Wortlaut: Papst Franziskus beim Angelus an Dreikönig
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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag, frohes Fest!
Heute, am Hochfest der Erscheinung des Herrn, betrachten wir die Episode der Sterndeuter (vgl. Mt 2,1-12). Sie nehmen eine lange und beschwerliche Reise auf sich, um „den König der Juden“ anzubeten (V. 2). Sie lassen sich von dem wunderbaren Zeichen eines Sterns leiten, und als sie schließlich an ihrem Ziel ankommen, sehen sie statt etwas Grandiosem ein Kind mit seiner Mutter. Sie hätten protestieren können: „So ein langer Weg und all diese Opfer, um vor einem armen Kind zu stehen?“ Doch sie empören sich nicht, sie sind nicht enttäuscht. Sie beschweren sich nicht, sondern sie warfen sich nieder. „Sie gingen in das Haus“, sagt das Evangelium, „und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm“ (V. 11).
Denken wir an diese Weisen, die von weither gekommen waren, reich, gebildet und bekannt, die sich niederwerfen, das heißt, die sich zur Erde beugen, um ein Kind anzubeten! Es wirkt wie ein Widerspruch. Eine solch bescheidene Geste, vollbracht von so illustren Männern, überrascht. Sich vor einer Autorität niederzuwerfen, die sich mit Zeichen der Macht und Herrlichkeit präsentierte, war damals üblich. Und auch heute wäre das nicht ungewöhnlich. Aber vor dem Kind von Bethlehem ist es nicht einfach. Es ist nicht leicht, diesen Gott anzubeten, dessen Göttlichkeit verborgen bleibt und nicht triumphierend erscheint. Es bedeutet, die Größe Gottes anzunehmen, die sich in der Kleinheit manifestiert. Das ist die Botschaft! Die Sterndeuter erniedrigen sich vor der unerhörten Logik Gottes, sie empfangen den Herrn nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatten (groß und so weiter), sondern so, wie er ist, klein und arm. Ihr Niederwerfen ist das Zeichen derer, die ihre eigenen Vorstellungen beiseiteschieben und Platz für Gott machen. Dafür braucht es Demut.
Das Evangelium betont dies: Es sagt nicht nur, dass die Sterndeuter anbeteten, sondern betont, dass sie niederfielen und anbeteten. Halten wir diesen Hinweis fest: Anbetung geht Hand in Hand mit Niederwerfen.
Mit dieser Geste zeigen die Sterndeuter, dass sie den, der sich in Demut zeigt, in Demut empfangen. Und so öffnen sie sich der Anbetung Gottes. Die Schatullen, die sie öffnen, sind ein Abbild ihres offenen Herzens: Ihr wahrer Reichtum besteht nicht in Ruhm und Erfolg, sondern in ihrer Demut, in ihrem sich der Erlösung bedürftig halten. Welch schönes Beispiel, das sie uns heute geben!
Liebe Brüder und Schwestern, wann immer wir mit unseren eigenen Vorstellungen im Mittelpunkt stehen, und wenn wir uns anmaßen, vor Gott etwas zu rühmen, werden wir ihm nie ganz begegnen, werden wir nie dazu kommen, ihn anzubeten. Wenn nicht unsere Anmaßungen, unsere Eitelkeiten, unsere Besessenheit und unser Streben nach Überlegenheit aufgegeben werden, werden wir vielleicht jemanden oder etwas im Leben anbeten, aber es wird nicht der Herr sein! Wenn wir dagegen unseren Anspruch auf Selbstgenügsamkeit aufgeben, wenn wir uns innerlich klein machen, dann werden wir das Wunder der Anbetung Jesu wiederentdecken. Denn die Anbetung verläuft über die Demut des Herzens: Wer den Drang zum Überholen hat, wird der Gegenwart des Herrn nicht gewahr. Jesus geht vorbei und wird ignoriert, was vielen anderen in jener Zeit passierte, aber nicht den Sterndeutern.
Brüder und Schwestern, schauen wir sie an! Wenn wir sie betrachten, fragen wir uns heute: Wie steht es um meine Demut? Merke ich, dass Stolz meinen geistlichen Fortschritt behindert? (...) Arbeite ich an meiner Fügsamkeit, um für Gott und andere verfügbar zu sein, oder bin ich immer auf mich selbst und meine eigenen Ansprüche konzentriert? Weiß ich, wie ich meinen eigenen Standpunkt beiseiteschieben kann, um den Standpunkt Gottes und anderer einnehmen zu können? Und schließlich: Bitte und bete ich nur, wenn ich etwas brauche, oder tue ich es mit Beständigkeit, weil ich glaube, dass ich Jesus immer brauche? Die Sterndeuter haben am Anfang ihres Weges auf einen Stern geschaut - und haben Jesus gefunden... Schau nach dem Stern aus und geh! Halt nicht ein, hör nicht auf, den Stern anzuschauen! Das ist der Rat des heutigen Tages: Auf den Stern schauen und vorangehen...
Möge die Jungfrau Maria, Dienerin des Herrn, uns lehren, die lebenswichtige Notwendigkeit der Demut und den lebendigen Geschmack der Anbetung wiederzuentdecken. Sie lehre uns, auf den Stern zu schauen und vorwärtszugehen.
(vatican news –mr/sk)
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