Islam-Experte: Gesten des Dialoges mit symbolischer Kraft
Mario Galgano - Vatikanstadt
Pater Candiard arbeitet seit Jahren über die Beziehung zum Islam und hat mehrere Essays über Spiritualität geschrieben. Mit dem Buch „On the Threshold of Consciousness“ (2020) gewann er den Prix de la liberté intérieure. Gegenüber Radio Vatikan kommentiert Candiard die Bahrain-Reise von Papst Franziskus:
„Der Papst, so scheint es mir, hat sich zunächst dafür entschieden, diesen interreligiösen Begegnungen eine so bedeutende symbolische Sichtbarkeit zu verleihen. Das ist ziemlich wichtig, denn es ermöglicht der ganzen Welt mit einem Bild zu verstehen, dass interreligiöse Begegnungen möglich sind und dass wir nicht zu Konflikten verurteilt sind, wie uns die Nachrichten allzu oft zu zeigen scheinen.“
Bahrain sei der richtige Ort für den Dialog. Schon seit Ende der 70er Jahre versuche sich der Inselstaat als relativ liberal und tolerant zu profilieren. Frauen haben etwa Wahlrecht. Auch gebe es schicke Hotels, in denen Alkohol erlaubt sei.
Bilder des Dialoges
Die Papstreise könne ein anderes Bild aufzeigen als oftmals suggeriert - das Bild eines Dialoges der Religionen, bekräftigt Candiard. Und er verweist auf die starken Bilder der letzten Reise des Papstes auf die Arabische Halbinsel.
„Nun, wir sind nicht zum Konflikt verdammt und eine Umarmung mit einem Großimam wie al-Tayyeb reicht aus, um der ganzen Welt diese Dinge verständlich zu machen. Es ist keine simple Geste, es ist keine Lobhudelei, es ist kein intellektuell extrem ausgefeilter Dialog, wenn man sich umarmt, aber es hat eine sehr starke symbolische Bedeutung. Zweitens glaube ich, dass eines der wichtigen Elemente im christlich-islamischen Dialog spezifisch eine der Baustellen des Pontifikats von Franziskus war und ist, insbesondere was wir in Abu Dhabi gesehen haben.“
Idee der menschlischen Geschwisterlichkeit
Die nun anstehende Reise vom 3. bis 6. November steht unter dem biblisch inspirierten Motto „Friede auf Erden den Menschen guten Willens“. Höhepunkte sind eine Rede des Papstes bei einem interreligiösen Treffen am Freitag, dem „Bahrain Dialog-Forum“, sowie eine große Messe unter freiem Himmel am Samstag.
„Es geht ihm darum, die Idee menschlicher Geschwisterlichkeit fortzusetzen, und Bahrain fügt sich in diesen Rahmen ein, um diese Theologie des interreligiösen Dialogs, die in Nostra aetate, dem Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den interreligiösen Dialog, entstanden ist, zu teilen und ein Dokument wie das Dokument über die menschliche Brüderlichkeit wirklich zu leben. Für mich fügt es inhaltlich wenig der katholischen Lehre hinzu. Aber dass das Brüderlichkeitsdokument vierhändig vom Papst und einem dem großen Führer der muslimischen Welt unterzeichnet wurde, zeigt, dass diese Theologie nicht nur eine Angelegenheit der Katholiken ist, sondern eine geteilte Theologie, was eine absolut wesentliche Herausforderung ist.“
Der Islam ist in dem Königreich Staatsreligion. Offizielle diplomatische Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Bahrain existieren seit 1999.
(vatican news)
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