Papst: Wer von uns hat keine Grenzen?
Mario Galgano – Vatikanstadt
Das Institut „Seraficum“ für Gehörlose und Blinde ist eine gemeinnützige kirchliche Einrichtung in Assisi, die Rehabilitations-, psycho-pädagogische und sozial-medizinische Aktivitäten für Kinder und junge Erwachsene mit körperlichen, geistigen und sensorischen Behinderungen fördert und durchführt.
„Viele Eltern finden in Ihrer Organisation eine neue Familie für ihre Kinder“, hob Franziskus in seiner Ansprache an die Delegation im Vatikan hervor. Die Einrichtung feiert in diesem Jahr den 150. Jahrestag ihrer Gründung. Papst Franziskus hatte das Institut zu Beginn seines Pontifikats 2013 im Rahmen eines Assisi-Besuches besucht.
Die Audienz an diesem Montag fand just am Priesterweihetag des Papstes statt. Am 13. Dezember 1969 empfing nämlich Jorge Mario Bergoglio durch den Erzbischof von Córdoba, Ramón José Castellano, die Priesterweihe. Die Einrichtung für Menschen mit Behinderung ist mittlerweile eng mit dem Papst verbunden, wie Franziskus in seiner Ansprache erinnerte:
„Ihr Institut hat auch eine gesellschaftspolitische Schule entwickelt, um die Gesellschaft zu einem Umdenken von unten nach oben zu bewegen. Diese Schule fügt sich gut in die Initiative Economy of Francesco ein und trägt dazu bei, die Wirtschaft in punkto Gerechtigkeit und Solidarität zu erneuern.“
Leben in vollen Zügen
Auch wenn eine Behinderung oder Krankheit das Leben erschwere, sei es nicht weniger wert, gelebt zu werden - und zwar in vollen Zügen, sagte der Papst. „Denn wer von uns hat keine Grenzen, und wer stößt nicht früher oder später an Grenzen, auch an gravierende? Es ist wichtig, den behinderten Menschen als einen von uns zu betrachten, der im Mittelpunkt unserer Fürsorge und Sorge stehen muss, aber auch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller und der Politik. Dies ist ein Ziel der Zivilisation.“
In dieser Zeit der Pandemie habe das Institut „einige schwierige Momente erlebt“, erinnerte der Papst. „Aber allein die Tatsache, dass Sie eine Reise nach Rom mit einer guten Gruppe Ihrer Jugendlichen organisiert haben - und ich kann mir vorstellen, wie schwierig das war -, zeigt mir Ihr Engagement und Ihre Begeisterung.“
Jeden Tag neu anfangen
Die Liebe und die Wünsche, die man in den Augen oder in den Gesten von Menschen mit Behinderung lesen könne, verbunden mit dem Nicht-Aufgeben auch in der Not, verwiesen auf den Einsatz vieler Helferinnen und Helfer. All dies führe dazu, dass sie die Kraft fänden, jeden Tag neu anzufangen und sich „über jeden noch so kleinen Fortschritt der betreuten Person“ zu freuen, so der Papst: „Das Leben ist immer schön, auch mit wenig Mitteln. Manchmal kann es überraschen. Ich weiß, dass Ihre Kinder viele Dinge können und kleine Künstler im Theater, im Radio oder in der Malerei werden. Ein Lächeln von ihnen ist jede Mühe wert“, so der Papst.
Er denke an so viele Strukturen, die wie das „Seraficum“ in Assisi ähnliche Dienstleistungen erbringen „und manchmal ums Überleben kämpfen oder ihr Bestes geben“. Natürlich könne man von öffentlichen Einrichtungen nicht alles erwarten, so der Papst. Es bedürfe der Solidarität vieler Menschen, „wie es auch bei Ihren Wohltätern der Fall ist“.
„Möge der Herr sie für ihr gutes Herz segnen. Aber der Staat und die öffentliche Verwaltung müssen ihren Teil dazu beitragen“, fügte Franziskus an. Und er schloss seine Überlegungen mit den Worten: „Wir können so viele Familien nicht allein lassen, die gezwungen sind sich abzumühen, um Kinder in Schwierigkeiten zu unterstützen, mit der großen Sorge um die Zukunft, die sie erwartet, wenn sie sie nicht mehr begleiten können.“
(vatican news)
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