Suche

Papst feiert Messe in Athen

133.000 Katholiken gibt es in Griechenland – das ist gerade mal ein Prozent der Bevölkerung. Doch an diesem Sonntag konnte die kleine Herde immerhin in Athen die Messe mit Papst Franziskus feiern.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Es ist nicht von Bedeutung, ob wir klein und gering an der Zahl sind, es geht vielmehr darum, sich Gott und den anderen gegenüber zu öffnen“, gab der Papst den etwa 2.000 Anwesenden mit auf den Weg. Schauplatz der Messe war die schicke Megaron-Konzerthalle, wo sonst José Carreras oder die Wiener Philharmoniker auftreten.

Franziskus predigte zum Evangelium des zweiten Advents, das das Auftreten Johannes des Täufers in der Wüste schildert. Warum denn das Wort Gottes damals nicht in den Zentren der Macht erklungen sei, sondern im Niemandsland?, fragte der Papst – und gab sich selbst die Antwort:

„Gott ist überraschend“

„Gott ist überraschend, seine Entscheidungen sind überraschend. Sie entsprechen nicht den menschlichen Vorstellungen, sie folgen nicht der Macht und Größe, die der Mensch gewöhnlich mit ihm verbindet. Der Herr mag es lieber klein und demütig. Die Erlösung nimmt nicht in Jerusalem, Athen oder Rom ihren Anfang, sondern in der Wüste.“

Das sei, zugegeben, eine „paradoxe Strategie“. Aber eine, aus der sich etwas lernen lasse: „Autorität zu haben, gebildet und berühmt zu sein, ist keine Garantie dafür, Gott zu gefallen. Im Gegenteil, dies könnte zu Überheblichkeit und zur Ablehnung Gottes führen. Es ist hingegen von Vorteil, wenn man innerlich arm ist, arm wie die Wüste.“

Hier im Video

Warum ein Papst mitten in Athen über die Wüste predigt

Auch wenn der Papst das im Musiktempel der griechischen Hauptstadt sagte, war das doch auf die eher bescheidene katholische Gemeinschaft in Griechenland gemünzt. Die besteht noch nicht einmal zur Hälfte aus griechischen Einheimischen – stattdessen dominieren Gastarbeiter, vor allem aus Polen und von den Philippinen, sowie Flüchtlinge und Asylbewerber aus Ländern wie Irak oder Syrien. In dieser Hinsicht war es gar nicht so unpassend, dass Franziskus mitten in Athen über die Wüste predigte.

Zum Nachhören: Die Messe von Papst Franziskus in Athen - ein Bericht von Radio Vatikan

„Bleiben wir bei dem Paradoxon der Wüste. Der Vorläufer bereitet das Kommen Christi an diesem unzugänglichen und unwirtlichen Ort voller Gefahren vor… Auch das ist eine ermutigende Botschaft: Gott wendet seinen Blick damals wie heute dorthin, wo Traurigkeit und Einsamkeit herrschen. Das können wir im Leben erfahren: Oft erreicht er uns nicht, wenn wir von überall Beifall bekommen und nur an uns selbst denken; es gelingt ihm besonders in den Stunden der Prüfung. Er besucht uns in schwierigen Situationen, in unserer inneren Leere, die ihm Platz lässt, in unseren existenziellen Wüsten.“

„Also, liebe Freunde, habt keine Angst vor der Kleinheit…“

Es gebe schlechterdings „keinen Ort, den Gott nicht besuchen möchte“, und keine Situation, in der er uns fern wäre, insistierte der Papst.

„Und heute können wir nur Freude darüber empfinden, dass er die Wüste gewählt hat, um uns in unserer Schwachheit zu erreichen, die er liebt, und in unserer Trockenheit, um unseren Durst zu stillen! Also, liebe Freunde, habt keine Angst vor der Kleinheit… Und fürchtet euch auch nicht vor der Trockenheit, denn Gott hat keine Angst davor und er kommt uns gerade dort besuchen!“

Die Umkehr und das neue Denken

Johannes der Täufer habe in der Wüste zur Umkehr aufgerufen. Damit sei nicht einfach eine „sittliche Anstrengung“ gemeint. Vielmehr setze sich das griechische Wort für „Umkehr“, metanoéin, aus der Präposition metá (jenseits) und noéin (denken) zusammen. „Sich bekehren heißt also, darüber hinaus zu denken, das heißt, über die gewohnte Denkweise, über unsere üblichen Denkschemata hinauszugehen.“

Und das bedeutet nach der Lesart des Papstes: Abschied nehmen vom „Das war schon immer so“-Denken. Abschied nehmen davon, die Wüste des Lebens für einen Ort des Todes zu halten, nicht für den Ort der Gegenwart Gottes.

Absage an die Mittelmäßigkeit

„Indem er uns zur Umkehr aufruft, lädt Johannes uns ein, weiter zu gehen und nicht hier stehen zu bleiben; über das hinauszugehen, was unsere Instinkte uns sagen und unsere Gedanken abbilden, denn die Wirklichkeit ist größer. Die Realität ist, dass Gott größer ist. Umkehr bedeutet also, nicht auf das zu hören, was die Hoffnung zerstört, auf die Stimmen, die sagen, dass sich nichts im Leben jemals ändern wird. Es geht darum, sich nicht einreden zu lassen, dass wir dazu bestimmt sind, im Treibsand der Mittelmäßigkeit zu versinken.“

„Alles ändert sich, wenn wir Ihm den ersten Platz einräumen“

Wir sollten uns nicht der Entmutigung überlassen. Sollten nicht denken, dass das mit dem Heilig-werden bei uns nichts werden könnte.

„Das ist nicht so, denn es gibt Gott. Es ist notwendig, ihm zu vertrauen, denn er ist unser Darüber hinaus, unsere Stärke. Alles ändert sich, wenn wir ihm den ersten Platz einräumen. Das ist Umkehr: Dem Herrn genügt unsere offene Tür, um einzutreten und Wunder zu wirken, so wie ihm eine Wüste und die Worte des Johannes genügten, um in die Welt zu kommen. Bitten wir um die Gnade zu glauben, dass sich mit Gott die Dinge ändern…“

(vatican news)

Rufer in der Wüste: Johannes der Täufer
Rufer in der Wüste: Johannes der Täufer

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

05. Dezember 2021, 16:12