Wortlaut: Papst Franziskus beim Regina Coeli
Die amtliche Übersetzung finden Sie demnächst auf der Archivwebseite www.vatican.va.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Sonntag!
Das Evangelium der heutigen Liturgie (Joh 21,1-19) berichtet über die dritte Erscheinung des auferstandenen Jesus vor den Aposteln. Es handelt sich um eine Begegnung am See Genezareth, an der vor allem Simon Petrus beteiligt ist. Alles beginnt damit, dass er zu den anderen Jüngern sagt: „Ich gehe fischen“ (V. 3). Das ist nicht verwunderlich, denn er war Fischer, aber er hatte diesen Beruf aufgegeben, als er am Ufer ebendieses Sees seine Netze verlassen hatte, um Jesus zu folgen. Und nun, während der Auferstandene auf sich warten lässt, schlägt Petrus, vielleicht ein wenig entmutigt, den anderen vor, zu ihrem einstigen Leben zurückzukehren. Und die anderen akzeptieren: „Wir kommen auch mit“. „In dieser Nacht fingen sie nichts“ (v. 3).
Es kann auch uns passieren, dass wir aus Müdigkeit, Enttäuschung, vielleicht auch aus Faulheit, den Herrn vergessen und die großen Entscheidungen, die wir getroffen haben, beiseitelassen, um uns mit etwas Anderem zufrieden zu geben. Zum Beispiel nimmt man sich keine Zeit, um in der Familie miteinander zu reden, und widmet sich lieber dem persönlichen Zeitvertreib; man vergisst das Gebet und lässt sich von den eigenen Bedürfnissen leiten; man vernachlässigt die Nächstenliebe mit der Entschuldigung alltäglicher Zwänge. Aber wenn wir das tun, dann werden wir uns enttäuscht wiederfinden: Genau das war die Enttäuschung Petrus` mit den leeren Netzen. Dies ist ein Weg, der dich zurückwirft und nicht erfüllt.
Und was tut Jesus mit Petrus? Er kehrt wieder an das Ufer des Sees zurück, wo er Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes, alle vier, berufen hatte. Er macht keine Vorwürfe - nein jesus macht keine Vorwürfe, er berührt immer die Herzen, er rügt nicht sondern sagt zärtlich zu den Jüngern: „Meine Kinder“ (V. 5). Dann fordert er sie auf, wie früher, wieder ihre Netze auszuwerfen, es mit Mut zu tun. Und noch einmal werden die Netze unwahrscheinlich gut gefüllt.
Brüder und Schwestern, wenn wir im Leben leere Netze haben, ist das nicht die Zeit, um uns selbst zu bemitleiden, Zerstreuung zu suchen, zu alten Zeitvertreibungen zurückzukehren. Nein! Es ist die Zeit, mit Jesus neu aufzubrechen, es ist Zeit, den Mut zu finden, neu anzufangen, es ist Zeit mit ihm wieder in See zu stechen. Drei Verben: neu aufbrechen, neu anfangen, wieder in See stechen. Immer. Bei Enttäuschungen, wenn das Leben, ein wenig seinen Sinn verloren hat, wenn ich mich etwas zurückgeworfen fühle: Bricht mit Jesus neu auf, stech mit ihm in See. Er wartet auf dich. Er denkt nur an dich, an mich, an jeden einzelnen von uns.
Petrus brauchte diesen „Anstoß“. Als er Johannes ausrufen hört: „Es ist der Herr!“ (V. 7), stürzt er sich sofort ins Wasser und schwimmt auf Jesus zu. Es ist eine Geste der Liebe, denn die Liebe geht über das Nützliche, das Übliche und das Geschuldete hinaus; die Liebe erzeugt Staunen, inspiriert kreative, freigiebige Regungen. Während Johannes, der jüngste, den Herrn erkennt, ist es Petrus, der ältere, der sich Ihm entgegenstürzt. Bei diesem Sprung ins Wasser zeigt sich der ganze neu entdeckte Schwung von Simon, genannt Petrus.
Liebe Brüder und Schwestern, der auferstandene Christus lädt uns ein, uns alle, jeden einzelnen von uns, neuen Schwung zu nehmen, uns in das Gute zu stürzen, ohne Angst zu haben, etwas zu verlieren, ohne zu viel Berechnung, ohne darauf zu warten, dass die Anderen anfangen. Warum nicht auf die anderen warten? Um Jesus entgegenzugehen, müssen wir aus dem Gleichgewicht kommen. uns mutig neu ausrichten, aufbrechen. Mit Schwung aufbrechen. Etwas riskieren. Es ist ein aus dem Gleichgewicht kommen. Fragen wir uns: Bin ich zu einem Ausbruch von Großzügigkeit fähig, oder halte ich den Schwung meines Herzens zurück und verschließe mich in der Gewohnheit, oder in der Angst? Hineinstürzen, eintauchen. Das ist Jesu Wort für heute.
Dann, am Ende dieser Episode stellt Jesus Petrus dreimal die Frage: „Liebst du mich?“ (Verse 15 u. 16). Der Auferstandene fragt auch uns heute: Liebst du mich? Denn an Ostern möchte Jesus, dass auch unser Herz aufersteht; denn der Glaube ist keine Frage des Wissens, sondern der Liebe. Liebst du mich?, fragt Jesus Dich, mich, die wir leere Netze haben und so oft Angst haben, neu anzufangen; Dich, und mich, uns alle, die wir nicht den Mut haben, einzutauchen und vielleicht den Schwung verloren haben. Liebst du mich?, fragt Jesus. Von da an hörte Petrus für immer mit dem Fischen auf und widmete sich dem Dienst an Gott und seinen Brüdern und Schwestern, bis hin zu dem Punkt, an dem er hier, hier, wo wir jetzt stehen, sein Leben gab. Und wir, wollen wir Jesus lieben?
Die Gottesmutter, die bereitwillig „Ja“ zum Herrn gesagt hat, möge uns helfen, den Schwung des Guten wiederzufinden.
(vatican news)
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