, von seinen Erfahrungen zu berichten, dann sagte mein Onkel gern mal: ,Bevor Du nach Hause gehst, komm doch noch mit zu meinem Bruder, den würde ich Dir gerne vorstellen`oder , Komm doch mal mit in mein Bistum, ich möchte Dir gern die Gegend und die Gemeinde zeigen, und dass Du das Bistum kennen lernst`."
Das Erbe des 33-Tage Papstes
(vatican news)
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