Papst beim Angelus: Böses mit Gutem überwinden
Anne Preckel - Vatikanstadt
Eine Lektion in christlicher Deeskalation und Feindesliebe war Papst Franziskus' Katechese von diesem Sonntag. Sie war auch eine Absage an den Krieg: „Wie traurig ist es, wenn Menschen und Völker, die stolz darauf sind, Christen zu sein, andere als Feinde betrachten und daran denken, Krieg gegeneinander zu führen!“ – merkte der Papst an, ohne dabei konkret auf einzelne Länder einzugehen.
Christen deeskalieren und geben Hass nicht nach
Jesus habe seinen Jüngern im Umgang mit Feinden eingeschärft, nicht ihren Impulsen und ihrem Hass nachzugeben, erinnerte Franziskus. Mit den Worten „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen!“ (Lk 6, 27) und – noch konkreter – „dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin“ (Lk 6, 29) scheine der Herr Unmögliches von uns zu verlangen, so der Papst. Auch scheinbar Ungerechtes, denn setze Machtmissbrauch sich nicht durch, wenn Tyrannen freie Bahn gelassen werde?
Am Beispiel Jesu erläuterte der Papst dann, dass „die andere Wange hinhalten“ nicht bedeute, „stillschweigend zu leiden und Ungerechtigkeit hinzunehmen“. Während Jesu Passion und dem ungerechten Prozess vor dem Hohepriester hatte einer der Wächter Jesus geschlagen. Jesus verlangte eine Rechtfertigung der Tat und fragte den Wächter: „Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?“ (Joh 18, 23) Dazu der Papst:
„Jesus prangert mit seiner Frage an, was ungerecht ist. Aber er tut dies ohne Zorn oder Gewalt, sondern mit Freundlichkeit. Er will keinen Streit entfachen, sondern den Groll entschärfen, das ist wichtig: Hass und Ungerechtigkeit gemeinsam ausschalten und versuchen, den schuldigen Bruder wiederzufinden. Das ist nicht einfach aber das, was auch ihr tun sollt. Das ist das Hinhalten der anderen Wange: Jesu Sanftmut ist eine stärkere Reaktion als die Schläge, die er erhalten hat.“
Groll entschärfen, Absurdität des Hasses entlarven
Die andere Wange hinzuhalten sei „nicht der Rückzug des Verlierers, sondern die Tat desjenigen, der über eine größere innere Stärke verfügt“, unterstrich der Papst. Es gehe darum, „Böses mit dem Gutem zu überwinden“ und die Absurdität des Feindeshasses zu entlarven. Antrieb sei hier „nicht Berechnung, sondern Liebe“.
„Es ist die unentgeltliche und unverdiente Liebe, die wir von Jesus empfangen, die in unserem Herzen eine ähnliche Handlungsweise wie die seine hervorbringt, die jede Rache ablehnt, diesen Groll, der uns selbst auch schadet.“
Der Papst ermutigte dazu, „mit dem Geist Jesu auf Böses mit Gutem zu reagieren“. Erster Schritt hierfür sei das Gebet – so sollten Gläubige gerade für diejenigen beten, von denen sie schlecht behandelt würden.
(vatican news – pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.