Radio-Akademie „Wer ist Jesus Christus?“ (3)
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Serie fußt auf Katechesen Johannes Pauls bei Generalaudienzen in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Denn lange bevor Benedikt XVI. Jesusbücher schrieb, beschäftigte sich schon der Papst aus Polen ausführlich mit Jesus von Nazareth, ausgehend vom Zeugnis der Bibel und vom Glaubensbekenntnis.
Erstmals auf Deutsch
Diese Ansprachen stellen wir hier zum ersten Mal gesammelt vor: exklusiv und auf Deutsch. Was Sie in den Monaten November und Dezember bei uns hören, ist das ungeschriebene Jesusbuch des Johannes Paul - ein bewegendes Jesus-Porträt aus der Feder eines Heiligen unserer Zeit.
Jesus, der Messias: „Nur wenige begriffen den vollen Sinn“
In unserer neuen Folge beschäftigt sich Johannes Paul II. mit dem Messias-Titel Jesu: Für die jüdischen Zeitgenossen des Herrn hatte dieser Titel, der dem griechischen „Christus“ entspricht, drei Implikationen. Der erwartete Messias sollte König sein, Priester und Prophet. Doch der Papst stellt fest, dass Jesus nicht bruchlos diesen Vorstellungen entsprach. „Nur wenige begriffen zu Anfang, dass der volle Sinn des Messias-Titels erst dann aufleuchtete, als Jesus wie ein Friedenskönig in Jerusalem einzog, als er stellvertretend für alle Leidenden mit einer Dornenkrone vor die Menge trat, als er vor Pilatus stand und bekannte ‚Ich bin ein König…‘.“
„Ein mehrdeutiger Titel“
Trotzdem findet der Papst, dass der Messias-Titel für das Verständnis der Figur des Jesus von Nazareth ausgesprochen wichtig ist. Vor allem die von Jesaja angekündigte Gestalt des „Gottesknechtes“ passe erstaunlich gut auf Jesus. „Im ganzen Neuen Testament erscheint Jesus Christus als der erwählte Gottesknecht, in dem sich die prophetische Gestalt des Gottesknechtes bei Jesaja erfüllt…“ Jesus selbst habe sich aber nur selten als Messias bezeichnet: „Eher verweist er, wie zum Beispiel in seiner berühmten Antwort an Johannes den Täufer, auf seine Taten und Zeichen, die besser als jener mehrdeutige Titel seine eigentliche Sendung umschrieben.“
Erstaunliche Parallelen zu Prophetenworten
Dann untersucht Johannes Paul II. die von Jesus oft benutzte Selbstcharakterisierung als „Menschensohn“ – und findet wieder eine „bemerkenswerte Parallele“ zu einem Propheten des Alten Testaments, diesmal zu Ezechiel. In Anlehnung an dessen Visionen stelle sich Jesus sowohl als „Vertreter Gottes“, der das Gottesreich ankündigt, wie als „Vertreter der Menschen“ dar, der ihr „irdisches Leben und Leiden“ teilt.
„Er hat sich auch wie wir Menschen gefreut“
Jesus sei wahrer Gott, aber auch wahrer Mensch gewesen, führt der hl. Papst aus Polen aus. „Die Evangelien berichtet uns, dass Christus nicht nur Müdigkeit, Hunger und Durst, ja Folter und Tod erlitten hat; er hat sich auch wie wir Menschen gefreut, hat über das ungläubige Jerusalem und seinen toten Freund Lazarus geweint. Im Garten von Getsemani hat er menschliche Trostlosigkeit und Furcht erfahren; er hat sich über die Geldwechsler empört und sie aus dem Tempel vertrieben.“
Und nicht obwohl, sondern gerade weil er selbst ohne Sünde war, habe man ihn „den Freund der Zöllner und Sünder“ (Mt 11,19) nennen können. „Was verächtlich klingen sollte und als Anklage gemeint war, drückte in Wirklichkeit die volle Wahrheit über Jesus aus… Ohne eigene Sünde zu sein, das sollte ihn nicht von den Menschen isolieren, sondern umso tiefer hineinführen in die traurige Ausweglosigkeit mancher seiner Mitmenschen. Dort, mitten in der Realität der Sünde, setzte er die Kraft seiner reinen Liebe ein, um Befreiung von Schuld zu schenken.“
Bestellen Sie unsere CD!
An diesem Sonntagabend senden wir den dritten Teil der neuen Radio-Akademie; den vierten Teil hören Sie am nächsten Sonntagabend. Die ganze Reihe lässt sich auf CD unter cd@vaticannews.de bestellen. Dabei freuen wir uns, falls Sie uns auch eine Spende oder eine Aufwandsentschädigung zukommen lassen...
(vatican news – sk)
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