Ein Feuer für Paulus: Malta als Auftrag
Anne Preckel - Vatikanstadt
Logo und Motto des aktuellen Papstbesuches auf Malta heben einen Aspekt am Schiffbruch des Völkerapostels auf der Mittelmeerinsel hervor: die Gastfreundschaft, die Maltas Einheimische Paulus und den anderen Gestrandeten erwiesen. Davon und vom Wirken des Heiligen auf Malta erzählt die Apostelgeschichte, aus der ein Vers für das Motto der Papstreise verwendet wurde: „Die Einheimischen erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit“ (Apg 28,2).
Franziskus‘ Besuch ist damit ein Lob für Maltas Willkommensbereitschaft- und zugleich auch ein Appell: Die päpstliche Botschaft auf Malta, aus dem Herzen des Mittelmeers heraus, und seine Begegnung mit Flüchtlingen dort rufen Europa zu eben jener tatkräftigen Kultur der Gastfreundschaft für Flüchtlinge auf, die der Apostel nach seinem Schiffbruch damals erlebte. Handeln und Helfen als Gebot der Stunde, nicht abstoßen und aburteilen.
In seiner Ansprache vor Politikern und Diplomaten am ersten Reisetag in Valletta hat der Papst dem „Narrativ der Invasion“, das uns im Kontext des Flüchtlingsphänomens immer wieder begegnet, entschieden ein anderes Bild entgegengesetzt: die Notwendigkeit von Geschwisterlichkeit und Solidarität. Auch eines Bewusstseins, dass unser Leben sehr wohl mit dem der Flüchtenden, der Armen, der Gestrandeten verbunden ist.
Wärmendes „Feuer der Gastfreundschaft“
„Der andere ist kein Virus, den es abzuwehren gilt, sondern eine Person, die man aufnehmen muss“, ruft Franziskus zu Nächstenliebe, zu Menschlichkeit auf. Und er erinnert daran, dass Migration menschengemacht ist, zu tun hat mit der „Schuld vergangener Ungerechtigkeiten, vielen Ausbeutungen, dem Klimawandel und unglücklichen Konflikten“. Damit meint der Papst einerseits die Flüchtlingsströme aus Süden und Nahen Osten, die Europa gern auf die Mittelmeeranrainer-Staaten abwälzt. Paulus‘ Schiff kam damals übrigens von Palästina her und verlor hinter Kreta den Kurs auf Rom. Und der Papst meint die neuen, durch den Krieg in der Ukraine verursachten Flüchtlingsströme aus dem Osten, denen die Staatengemeinschaft bisher mit lobenswerter Solidarität begegnet ist.
Maltas Kirche nimmt diesen Umstand sehr genau wahr. Und wünscht sich Ähnliches auch für den Mittelmeer-Raum, der bis heute stärker als die nördlicheren Länder mit den Herausforderungen der Zuwanderung aus dem Süden zu tun hat. Der Zustrom von Migranten stellt auch das am dichtesten bevölkerte Land Europas, Malta, vor wachsende Herausforderungen. Angst, Unsicherheit und Frustration machen sich auch hier inzwischen breit.
Franziskus weiß dies wohl. Damit der Mittelmeerraum nicht „zum Vorposten eines tragischen Schiffbruchs der Zivilisation wird“ braucht es auch an dieser Grenze eine „europäische Mitverantwortung“, erinnert er von Malta aus. Und in der Grotte des Paulus betet er für ein wärmendes „Feuer der Gastfreundschaft“, das Menschen und Nationen in Geschwisterlichkeit vereint, und die „Gnade eines guten Herzens“.
Mit Tatkraft und Freude
Im katholischen Malta wird Paulus, der damalige Schiffbrüchige, heute „Vater“ genannt und ist Schutzpatron der Insel. Von seiner Verehrung zeugen zahlreiche Denkmäler, Kirchen und Feste. Wie etwa die zwölf Meter hohe Statue des Apostels in der St.-Paulus-Bucht, dem Ort seines Schiffbruchs, oder die Paulus-Basilika in Rabat mit der Grotte, der ehemaligen Unterkunft des Apostels, die Papst Franziskus an diesem Sonntag besucht hat. An Paulus wird auf Malta nicht nur am 29. Juni, dem Fest der Apostel Peter und Paul, erinnert, sondern auch am 25. Januar und 20. Februar, wenn an die Bekehrung des Paulus beziehungsweise an den Schiffbruch des Völkerapostels erinnert wird.
Bei seinem Aufenthalt auf Malta soll Paulus intensiv den christlichen Glauben verbreitet haben. Maltas Bevölkerung ist heute fast durchweg katholisch. Im Verhältnis zur überschaubaren Inselfläche gibt es auf Malta eine überaus hohe Dichte an Kirchen und Kapellen, und es füllt die Malteser mit Stolz, vom heiligen Paulus selbst christianisiert worden zu sein.
Auf diesen wesentlichen Auftrag der Kirche hat Papst Franziskus auf Malta den Blick gelenkt, mit einem besonderen Akzent: „Die Freude der Kirche ist die Evangelisierung“, betonte er am Samstag sieben Mal bei der Begegnung am Marienwallfahrtsort Ta‘ Pinu auf Gozo und griff dabei auf sein Schreiben „Evangelii gaudium“ (2013) zurück, eine Art Fahrplan in Franziskus' Pontifikat. Es gelte den Geist der ersten christlichen Gemeinschaft wiederzuerlangen und zum Herzen des Glaubens zurückzukehren, so der Appell des Papstes. „Die Beziehung zu Jesus und die Verkündigung seines Evangeliums an die ganze Welt. Das ist das Wesentliche.“
Retten, heilen und versöhnen
Vom Wirken des Völkerapostels Paulus auf Malta sind bis heute weniger Worte als vielmehr Taten überliefert – vor allem Heilungen. So ließ Paulus zum Beispiel im Haus des römischen Statthalters Publius, des später ersten Bischofs von Malta, dessen Kranken Vater gesunden. Paulus wirkt, er tut Wunder und heilt. Gottes Wort wird so buchstäblich als „Wohltat“ erfahren: „Wir beziehungsweise unsere Vorfahren sind Jesus durch Paulus in dem Wort begegnet, das rettet, versöhnt und heilt“, bringt der maltesische Erzbischof Charles J. Scicluna dies auf den Punkt.
Von Malta aus lanciert Papst Franziskus einen Appell der Konkretheit und Tatkraft, der tätigen Nächstenliebe. Die Malteser zogen Paulus aus dem Wasser und trockneten seine nassen Kleider, machten ihm ein warmes Feuer: „Lass nicht zu, dass unser Mitgefühl sich in leeren Worten erschöpft“, betet Franziskus in der Paulus-Grotte auf Malta, und er bittet: „Entzünde das Feuer der Gastfreundschaft, welches das Unwetter vergessen macht, die Herzen wärmt und sie vereint“.
(vatican news – pr)
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