Papst an katholische Juristen: Schützt die Rechte der Armen!
Mario Galgano - Vatikanstadt
Die Audienz fand im Rahmen des 70. nationalen Kongresses der Katholischen Juristen Italiens statt. Franziskus prangerte in seiner Rede die Ausbeutung von Arbeitern auf dem Lande an, die „ohne jeden sozialen Schutz“ arbeiten würden.
Die Verweigerung des Rechts auf ein würdiges Leben, auf körperliche, psychologische und geistige Betreuung und auf ein angemessenes Gehalt bedeute die Verweigerung der Menschenwürde, so der Papst. Wenn katholische Juristen die Rechte der Schwächsten bekräftigen und schützen, „bitten sie nicht um Gefälligkeiten für die Armen, sondern verkünden Rechte, die sich aus der Anerkennung der Menschenwürde ergeben“. Mit diesen Worten wandte sich Papst Franziskus am Freitagmorgen an 300 Mitglieder der Italienischen Union der Katholischen Juristen (UGCI), die er in der vatikanischen Aula della Benedizione (Segnungshalle) anlässlich ihres 70. nationalen Kongresses empfing. Ein Kongress, so erklärte der Papst, in dessen Mittelpunkt ein Thema stünde, „das mir sehr am Herzen liegt: Das Engagement für Letzten“. Es gehe um den juristischen Schutz der schwachen Mitmenschen.
Rückblick auf Treffen mit Migranten auf Lesbos
Zu Beginn seiner Rede richtete der Papst seinen Blick erneut auf die Flüchtlinge im Lager von Mytilene auf der Insel Lesbos, die er während seiner jüngsten apostolischen Reise nach Zypern und Griechenland getroffen hatte. „Als katholische Juristen sind Sie aufgefordert, einen Beitrag zur ,Umkehrung des Kurses´ zu leisten, indem Sie entsprechend Ihrem Fachwissen das Bewusstsein und den Sinn für Verantwortung fördern. Denn auch die Letzten, die Wehrlosen und die Schwachen haben Rechte, die respektiert und nicht mit Füßen getreten werden müssen. Und dies ist ein wesentlicher Aufruf zu unserem Glauben. Es handelt sich nicht um eine vorübergehende ,Moralisierung´.“
Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung, Versäumnisse würden nur die Kultur des Wegwerfens befördern, so der Papst weiter. Und diejenigen, die keinen Schutz hätten, würden immer ausgegrenzt bleiben.
„Sie als katholische Juristen sind aufgefordert, zur Umkehrung des Kurses beizutragen, indem Sie im Rahmen Ihrer Kompetenzen das Bewusstsein und das Verantwortungsbewusstsein fördern“, fügte Franziskus an. Der nationale Studienkongresses findet vom 9. bis 11. Dezember 2021 in Rom am Patristischen Institut Augustinianum und an der Freien Universität Maria Santissima Assunta statt.
„Nie zuvor waren katholische Juristen aufgerufen, die Rechte der Schwächsten in einem Wirtschafts- und Sozialsystem zu bekräftigen und zu schützen, das vorgibt, die Vielfalt einzubeziehen, in Wirklichkeit aber systematisch diejenigen ausschließt, die keine Stimme haben“, so der Papst in seiner Rede. Die Rechte von Arbeitnehmern, Migranten, Kranken, ungeborenen Kindern, Sterbenden und den Ärmsten würden zunehmend vernachlässigt oder verweigert. Diejenigen, die nicht in der Lage seien, Geld auszugeben und zu konsumieren, scheinen nichts wert zu sein. „Aber die Verweigerung von Grundrechten, die Verweigerung des Rechts auf ein menschenwürdiges Leben, auf körperliche, seelische und geistige Betreuung und auf einen gerechten Lohn bedeutet die Verweigerung der Menschenwürde“, betonte der Papst.
Schutz der Schwächsten
„Die grundsätzliche Anerkennung von Rechten und ihre Gewährleistung in der Praxis, der Schutz der Schwächsten, das macht uns zu Menschen. Andernfalls lassen wir uns vom Recht des Stärkeren beherrschen und geben der Unterdrückung freien Lauf“, kommentiert Franziskus: „Deshalb ist die Anerkennung der Rechte der Schwächsten kein Zugeständnis der Regierung. Und katholische Juristen bitten nicht um Gefälligkeiten für die Armen, sondern verkünden mit Nachdruck die Rechte, die sich aus der Anerkennung der Menschenwürde ergeben.“
„Wir sehen es: Wie viele Arbeiter werden - entschuldigen Sie das Wort - 'benutzt', um Obst oder Gemüse zu pflücken ... Und dann werden sie miserabel bezahlt und weggejagt, ohne jeden sozialen Schutz“, fügte der Papst beiläufig hinzu.
„Die Rolle des katholischen Juristen, in welcher Funktion er auch immer tätig ist, ob als Berater, Anwalt oder Richter, besteht also darin, zum Schutz der Menschenwürde der Schwachen beizutragen, indem er ihre Rechte bekräftigt. Auf diese Weise trägt er oder sie dazu bei, die menschliche Brüderlichkeit zu bekräftigen und das Bild Gottes, das jedem Menschen eingeprägt ist, nicht zu entstellen“, schließt der Papst.
(vatican news)
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