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Franziskus im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters Franziskus im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters 

Papst: „Hoffentlich keine Finanzskandale im Vatikan mehr“

Papst Franziskus hofft, dass der jüngste Finanzskandal, der sich um eine Londoner Luxusimmobilie dreht, der letzte Skandal dieser Art im Vatikan gewesen sein wird. Das sagte er in einem Interview.

Das Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters wurde am 2. Juli geführt; seither veröffentlicht Reuters häppchenweise immer neue Ausschnitte des Papst-Interviews. Im vierten Teil, der am Donnerstagabend publiziert wurde, geht es um die Vatikanfinanzen.

Der Papst wurde gefragt, ob er glaube, dass mittlerweile genügend Kontrollen vorhanden seien, so dass ähnliche Skandale nicht mehr vorkommen könnten. „Ich glaube schon“, antwortete Franziskus. „Vorher war die Verwaltung (der vatikanischen Gelder) sehr ungeordnet“. Mittlerweile sei das vatikanische Wirtschaftssekretariat mit fachkundigen Leuten besetzt, „die nicht in die Hände von Wohltätern oder Freunden fallen“.

Verlust von über 130 Millionen Euro

Die vatikanische Vermögensverwaltung Apsa hat letzte Woche bekanntgegeben, dass der Vatikan eine Immobilie in der Londoner Sloane Avenue verkauft hat. Das Gebäude war seit 2014 mit Geldern aus dem Staatssekretariat gekauft worden; unterm Strich machte der Vatikan dabei einen Verlust von über 130 Millionen Euro.

Zum Nachhören: Papst Franziskus hofft auf ein Ende der Finanzskandale im Vatikan - Radio Vatikan

Die genauen Umstände des Kaufs werden derzeit im Vatikan vor Gericht untersucht; die Anklage lautet u.a. auf Veruntreuung und Betrug. Zu den Angeklagten gehört auch der italienische Kardinal Angelo Becciu, früher die Nummer zwei im Staatssekretariat.

Gerichtsverhandlung im vatikanischen Finanzskandal
Gerichtsverhandlung im vatikanischen Finanzskandal

„Manchmal waren die Freunde nicht die selige Imelda“

Franziskus äußerte sich im Interview zum früheren Finanzgebaren des Vatikan. Da habe etwa ein Priester, der keine Erfahrung im Finanzbereich gehabt habe, durchaus in gutem Glauben Hilfe von Freunden aus dem Finanzsektor gesucht. „Aber manchmal waren die Freunde nicht die selige Imelda – und so geschah, was geschah.“

Der Papst machte „die Verantwortungslosigkeit der Struktur“ für die Finanzskandale der Vergangenheit verantwortlich und sagte, die Verwaltung des Geldes sei „nicht ausgereift“ gewesen. „Die Verantwortung hatte derjenige, der nun mal gerade auf diesem Posten saß – und der kannte sich eventuell nicht mit Finanzfragen aus und musste Leute von außen um Hilfe bitten, ohne hinreichend von drinnen kontrolliert zu werden.“

Kardinal Pell
Kardinal Pell

Pell, das Genie

Ausdrücklich lobte der Papst den australischen Kardinal George Pell als „das Genie“, das darauf bestanden habe, dass der Vatikan ein übergreifendes Wirtschaftsministerium brauche, um die Geldströme zu kontrollieren und die Korruption zu bekämpfen. Pell war der erste Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats (bis 2018). „Ich glaube, dass das neue Dikasterium, das alle Finanzfragen in der Hand hat, eine Gewähr für die Solidität der Verwaltung ist“, so Franziskus mit Blick auf das Wirtschaftssekretariat.

(reuters/vatican news – sk)

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08. Juli 2022, 10:07