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Audienz für die Mitglieder der italienischen Autismus-Vereinigung Audienz für die Mitglieder der italienischen Autismus-Vereinigung 

Papst zu Autisten: Auch ihr könnt barmherzige Samariter sein

Eine Kultur der Inklusion, die sich der Kultur der Aussonderung entgegenstemmt: Papst Franziskus hat am Freitag eine Gruppe von Autisten und ihren Helfern im Vatikan empfangen und daran erinnert, wie sehr Menschen mit Handicap die Gesellschaft bereichern. Anlass: Am 2. April (Samstag) ist Welt-Autismus-Tag.

Seit 2015 kümmert sich die italienische Autismus-Vereinigung um die Belange von Menschen, die an autistischen Störungen leiden. Ihre Arbeit sei dank ihres Beitrags im Kampf gegen die Kultur der Aussonderung „heute mehr als je zuvor von grundlegender Bedeutung“, so Franziskus zu seinen Besuchern.

Seine Überlegungen ordnete Franziskus in vier Unterpunkte, beginnend mit der „Kultur der Inklusion“ gegen die „Kultur der Aussonderung“: „Die Behinderung in jeder Form stellt eine Herausforderung und eine Gelegenheit dar, gemeinsam eine inklusivere und zivilere Gesellschaft aufzubauen, wo die Familienangehörigen, Lehrer und Vereinigungen wie eure nicht alleingelassen, sondern unterstützt werden“, betonte der Papst. Es müsse weiter daran gearbeitet werden, die Gesellschaft zu sensibilisieren und Vorurteile gegenüber Behinderungen abzubauen, um die „Kultur der Inklusion und der Teilhabe“ zu fördern, die auf der Würde jedes Menschen fuße.

Betroffene nicht alleine lassen

 

„Es ist die Würde all dieser fragileren und verletzlicheren Männern und Frauen, die allzu oft an den Rand gedrängt werden, weil sie als anders oder sogar unnütz etikettiert werden, die aber in Wirklichkeit ein großer Reichtum für die Gesellschaft sind.“ Menschen mit Behinderung, die im Arbeitsleben stünden und dort positive Erfahrungen machten, stellten für alle ein positives Zeugnis dar, so Franziskus, der in diesem Zusammenhang auch auf spirituelle Berufungen von Menschen mit Behinderungen hinwies.

Die Parabel des barmherzigen Samariters weise den Weg zu einer „geschwisterlicheren Gesellschaft“, in der Menschen mit Behinderung nicht nur Pflege-Objekt seien, fuhr Franziskus fort: „Und das ist sehr wichtig! Der Samariter kann dieselbe Person mit Behinderung, mit Autismus sein, der sich dem anderen nähert und die eigenen Talente in den Dienst der Gemeinschaft stellt.“

„Der Samariter kann dieselbe Person mit Behinderung, mit Autismus sein, der sich dem anderen nähert und die eigenen Talente in den Dienst der Gemeinschaft stellt“

Ein wichtiger Aspekt einer inklusiven Kultur sei die Möglichkeit der aktiven Teilnahme von Menschen mit Behinderungen, so Franziskus. Dies bedeute, dass auch ihnen alle Wege in der Ausbildung und Arbeitswelt offenstehen müssten: „Dafür braucht es einen Mentalitätswandel. Große Schritte sind in dieser Hinsicht schon getan worden, aber es verbleiben immer noch Vorurteile, Ungleichheiten und auch Diskriminierungen“, gab der Papst zu bedenken. In dieser Hinsicht erhoffe er sich, dass die Menschen mit Behinderung selbst, in Zusammenarbeit mit zivilen und kirchlichen Institutionen, immer mehr zu Protagnisten dieser Entwicklung werden könnten.

Viel getan, doch es gibt nach wie vor Diskriminierung

Ein weiterer Punkt auf der Liste des Papstes: Netze bilden. Angesichts der Schwierigkeiten, die bereits die Covid-19-Pandemie insbesondere für verletzlichere Menschen gebracht habe – und zu denen sich nun die Tragödie des Krieges in der Ukraine gesellt habe – gelte es, mit einem Netz der Solidarität zu antworten. Sowohl kirchliche als auch zivile Einrichtungen seien dazu gerufen, in Harmonie dafür zu arbeiten, die Stimme der Schwächeren zu Gehör zu bringen. „Indem man die Verhaltensweisen des Wettbewerbs beiseitelegt, kann man eine wirksame Synergie hervorrufen, die in der Lage ist, tiefgreifend in die Gesellschaft einzuwirken.“

Der Papst und seine Besucher in der Audienz für die italienische Autismus-Vereinigung
Der Papst und seine Besucher in der Audienz für die italienische Autismus-Vereinigung

„Die Geschwisterlichkeit ins Zentrum der Wirtschaft stellen. Nicht den Egoismus, nicht den persönlichen Profit: die Geschwisterlichkeit.“

All dies, um zu einer solidarischen Wirtschaft zu kommen, die analog zu einer Kultur der Inklusion der Wirtschaft der Aussonderung entgegenstehe, betonte der Papst mit Blick auf den vierten Punkt seiner Überlegungen. „Und das geschieht alle Tage: es gibt die Aussonderung und die Inklusion, im ganzen Leben, auch in der Wirtschaft. (…) Die Geschwisterlichkeit ins Zentrum der Wirtschaft stellen. Nicht den Egoismus, nicht den persönlichen Profit: die Geschwisterlichkeit.“ Doch auch die Arbeit, die die Autismus-Vereinigung leiste, brauche finanzielle Mittel, gab der Papst zu bedenken, der in diesem Zusammenhang auch den Wohltätern dankte, die diese und andere Initiativen überhaupt erst möglich machten und so ihren konkreten Beitrag zu einer solidarischeren Wirtschaftswelt leisteten.

Mit und nicht für Menschen mit Autismus arbeiten

„Ich ermutige euch“, so Franziskus abschließend, „eure Arbeit weiter zu machen, indem ihr mit den Personen mit Autismus vorangeht. Nicht nur für sie, sondern vor allem mit ihnen.“ In diesem Zusammenhang würdigte der Papst eine Initiative, die in diesen Stunden auf dem Petersplatz Gestalt angenommen hat: Dort bereiten Autisten und ihre Unterstützer ein Mittagessen für Arme vor. „Das ist schön! Schön. Eine Initiative, die den Stil des barmherzigen Samariters bezeugt, den Stil Gottes. Und wie ist der Stil Gottes? Nähe, Mitgefühl, Zärtlichkeit. Mit diesen drei Spuren sieht man das Gesicht Gottes, das Herz Gottes, den Stil Gottes.“

(vatican news - cs)

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01. April 2022, 10:37