Papst zu Ostern: Frieden ist die vorrangige Verantwortung aller!
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Feierliche Gesänge, tausende Gläubige, der Papst im Papamobil und der Petersplatz in Blütenpracht: Die festliche Ostermesse mit Papst Franziskus war fast wie vor Corona-Zeiten. Fast, denn auch der strahlend blaue Himmel konnte an diesem Sonntagvormittag doch nicht vergessen lassen, dass es ein „Osterfest in Kriegszeiten" war. In seiner Osteransprache vor dem „Urbi et Orbi" ging Papst Franziskus dann auch als erstes auf den Krieg in der Ukraine ein. Er sprach von einem „grausamen und sinnlosen Krieg, in den sie hineingezogen wurde". Das Wort Russland kam dem Kirchenoberhaupt auch diesmal nicht über die Lippen. Dafür mahnte der Papst erneut:
„Möge man sich für den Frieden entscheiden. Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden. Bitte, bitte, gewöhnen wir uns nicht an den Krieg, setzen wir uns alle dafür ein, von unseren Balkonen und auf den Straßen mit lauter Stimme den Frieden zu verlangen! Frieden! Diejenigen, die für die Nationen Verantwortung tragen, mögen auf den Schrei der Menschen nach Frieden hören. (...) In meinem Herzen trage ich all die vielen ukrainischen Opfer, die Millionen von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen, die auseinandergerissenen Familien, die allein gelassenen alten Menschen, die zerstörten Leben und die dem Erdboden gleichgemachten Städte. "
Osterfest in Kriegszeiten
Das sagte Papst Franziskus nicht nur in Gedanken an die Ukraine. Das Leid des Krieges in Europa erinnere zugleich an „andere Situationen der Spannung, des Leids und des Schmerzes", die „allzu viele Regionen der Welt betreffen und die wir nicht vergessen können und wollen", hatte er gleich zu Beginn seiner Osterbotschaft klar gemacht. Konkret nannte das Kirchenoberhaupt zum Beispiel den Nahen Osten. Als Zeichen der Hoffnung erwähnte er hier den jüngst unterzeichneten Waffenstillstand in Libyen. Zugleich bat Franziskus auch um Versöhnung für Myanmar und erinnerte an die Lage in Afghanistan. Auch für Afrika wünschte sich der Papst Frieden. Konkret verwies er auf terroristische Anschläge, die das Land „ausbluten" ließen. Auch an die Not der Opfer der Überschwemmungen im Osten Südafrikas erinnerte Franziskus. Nachem er über Probleme der Völker Lateinamerikas gesprochen hatte, ging Franziskus explizit auf die Versöhnung der katholischen Kirche mit den „First Nations ein":
„Wir bitten den auferstandenen Herrn, den Weg der Versöhnung zu begleiten, den die katholische Kirche in Kanada mit den autochthonen Völkern eingeschlagen hat. Der Geist des auferstandenen Christus heile die Wunden der Vergangenheit und mache die Herzen bereit, die Wahrheit und die Geschwisterlichkeit zu suchen."
Versöhnung mit First Nations in Kanada
Papst Franziskus hatte erst Anfang des Monats einige Delegationen von Indigenen, Inuit, Métis und weitere Vertreter der autochthonen Völker im Vatikan Empfangen. Der Vatikan und die katholische Kirche arbeiten mit ihnen gerade gemeinsam eine erschütternde Vergangenheit auf: In so genannten „residential schools“ , die in Kanada auch unter krichlicher Trägerschaft betrieben worden waren, standen Umerziehung, Unterdrückung, Diskriminierung und Missachtung auf der Tagesordnung. Nicht selten kam es zu Gewalt und Missbrauch. Papst Franziskus kündigte auch eine Kanada-Reise an.
Franziskus erinnerte in seiner Osterbotschaft, ausgehend von der Not der Flüchtlinge, Migranten und Vertiebener, auch besonders an das Leid vieler Kinder weltweit:
„Ich habe den Blick der Waisenkinder, die vor dem Krieg fliehen, vor meinen Augen. Wenn wir sie betrachten, können wir nicht umhin, ihren Schmerzensschrei zu hören, ebenso wie den der vielen anderen Kinder, die überall auf der Welt leiden: derjenigen, die an Hunger oder mangelnder Versorgung sterben, derjenigen, die Opfer von Missbrauch und Gewalt sind, und derjenigen, denen das Recht verweigert wurde, geboren zu werden."
Glaube und Hoffnung in Kriegszeiten
Angesichts von so viel Schmerz und Leid auf aller Welt, falle es schwer, zu glauben, dass Jesus wirklich auferstanden sei, gestand das Kirchenoberhaupt:
„Unsere Blicke haben an diesem Osterfest in Kriegszeiten einen ungläubigen Ausdruck. Wir haben zu viel Blutvergießen, zu viel Gewalt gesehen. (...) Es fällt uns schwer zu glauben, dass Jesus wirklich auferstanden ist, dass er den Tod wirklich besiegt hat. Ist es vielleicht eine Illusion? Das Ergebnis unserer Einbildungskraft? (...) Wir brauchen den auferstandenen Gekreuzigten, um an den Sieg der Liebe zu glauben, um auf Versöhnung zu hoffen. Heute brauchen wir ihn mehr denn je, der zu uns kommt und uns erneut sagt: „Friede sei mit euch!“, stellte der Papst fest.
Positiv erwähnte Franziskus hingegen, Aufnahmebereitschaft und Solidarität mit Flüchtlingen:
„Inmitten des Schmerzes des Krieges fehlt es auch nicht an ermutigenden Zeichen, wie die offenen Türen so vieler Familien und Gemeinschaften, die in ganz Europa Migranten und Flüchtlinge aufnehmen. Seien diese vielen Taten der Nächstenliebe ein Segen für unsere Gesellschaft, die durch so viel Egoismus und Individualismus zuweilen verkommen ist. Mögen diese Taten dazu beitragen, die Gesellschaft für alle aufnahmebereit zu machen."
Zwei Jahre Pandemie hätten „ihre Spuren hinterlassen" und die Menschen eigentlich lehren sollen, dass es nur gemeinsam, Hand in Hand, aus diesem „Tunnel" herausgehe, so Franziskus weiter. Stattdessen herrsche jedoch vielerorts immer noch „Herzenshärte" und „brüdermörerischer Hass" vor.
Besondere Begleitung auf der Mittelloggia
Nach der Messe und dem Verlesen seiner Osterbotschaft stand Papst Franziskus dann wie vor Corona-Zeiten auf der Mittelloggia des Petersdoms um den Segen „Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) zu spenden. Neben ihm stand jedoch nicht nur wie üblich der so genannte Kardinalprotodiakon Renato Martino, sondern auch der vatikanische Flüchtlingsbeauftragte, Kardinal Michael Czerny. Der Jesuit hatte im Auftrag des Papstes auch mehrere Male die Ukraine und angrenzende Länder besucht. Bei der Ostersonntagsmesse auf dem Petersplatz war zudem eine der Fürbitten - die zum Gedenken an die Verstorbenen - auf Ukrainisch vorgetragen worden.
(vatican news - sst)
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