Franziskus  beim Angelus Franziskus beim Angelus 

Papst zu Allerheiligen: „Sind wir freudige Christen?“

„Heiligkeit ist kein Lebensprogramm, das nur aus Anstrengung und Verzicht besteht“: Das hat Papst Franziskus an diesem Montag zum Hochfest Allerheiligen betont. Aus seiner Sicht habe Heiligkeit viel mit Freude zu tun – genauer gesagt mit der „freudigen Entdeckung, Gottes geliebte Kinder zu sein“.

Der Papst betete, wie an Feiertagen üblich, von einem Fenster des Apostolischen Palastes aus den „Engel des Herrn“ mit Besuchern auf dem Petersplatz, die sich vom nassgrauen Wetter nicht abschrecken ließen. In seiner kurzen Ansprache ging Franziskus von den Seligpreisungen Jesu aus, wie das Evangelium nach Matthäus sie an diesem Feiertag wiedergibt.

„Sie zeigen uns den Weg, der zum Reich Gottes und zur Glückseligkeit führt: den Weg der Demut, des Mitgefühls, der Sanftmut, der Gerechtigkeit und des Friedens. Ein Heiliger zu sein bedeutet, auf diesem Weg zu gehen.“ Der Papst hat im April 2018 ein Apostolisches Schreiben über die allgemeine Berufung aller Christen zur Heiligkeit verfasst.

„Unter dem liebevollen Blick Gottes“

Das Wort „Selig“, mit dem Jesus seine programmatischen Aussagen im Evangelium einleite, sei „die wesentliche Verkündigung, die eines unerhörten Glücks“, sagte Franziskus.

„Die Seligkeit, die Heiligkeit ist keine menschliche Errungenschaft, sondern ein Geschenk, das wir empfangen: Wir sind heilig, weil Gott, der der Heilige ist, in unserem Leben Wohnung nimmt. Deshalb sind wir selig! Die Freude des Christen ist also nicht die Empfindung eines Augenblicks oder ein einfacher menschlicher Optimismus, sondern die Gewissheit, jeder Situation begegnen zu können, unter dem liebevollen Blick Gottes und mit dem Mut und der Kraft, die von Ihm kommen.“

Zum Nachhören: Angelus von Papst Franziskus an Allerheiligen 2021

„Es gibt keine Heiligkeit ohne Freude“

Diese Freude hätten, trotz aller Schwierigkeiten, alle großen Heiligen „gelebt und bezeugt“. Ohne Freude werde der Glaube „anstrengend und bedrückend“.

„Fragen wir uns also: Sind wir freudige Christen? Verbreiten wir Freude, oder sind wir fade, traurige Menschen mit einem Gesicht wie auf einer Beerdigung? Behalten wir im Gedächtnis: Es gibt keine Heiligkeit ohne Freude!“

Allerdings transportierten die Seligpreisungen Jesu auch eine wichtige soziale Botschaft, fuhr der Papst fort. Jesus werfe mit ihnen die üblichen Kriterien von Macht, Ruhm und Erfolg über den Haufen.

„Wer weiß, dass er arm ist und sich nicht selbst genügt, bleibt offen für Gott und den Nächsten“

„Die wahre Fülle des Lebens erreicht man, indem man Ihm folgt, indem man sein Wort umsetzt. Und das bedeutet, innerlich arm zu sein, sich von sich selbst zu leeren, um Platz für Gott zu schaffen. Wer sich selbst für reich, erfolgreich und sicher hält, baut in allem auf sich selbst und verschließt sich Gott und den Brüdern und Schwestern. Wer aber weiß, dass er oder sie arm ist und sich nicht selbst genügt, bleibt offen für Gott und den Nächsten. Und findet die Freude.“

„Weissagung einer neuen Menschlichkeit, einer neuen Art zu leben“

Die Seligpreisungen seien also „die Weissagung einer neuen Menschlichkeit, einer neuen Art zu leben“, so Franziskus. Es gehe darum, sich nicht über andere zu erheben, sondern sich klein zu machen.

„Wir können uns also fragen: Lege ich Zeugnis ab für die Weissagung Jesu? Bringe ich den prophetischen Geist zum Ausdruck, den ich in der Taufe empfangen habe? Oder richte ich mich nach den Annehmlichkeiten des Lebens und meiner eigenen Faulheit aus und denke, dass alles in Ordnung ist, wenn es mir gut geht? Bringe ich der Welt die freudige Neuheit der Weissagung Jesu oder die üblichen Klagen darüber, was nicht geht?“

(vatican news - sk)
 

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01. November 2021, 12:19