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Beim Angelus am Dreikönigstag Beim Angelus am Dreikönigstag

Papst beim Angelus: Rausgehen aus der Komfortzone

Zur unaufhörlichen Gottsuche hat Papst Franziskus beim Angelusgebet am Hochfest der Heiligen Drei Könige aufgerufen. „Gott ruft uns durch unsere Sehnsüchte und größten Wünsche“, sagte er am Petersplatz.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Wir sind aufgerufen, uns nicht zufrieden zu geben, sondern den Herrn zu suchen, indem wir aus unserer Komfortzone heraustreten, mit anderen auf ihn zugehen und in die Wirklichkeit eintauchen. Denn Gott ruft jeden Tag, hier und heute, in unserer Welt.“

Franziskus führte damit einen Gedanken fort, den er zuvor in seiner Predigt bei der Messe zum Hochfest Epiphanie im Petersdom geäußert hatte. Wie damals bei den Sterndeutern, die den neugeborenen König der Juden suchten, sei es auch für uns wichtig, uns nicht mit dem Erstbesten zufriedenzugeben, sondern auf der Suche nach Gott wachsam und aufmerksam weiterzugehen, sagte er nun beim Angelus.

„Weihnachtsgrüße an orthodoxe Christen“

„Wie wichtig ist es, das Ziel des Lebens von den Versuchungen auf dem Weg unterscheiden zu können! … Zu wissen, wie man auf das verzichtet, was verführt, aber auf einen schlechten Weg bringt, und dies, um Gottes Wege zu verstehen und zu wählen!“

Nach seinem Angelusgebet gratulierte Franziskus auch allen – zumeist orthodoxen – Christen der Ostkirchen, die am 7. Januar ihr Weihnachtsfest feiern. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch besonders die Ukraine. Er hoffe, dass den Menschen dort das Weihnachtsfest Trost und Hoffnung vermittle und dass es endlich zu konkreten Schritten für ein Ende des Blutvergießens komme.

Auf die Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Benedikt XVI., die er am Donnerstag geleitet hatte, ging Franziskus an diesem Freitag nicht ein. Bei der Messe in St. Peter zitierte er allerdings in seiner Predigt einen Gedanken seines deutschen Vorgängers. 

Wortlaut: Ansprache zum Angelus

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und frohes Fest!

Heute, am Hochfest der Erscheinung des Herrn, erzählt uns das Evangelium von den Sterndeutern, die, in Bethlehem angekommen, ihre Schatullen öffnen und Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben darbrachten (vgl. Mt 2,11). Die Weisen aus dem Morgenland sind berühmt für die Gaben, die sie brachten, aber wenn wir ihre Geschichte betrachten, könnten wir sagen, dass vor allem sie selbst drei Gaben erhalten haben…: drei wertvolle Geschenke, die auch uns betreffen…

Die erste ist die Gabe des Rufs. Die Sterndeuter haben den Ruf nicht vernommen, als sie die Schrift lasen oder eine Vision von Engeln hatten, sondern als sie die Sterne betrachteten. Das sagt uns etwas Wichtiges: Gott ruft uns durch unsere Sehnsüchte und größten Wünsche. Die Sterndeuter ließen sich von der Neuheit des Sterns verwundern und beunruhigen und machten sich auf den Weg zu dem, was sie nicht kannten.

Gebildet und weise, waren sie mehr von dem fasziniert, was sie nicht wussten, als von dem, was sie wussten... Sie fühlten sich berufen, weiter zu gehen... Das ist auch für uns wichtig: Wir sind aufgerufen, uns nicht zufrieden zu geben, sondern den Herrn zu suchen, indem wir aus unserer Komfortzone heraustreten, mit anderen auf ihn zugehen und in die Wirklichkeit eintauchen. Denn Gott ruft jeden Tag, hier und heute…, in unserer Welt.

Die Sterndeuter erzählen uns dann von einer zweiten Gabe: der Unterscheidung. Da sie einen König suchen, gehen sie nach Jerusalem, um mit König Herodes zu sprechen, der jedoch ein machtgieriger Mann ist und sie benutzen will, um das Messiaskind zu beseitigen. Aber die Sterndeuter sind nicht dumm, sie lassen sich von Herodes nicht täuschen. Sie wissen zu unterscheiden zwischen dem Ziel der Reise und den Versuchungen auf dem Weg dorthin. Sie hätten auch dort am Hof bleiben können, in Ruhe, aber nein: Sie gehen weiter. Sie verlassen den Palast des Herodes und werden, auf Gottes Zeichen achtend, nicht zu ihm zurückkehren, sondern auf einem anderen Weg heimziehen (vgl. V. 12). Wie wichtig ist es, das Ziel des Lebens von den Versuchungen auf dem Weg unterscheiden zu können! … Zu wissen, wie man auf das verzichtet, was verführt, aber auf einen schlechten Weg bringt, und dies, um Gottes Wege zu verstehen und zu wählen! Die Unterscheidung ist eine große Gabe, und man darf nie müde werden, sie im Gebet zu erbitten. Bitten wir um diese Gnade! Herr, gib uns die Fähigkeit zu unterscheiden – Gut und Böse, das Bessere und das weniger Gute.

Schließlich berichten die Sterndeuter noch von einer dritten Gabe: der Überraschung. Nach einer langen Reise, was finden diese Männer von hohem gesellschaftlichem Rang da vor? Einen Säugling mit seiner Mutter (vgl. V. 11): eine Szene, die sicherlich zärtlich ist, aber nicht verblüffend! Sie sehen keine Engel wie die Hirten, sondern begegnen Gott in Armut. Vielleicht erwarteten sie einen mächtigen und gewaltigen Messias, doch sie finden ein Baby. Aber sie glauben dennoch nicht, dass sie sich geirrt haben, sie wissen, wie sie ihn erkennen können. Sie lassen sich von Gott überraschen und leben ihre Begegnung mit Ihm in Staunen und Anbetung: In der Kleinheit erkennen sie das Antlitz Gottes. Menschlich gesehen neigen wir alle dazu, nach Größe zu streben, aber es ist ein Geschenk, zu wissen, wie man sie wirklich findet: zu wissen, wie man Größe in der Kleinheit findet, die Gott so liebt. Denn so begegnet man dem Herrn: in der Demut, in der Stille, in der Anbetung, in den Kleinen und in den Armen.

Brüder und Schwestern, wir alle sind von Jesus gerufen, wir alle können seine Gegenwart unterscheiden…, wir alle können seine Überraschungen erleben... Heute wäre es schön, sich an diese Gaben zu erinnern, die wir bereits erhalten haben…: zu denken an die Zeit, in der wir einen Ruf Gottes in unserem Leben gespürt haben; oder daran, wie wir, vielleicht nach großer Anstrengung, seine Stimme wahrnehmen konnten; oder auch an eine unvergessliche Überraschung, die Er uns geschenkt hat und die uns in Erstaunen versetzt hat. Möge die Gottesmutter uns helfen, uns an die Geschenke, die wir erhalten haben, zu erinnern und sie in Ehren zu halten.“

(vatican news – sk)

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06. Januar 2023, 12:18