Papst hofft auf Friedens-Fortschritte in Nahost
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der traditionelle Neujahrsempfang für die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten gab dem Papst die Gelegenheit zu einer ‚tour d’horizon‘ der internationalen Lage. Dabei galt seine besondere Aufmerksamkeit dem Nahen Osten – allen voran dem krisengeschüttelten Libanon. Franziskus hat seine Hoffnung nicht aufgegeben, das Land im Lauf dieses Jahres zu besuchen.
„Dem geschätzten libanesischen Volk, das sich im Klammergriff einer wirtschaftlichen und politischen Krise befindet und um eine Lösung ringt, möchte ich heute meine Nähe und mein Gebet erneuern. Zugleich erhoffe ich mir, dass die notwendigen Reformen und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft dem Land helfen werden, in seiner Identität als Vorbild für friedliche Koexistenz und Geschwisterlichkeit zwischen den verschiedenen dort vertretenen Religionen festzubleiben.“
Ruf nach Lockerung der Sanktionen gegen Syrien
Dem Irak, dem er im März letzten Jahres einen aufsehenerregenden Besuch abgestattet hat, wünschte Franziskus Frieden und gutes Auskommen zwischen den religiösen Gruppen. Besorgt zeigte er sich über den Konflikt im Jemen („eine menschliche Tragödie“) und die derzeitigen Spannungen in Libyen. Mit Blick auf Syrien äußerte er:
„Politische und verfassungsrechtliche Reformen sind für den Wiederaufbau des Landes erforderlich. Aber es ist auch notwendig, dass die verhängten Sanktionen das tägliche Leben nicht direkt beeinträchtigen und einen Hoffnungsschimmer für die Bevölkerung bieten, die immer mehr von der Armut in die Enge getrieben wird.“ Das war kein direkter Aufruf zu einem Ende der Sanktionen, aber doch zu ihrer Lockerung.
Sorge über Äthiopien und Myanmar
Auch andere Krisenherde streifte Franziskus mit einem besorgten Blick, darunter Äthiopien und Myanmar. Für den Ukraine-Konflikt rief er nach „akzeptablen und dauerhaften Lösungen“. Ausführlich sprach der Papst über das Thema Migranten und Flüchtlinge, das ihm besonders am Herzen liegt; dabei forderte er die EU dazu auf, „ein kohärentes und umfassendes System zur Steuerung der Migrations- und Asylpolitik zu schaffen“. Es sei wichtig, die Verantwortung in diesem Bereich zu teilen.
Eindeutig wie gewohnt fiel Franziskus‘ Ächtung von Atomwaffen aus. „Ihr Besitz ist höchst unmoralisch. Durch ihre Herstellung werden Ressourcen von den Aussichten auf eine ganzheitliche menschliche Entwicklung abgezogen, und ihre Verwendung hat nicht nur katastrophale Folgen für die Umwelt, sondern bedroht auch die Existenz der Menschheit selbst.“ Im übrigen lehre die Geschichte „und leider auch die Nachrichten“, dass Rüstung zur Abschreckung nicht funktioniere: „Wer Waffen besitzt, wird sie früher oder später auch benutzen.“
(vatican news)
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