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Papst Franziskus bei der Audienz im Vatikan mit dem Kustos des Heiligen Landes, Pater Patton Papst Franziskus bei der Audienz im Vatikan mit dem Kustos des Heiligen Landes, Pater Patton 

Papst: Kommunikation muss Geschwisterlichkeit fördern

Bei einer Audienz mit einer Delegation der Kustodie des Heiligen Landes hat der Papst an diesem Montagvormittag betont, wie wichtig es ist, das Leben der Gesellschaften des Nahen Ostens zu beschreiben. Franziskus ermutigte sie, in einer Zeit der sozialen Netzwerke weiterhin „Gemeinschaft zu schaffen“ zwischen den christlichen Konfessionen, den verschiedenen Glaubensrichtungen und zwischen der Kirche und den Migranten, Vertriebenen und Flüchtlingen.

Mario Galgano und Antonella Palermo - Vatikanstadt

Der Papst empfing im Vatikan eine Delegation der Kustodie des Heiligen Landes zur Hundertjahrfeier der Zeitschrift „La Terra Santa - Das Heilige Land“ unter der Leitung des Kustos Pater Francesco Patton O.F.M. Anwesend waren die Mitarbeiter der verschiedenen Sprachausgaben und der Ausgaben für das Heilige Land, die Verantwortlichen für die Websites und die sozialen Medien sowie alle Mitarbeiter des Christlichen Medienzentrums. Ein Dienst, der der kommunikativen Intuition entspreche, die der damalige Kustos Ferdinando Diotallevi vor hundert Jahren hatte, wie der Papst in seiner Ansprache in Erinnerung rief. Diese Berufung habe darin bestanden, „das Heilige Land, das Land Gottes, die Wiege des Christentums, die ehrwürdigen Heiligtümer, in denen die Erlösung des Menschengeschlechts vollzogen wurde, besser bekannt zu machen“.

Das „Fünfte Evangelium“ vermitteln

Das geschichtliche und geografische Umfeld, in dem sich das Wort Gottes offenbart habe und dann in Jesus von Nazareth für die Menschen zum Fleisch und Heil geworden sei, führe dazu, dass das Heilige Land „eigentlich das Fünfte Evangelium“ sei. Diese Bezeichnung geht auf die Synode über das Wort Gottes (2008) und dann auf Benedikt XVI. zurück. Der Papst betonte die Arbeit der Kommunikatoren des Heiligen Landes, die auf die Verbreitung des Lebens derjenigen hinwirken würden, die heute an den biblischen Stätten lebten: „Es geht um das Leben der Christen der verschiedenen Kirchen und Konfessionen, aber auch das der Juden und Muslime. Ziel ist es zu versuchen, in einem komplexen und schwierigen Kontext wie dem Nahen Osten eine geschwisterlichere Gesellschaft aufzubauen“, sagte Franziskus.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Ermutigung, alle zu informieren

Unter Berufung auf die Botschaft zum Weltkommunikationstag 2019 rief der Papst dazu auf, in einer Zeit der sozialen Netzwerke die Kommunikation zu nutzen, um die Gemeinschaft, besser noch - so präzisiert er - die Geschwisterlichkeit aufzubauen:

„Ich ermutige Sie, von der Geschwisterlichkeit zu erzählen, die möglich ist: die Geschwisterlichkeit zwischen Christen von Kirchen und Konfessionen, die leider immer noch getrennt sind, die aber im Heiligen Land oft schon nahe an der Einheit sind, wie ich selbst beobachten konnte. Von der Geschwisterlichkeit zu erzählen, die zwischen allen Kindern Abrahams, Juden, Christen und Muslimen möglich ist. Von der kirchlichen Geschwisterlichkeit zu erzählen, die sich den Migranten, Vertriebenen und Flüchtlingen öffnet, um ihnen die Würde zurückzugeben, die ihnen genommen wurde, als sie ihre Heimat auf der Suche nach einer Zukunft für sich und ihre Kinder verlassen mussten. Um diese Realität zu erzählen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Geschichten des Guten, des Widerstands gegen den Krieg, der Versöhnung

Der Papst dankte den Kommunikatoren für ihre Arbeit, denn sie erzählen die Geschichte des Heiligen Landes, indem sie sich bemühen, „den Menschen dort zu begegnen, wo und wie sie sind“. Daher werde ihr Engagement für Dienstleistungen, Untersuchungen und Veröffentlichungen gewürdigt, die sich nicht auf „die ruhigeren Gebiete“ beschränkten:

