Papst am Bibelsonntag: Lassen wir uns vom Wort Gottes packen
Nur 2000 Menschen waren coronabedingt im Petersdom anwesend, um diese Messe mit dem Papst zu feiern. Vor der Predigt wurden die Kandidaten durch einen Diakon einzeln aufgerufen und der Weltkirche vorgestellt. Es handelte sich dabei um Gläubige, die stellvertretend für das Volk Gottes ausgewählt wurden und bereits seit längerem auf den verschiedenen Kontintenten die Dienste versehen, für die sie heute offiziell bestellt werden sollten.
Der Papst fand in seiner Predigt am Bibelsonntag deutliche Worte für die Bedeutung des Wortes Gottes. Er selbst hatte vor drei Jahren mit dem Motu Proprio Aperuit Illis am 30. September 2019 den Sonntag des Wortes Gottes eingeführt. Dieser Tag wird seither am 3. Sonntag des Jahreskreises gefeiert.
Immer wieder wich Franziskus von seinem vorbereiteten Text ab, sprach deutlich vernehmbar persönlich die Laien an, die für den Lektoren- und Katechetendienst beauftragt werden sollten, und warnte sie - ebenso wie das gesamte Volk Gottes - vor Starrheit und kultischem Götzendienst einerseits und Überspiritualisierung andererseits. Die Beauftragung war eine Premiere, für die der Papst mit zwei Motu Proprio im vergangenen Jahr die Voraussetzungen geschaffen hatte. Auch die Öffnung des Amtes des Akolythen für weibliche Laien fällt unter diese Neuerungen, allerdings wurden an diesem Sonntag nur Lektoren und Katecheten entsandt.
Die 16 Kandidaten stellten sich am Ende der Lesung aus dem Evangelium vor, die der Papst zum Anlass nahm, zwei Aspekte zu vertiefen: „Das Wort offenbart Gott“, und „das Wort führt uns zum Menschen“. In der Synagoge von Nazaret kommentiert Jesus eine Passage aus dem Propheten Jesaja. Dabei betont der Gottessohn, dass er „zur Befreiung der Armen und Unterdrückten“ gekommen sei, so Franziskus. Jesus offenbare uns „gerade durch die Heilige Schrift“ das Antlitz Gottes: kein „Herr, der im Himmel thront, sondern ein Vater, der unseren Schritten folgt“, kein „kalter, distanzierter und teilnahmsloser Beobachter, ein mathematischer Gott“, sondern der „Gott-mit-uns“, der „leidenschaftlich an unserem Leben interessiert ist“ und sich um alle kümmert. „Das ist der Charakterzug Gottes: die Nähe“, unterstrich Franziskus.
Das Wort offenbart Gott und führt zum Menschen
Es sei vor die Aufgabe der Lektoren und Katecheten, ebenso wie jene der Kirche, diese Beschreibung des liebenden Gottes zu vermitteln und das Wort so zu verkünden, dass klar werde, wozu es diene: Gott zu offenbaren und zum Menschen zu führen.
Denn das Wort Gottes verwandele, bewahre vor einer starren Religiosität, die letztlich nichts anderes als Götzendienst sei, betonte Franziskus: „Das Wort Gottes stellt unsere Rechtfertigungen infrage, die bei allem, was verkehrt läuft, immer etwas anderes und andere dafür verantwortlich machen. Es lädt uns ein, aus der Deckung zu kommen und uns nicht hinter der Komplexität der Probleme zu verstecken“. Eine Absage erteilte Franziskus, der in diesem Zusammenhang auch das aktuelle Flüchtlingsproblem in den Blick nahm, der Haltung, von vornherein davon auszugehen, dass man eh nichts ausrichten könne.
„Die Heilige Schrift ist uns nicht gegeben worden, um uns zu unterhalten oder uns mit einer engelhaften Spiritualität zu verhätscheln, sondern damit wir hinausgehen und den anderen begegnen und uns ihren Wunden zuwenden“, mahnte Franziskus weiter. Auf diese Weise habe Jesus gezeigt, „welcher Gottesdienst Gott am meisten gefällt: die Sorge für den Nächsten.“ Ein Gottesdienst also, der im Konkreten verankert ist, so der Gedankengang des Papstes, den er im weiteren Verlauf noch deutlicher ausformulierte.
Gegen Starrheit und Über-Spiritualisierung
Denn es gelte, der Versuchung der Starrheit zu entgehen, ebenso wie deren ,Gegen-Versuchung', der Suche nach einer Überspiritualität, die uns ein Wort Gottes vorschlage, „das dich in höheren Sphären kreisen lässt, und dich nicht die Realität spüren lässt.“ Im Übrigen sei es die Aufgabe eines jeden Christen, „glaubwürdige Verkünder und Propheten des Wortes Gottes in der Welt zu sein.“
Bei dem Ritus nach der Predigt traten die Kandidaten, darunter zahlreiche Frauen, einzeln vor den Papst. Die Lektoren empfingen dabei aus seinen Händen die Bibel, als Symbol für die Tätigkeit, die sie im Auftrag der Kirche künftig offiziell versehen werden. Die Katechten empfingen ein Kreuz, das dem Pastoralkreuz Paul VI. nachempfunden war – als Symbol für den missionarischen Eifer, der mit ihrer Aufgabe verbunden ist. Insgesamt sechs Frauen und zwei Männer wurden als Lektoren eingesetzt, während unter den Katecheten fünf Männer zwei Frauen gegenüberstanden. Eine deutsche Übersetzung des entsprechenden Ritus für die Beauftragung der Lektoren ist noch in Arbeit.
(vatican news - cs)
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