Radio-Akademie „Wer ist Jesus Christus?“ (4)
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Serie fußt auf Katechesen Johannes Pauls bei Generalaudienzen in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Denn lange bevor Benedikt XVI. Jesusbücher schrieb, beschäftigte sich schon der Papst aus Polen ausführlich mit Jesus von Nazareth, ausgehend vom Zeugnis der Bibel und vom Glaubensbekenntnis.
Erstmals auf Deutsch
Diese Ansprachen stellen wir hier zum ersten Mal gesammelt vor: exklusiv und auf Deutsch. Was Sie in den Monaten November und Dezember bei uns hören, ist das ungeschriebene Jesusbuch des Johannes Paul - ein bewegendes Jesus-Porträt aus der Feder eines Heiligen unserer Zeit.
In unserer neuen Folge stellt Johannes Paul II. eine heikle Frage, die Theologen seit jeher beschäftigt: „Hat sich der Herr selbst während seines irdischen Lebens eindeutig als Sohn Gottes bekannt?“ Die Antwort: Meistens spricht Jesus von sich selbst lediglich als vom ‚Menschensohn‘ – „wohl aus pädagogischen Gründen“, wie der Papst vermutet. „Dieser den Juden geläufige Ausdruck erinnerte sie an den Messias, den sie erwarteten, an einen ganz besonderen Gottesboten…“
Allerdings sei ein solcher Gottgesandter „doch immer nur ein Geschöpf Gottes“. Darum bleibt die Frage weiter akut: Gibt es Hinweise, dass Jesus von sich selbst als vom Sohn Gottes gesprochen hat, nicht nur vom Menschensohn?
Vor allem Jesu Gegner haben ihn genau verstanden...
Johannes Paul findet bei genauerem Hinsehen im Neuen Testament tatsächlich „einige Stellen, in denen Jesus darüber hinausgeht, indem er einen einmaligen Anspruch erhebt“. Etwa wenn der Herr äußert, der Menschensohn sitze „zur Rechten des allmächtigen Gottes“.
Das mache den Menschensohn „gleichrangig mit Gott selbst“, schlussfolgert der Papst, „das enthält den Anspruch, von Gottes Wesen zu sein“. Und das sei keine übertriebene, nachträgliche Interpretation, schließlich hätten die Zuhörer Jesu, etwa die Schriftgelehrten, „diesen Anspruch aus den Worten Jesu richtig herausgehört und verstanden“.
Mehrmals wendet der Herr in den Evangelien „Namen und Eigenschaften auf sich selbst an, die im Alten Testament und im Verständnis der gläubigen Juden bisher nur von Gott selbst galten“. Im Johannesevangelium spiele Jesus mit der Bemerkung „Noch ehe Abraham wurde, bin ich“ auf den berühmten Gottesnamen an, der dem Mose aus dem brennenden Dornbusch geoffenbart wurde.
Auch in den Worten „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ scheine ein unerhörter Anspruch des Gottessohnes auf. Johannes Paul: „Ein bloßer Mensch könnte wohl sagen ‚Ich zeige den Weg, ich vermittle die Wahrheit, ich schenke Leben‘, aber niemals ‚Ich bin der Weg‘ usw. So sprechen kann nur, wer sich selbst wesentlich und von Natur aus mit Gott verbunden weiß. Wer also auch selbst göttlicher Natur ist.“
„Eine ganz klare Glaubensforderung“
Zu der Frage nach dem Selbstbewusstsein Jesu verweist der polnische Papst auf das Johannesevangelium, das in dieser Hinsicht „besonders deutlich“ sei. „Er bekennt sich dort eindeutig als gottgleich.“ Das stelle an uns noch heute „eine ganz klare Glaubensforderung“: „Ohne ein bewusstes Ja zur Gottesgleichheit Jesu kann niemand sein Jünger sein oder sich Christ nennen!“
Bestellen Sie unsere CD!
An diesem Sonntagabend senden wir den vierten Teil der neuen Radio-Akademie; den fünften Teil hören Sie am nächsten Sonntagabend. Die ganze Reihe lässt sich auf CD unter cd@vaticannews.de bestellen. Dabei freuen wir uns sehr, wenn Sie uns auch eine Spende oder eine Aufwandsentschädigung zukommen lassen...
(vatican news – sk)
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