Papst über katholische Bildung: „Mit allen in Dialog treten“
Als „unumgängliche Pflicht“ und „drängende Herausforderung“ sei Bildung für den Christen „eine Möglichkeit, an der prophetischen Rolle teilzuhaben, die Jesus seiner Kirche hinterlassen hat“, so die einführende Definition des Papstes in seinem Brief, der an den Generalsekretär des internationalen Büros für katholische Bildung (OIEC), Philippe Richard, adressiert war. Seine Institution hatte den Bildungskongress in Marseille organisiert.
„Wenn wir uns also mit Bildung befassen, können wir dies nicht tun, indem wir an etwas rein Menschliches denken und die Frage auf Lehrpläne, Ausbildung, Ressourcen und Räume für die Aufnahme einengen“, denn die christliche Berufung verlange von uns, „einem Wort eine Stimme zu geben, das nicht das unsere ist, das uns übersteigt, das uns transzendiert“, erläuterte Franziskus in den Schreiben seine Vision von Bildung und den besonderen Auftrag katholischer Lehreinrichtungen.
„Logischerweise“ sei dabei der Unterricht der katholischen Schule nicht auf konfessionelle Fragen beschränkt und offen für alle Wissenszweige und für jeden, der diese Bildung erhalten wolle. „Aber so wie wir sagen, dass sich die Tätigkeit der Schule nicht auf den Unterricht von Fächern beschränkt, sondern auf die Bildung von Personen in ihrer Ganzheit, so ist auch, wenn wir von der katholischen Schule sprechen, jene prophetische Komponente ebenso unverzichtbar, die dem Menschen nicht nur die Fähigkeit verleiht, Wissen zu erwerben, sondern auch sich selbst zu erkennen und als ein Wesen zu erkennen, das fähig ist zu lieben und geliebt zu werden“, so Franziskus weiter.
Kein Proselytismus in der Schule
„Es geht hier nicht um Missionierung und schon gar nicht darum, diejenigen, die nicht so denken wie wir, von unseren Schulen auszuschließen“, stellte der Papst hingegen klar. Vielmehr gelte es, die Schule „als eine Lebenslektion zu gestalten, in die verschiedene Elemente integriert werden“ und die eng mit anderen Instanzen wie der Familie oder der Gesellschaft zusammenarbeiten müsse.
Auf diese Weise, „im Unmerklichen, in dem, was gelebt wird“, werde es den katholischen Schulen gelingen, „sich präsent zu machen und in den Dialog zu treten“, „ein Wort zu sein, das gleichzeitig eine Herausforderung für Menschen des Glaubens sein und Brücken des Dialogs mit Nichtgläubigen bauen kann“, argumentierte der Papst.
Merkmale katholischer Schulen
Die Antwort auf die Frage, wie katholische Schulen ihrer Bestimmung gerecht werden könnten, liege in Jesus selbst, betonte das Kirchenoberhaupt weiter. Dem müssten einige Merkmale der Bildungseinrichtungen Rechnung tragen. „Unsere Klassen sind keine Monaden, unsere Schulen sind keine abgedichteten Abteilungen“, erinnerte der Papst mit Blick auf die Aussendung der Jünger durch Jesus und betonte auch in diesem Zusammenhang die Gemeinschaft mit der universalen und lokalen Kirche „in einem gemeinsamen Projekt, das uns transzendiert und übersteigt“.
Darüber hinaus müsse die katholische Schule in der Nachfolge Jesu in Bewegung bleiben, mit ihren Initiativen die sozialen Probleme auf lokaler und universeller Ebene angehen. Dies bedeute, sie müsse lernen und dabei lehren, den Geist für neue Situationen und Konzepte zu öffnen, gemeinsam zu gehen, ohne jemanden auszuschließen, Treffpunkte zu schaffen und die Sprache so anzupassen, dass sie die Aufmerksamkeit auch der Menschen auf sich ziehen könne, die weit von der katholischen Kirche entfernt seien.
Franziskus räumte abschließend ein, dass es natürlich notwendig sei, den Studenten die bestmögliche Ausbildung zu geben, aber es sei auch unerlässlich, „sie zu Männern und Frauen zu machen, die sich nicht damit begnügen, Wissen anzuhäufen“, sondern dass „diese Lehre es ihnen ermöglicht, die Weisheit zu erlangen, von der der Heilige Benedikt spricht, die sie wachsen lässt und die andere wachsen lässt, wohin der Herr sie sendet“. Kurz gesagt, sie sollten in die Lage versetzt werden, „die erhabene Erkenntnis Gottes" zu erlangen.
(vatican news - cs)
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