Papst an Caritas-Spanien: Vorsicht vor dem „Wohltätigkeitsgeschäft“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Nicht nur „etwas geben“, sondern vor allem „sich selbst geben“, das sei das Ziel der Caritas-Arbeit, fasste Franziskus die Bedeutung des katholischen Hilfswerkes zusammen. Er sei Caritas Spanien dankbar für den jahrzehntelangen Dienst, so Franziskus. Und er erinnerte daran, dass die spanische Caritas, die den 75. Jahrestag ihrer Gründung feiert, ihren Auftrag als Dienst an der Nächstenliebe erfülle. Das bedeute, so der Papst in seiner Ansprache, dass man sich als Caritas-Mitarbeiter für eine „Veränderung der Menschen“ und ihre Entwicklung einsetzen solle und nicht nur für die Bereitstellung von Hilfe - schon gar nicht als „Wohltätigkeitsverwaltung mit Eigeninteressen“, warnte er dann. Der Papst sprach diesbezüglich von einer „geordneten Verwaltung der Ressourcen“ und erläuterte das genauer.
„Ich sage das jetzt nicht, weil ich spezifische Informationen über Caritas Spanien habe. Ich spreche im Allgemeinen. Bitte, kümmern Sie sich um die Ressourcen, aber lassen Sie sich nicht auf das große Geschäft der Wohltätigkeit ein, bei dem 40 bis 60 Prozent der Ressourcen für die Gehälter der dort Beschäftigten aufgewendet werden. Es gibt Unternehmen in Europa, es gibt, entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, Bewegungen von Wohltätigkeitsorganisationen, die, nun ja, 60 Prozent für die eigene Verwaltung verwenden. Das halte ich für zu viel... Aber 40 Prozent können durchaus für Gehälter drauf gehen. Bitte, so wenig Vermittlungen wie möglich und so viel direkte Hilfe wie es geht.“
Berufung wichtiger als Gehalt
Es sei ihm auch ein Anliegen, dass man als Caritas-Mitarbeiterin und -Mitarbeiter die Arbeit als Berufung und nicht einfach als „Stelle für die Gehaltsverteilung“ betrachte, fügte Franziskus an. Die Caritas solle sich hüten, ein „Wohltätigkeitsgeschäft“ zu werden:
„Man soll solche Mitarbeiter haben, die, wenn möglich, dies als Berufung und nicht einfach als Beschäftigung betrachten. Man soll nicht sagen: ,Ach, komm her, ich gebe dir einen Job bei der Caritas...´ Nein, das funktioniert nicht. Ich spreche nicht, weil ich heute über Sie spreche, sondern weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass andere Hilfsorganisationen in diese Falle getappt sind.“
In diesem Sinne wies Papst Franziskus auf drei Herausforderungen hin. Die erste bestehe darin, „ausgehend von Kapazitäten und Potenzialen durch begleitende Prozesse zu arbeiten“:
„Denn was uns motiviert, was uns dazu bringt, geplante Ziele zu erreichen, sind nicht die Ergebnisse, sondern dass wir uns vor einen Menschen stellen, der zerbrochen ist, der seinen Platz nicht findet, und ihn aufnehmen, ihm Wege der Genesung eröffnen, damit er zu sich selbst finden kann, damit er trotz seiner und unserer Begrenzungen in der Lage ist, seinen Platz zu suchen und sich für andere und für Gott zu öffnen.“
Sinnvolle Maßnahmen ergreifen
In diesem Zusammenhang empfahl der Papst, losgelöst vom schriftlichen Redemanuskript, ein Buch, das er bereits auf dem Rückflug von seiner Reise nach Malta erwähnt hatte: „Hermanito“, ein Roman von Amets Arzallus Antia und Ibrahima Balde. „Es kam vor etwa zwei Jahren in Spanien heraus“ und „man braucht zwei Stunden, um es zu lesen“, erklärte der Papst, der es als „eine Quelle der Inspiration“ bezeichnete. „Es geht da um das Leben eines Migranten aus Zentralafrika, der in Spanien ankommt, ich glaube, er hat zweieinhalb oder drei Jahre gebraucht, um dorthin zu gelangen. Alles, was er durchmachen musste, und wie er dort mit Wohlwollen aufgenommen wurde, und wie er es geschafft hat, wieder auf die Beine zu kommen und von seinen Erfahrungen zu berichten.“
Franziskus zitierte den Band, um die zweite Herausforderung zu veranschaulichen, die darin besteht, „sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen“. „Es reicht nicht aus, Gesten zu machen, die versuchen, 'aus der Sache herauszukommen', sondern eine wirkliche Veränderung in den Menschen zu fördern“, schloss der Papst und erinnerte an den Fall einer Pfarrei in Spanien, in der die Menschen den Pfarrer fragten, ob er einfach nur „Briefumschläge“ verteile, in der er Geld verteile, ohne auf die Wirklichkeit der Menschen und ihre Probleme einzugehen. „Die Armen müssen immer willkommen geheißen, begleitet und integriert werden“, so der Papst.
Seine Einladung lautete, „Sauerteig für ein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens zu sein“, sagte Papst Franziskus. Und von hier aus führte er die dritte Herausforderung ein: zu versuchen, „ein Kanal für das Handeln der kirchlichen Gemeinschaft zu sein“:
„Die Caritas bietet sich uns als die ausgestreckte Hand Christi an, wenn wir sie den Bedürftigen anbieten, und sie erlaubt uns gleichzeitig, Christus zu ergreifen, wenn er uns im Leiden unserer Geschwister herausfordert“, sagte der Papst.
(vatican news)
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