„Sie besuchen auch die schwierigsten und leidvollsten Regionen wie Syrien, Libanon, Palästina und Gaza. Ich weiß, dass Sie versuchen, die Geschichten des Guten darzustellen, die des aktiven Widerstands gegen das Böse des Krieges, die der Versöhnung, die der Wiederherstellung der Würde der ihrer Kindheit beraubten Kinder, die der Flüchtlinge mit ihren Tragödien, aber auch mit ihren Träumen und Hoffnungen. Ich danke Ihnen, denn um Ihre Arbeit auf diese Weise zu tun, haben Sie Ihre Schuhsohlen nicht geschont, und ich weiß, dass Sie sie auch in Zukunft nicht schonen werden, um all dies erzählen zu können.“

„Die Jünger hörten nicht nur seine Worte, sie sahen ihn auch sprechen. Denn in ihm - dem fleischgewordenen Wort - wurde das Wort Gesicht, ließ sich der unsichtbare Gott sehen, hören und berühren.“

Begegnung und Dialog erleben

Franziskus bekräftigte ein Schlüsselkonzept: „Bei der Vermittlung einer gegebenen Realität kann nichts die persönliche Erfahrung vollständig ersetzen.“ Das Privileg derer, die in diesen heilsgeschichtlich so besonderen Gegenden der Welt leben würde, bestehe gerade darin, mit dem in Berührung zu kommen, der Fleisch geworden sei und sich in Jesus Christus „begegnungsfähig“ gemacht habe, nicht nur in seinen Worten, sondern in seinen Augen, in seiner Stimme, in seinen Gesten. Und dann fügte er an:

„Die Anziehungskraft Jesu hing von der Wahrheit seiner Predigt ab, aber die Wirksamkeit seiner Worte war untrennbar mit seinem Blick, seiner Haltung und sogar seinem Schweigen verbunden. Die Jünger hörten nicht nur seine Worte, sie sahen ihn auch sprechen. Denn in ihm - dem fleischgewordenen Wort - wurde das Wort Gesicht, ließ sich der unsichtbare Gott sehen, hören und berühren [...] Das Wort ist nur wirksam, wenn es 'gesehen' wird, wenn es uns in eine Erfahrung, in einen Dialog verwickelt.“

Patton: Christen im Heiligen Land erleben tägliches Martyrium

Der Papst blieb während der Audienz sitzen und entschuldigte sich für „einen starken Schmerz in seinem Bein“. In seinem einleitenden Grußwort, das Kustos Patton an ihn richtete, erinnerte der Pater an die Spanische Grippe vor 100 Jahren, die mehr als 50 Millionen Opfer gefordert hatte und eine ähnliche Pandemie gewesen sei wie die heutige Covid-Pandemie. Damals zeichnete sich das junge Magazin „La Terra Santa“ als „Zeichen der Hoffnung“, das die Herausgeber fortsetzen wollen, indem sie „die Saat des Guten, die in den dunklen Furchen der Geschichte gesät wurde“, wiedergeben. Der Schwerpunkt liege auch auf dem Leben der kleinen christlichen Gemeinschaft, die noch immer „der ganzen Welt ihr Zeugnis des evangelischen Lebens, der ständigen Ökumene und des täglichen Martyriums bietet“, wie Patton betont, „sowie ihr ständiges und wachsendes soziales Engagement für Dialog, Bildung und Arbeit“.

Engagement in einem zusammengesetzten und fließenden Kontext

Der Kustos nutzte auch die Gelegenheit, um über die zahlreichen Veränderungen in der geopolitischen Konfiguration der Region zu informieren, und hob hervor, wie Heiligtümer erworben, wiederaufgebaut und restauriert wurden, von denen vor einem Jahrhundert nur wenige Ruinen übrig waren. Er erzählte auch von den Erfahrungen vieler einheimischer Christen, die dieses Land verlassen hätten, und von anderen, die als Gastarbeiter und Flüchtlinge gekommen seien; und unter den Mitgliedern der Kustodie selbst habe es einen ständigen Generationswechsel und eine zunehmend internationale Zusammensetzung gegeben.

(vatican news)

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17. Januar 2022, 13:17