Glaube und Vernunft: Was Benedikt XVI. dazu sagte
Mario Galgano – Vatikanstadt
In seinen Überlegungen und Äußerungen zum Thema „Glaube und Vernunft“, was sich wie ein roter Faden durch sein Pontifikat zog, ging er von der Frage aus, was der Mensch von Gott glaubt. Es wundert also nicht, dass Benedikt XVI. vom 11. Oktober 2012 bis zum 24. November 2013 ein „Jahr des Glaubens“ einberief. Doch bereits als Professor und zuvor als Studierender war Joseph Ratzinger von der Unterscheidung und Verbindungen von Vernunft und Glaube geprägt.
Wie er in der Generalaudienz vom 21. November 2012 sagte: „Gott ist nicht etwas Unvernünftiges, sondern allenfalls Geheimnis. Das Geheimnis wiederum ist nicht irrational, sondern Überfülle an Sinn, an Bedeutung, an Wahrheit. Wenn der Vernunft das Geheimnis dunkel erscheint, dann nicht, weil es im Geheimnis kein Licht gibt, sondern weil es vielmehr zu viel davon gibt.“
So würden die Augen des Menschen, wenn er sie direkt auf die Sonne richtet, um sie zu betrachten, nur Finsternis sehen, erläuterte Benedikt XVI. weiter.
„Aber wer würde behaupten, dass die Sonne nicht leuchtet, ja sogar die Quelle des Lichts ist? Der Glaube gestattet es, die ,Sonne´, Gott, zu betrachten, weil er die Annahme seiner Offenbarung in der Geschichte ist. Er empfängt sozusagen wirklich die ganze Helligkeit des Geheimnisses Gottes und erkennt sein großes Wunder: Gott ist zum Menschen gekommen, er hat sich seiner Erkenntnis dargeboten, indem er sich zur kreatürlichen Grenze seiner Vernunft herabgelassen hat.“
Gleichzeitig erleuchte Gott mit seiner Gnade die Vernunft, öffne ihr neue, unermessliche und unendliche Horizonte, fuhr Benedikt XVI. fort. Daher stelle der Glaube einen Ansporn dar, immer zu suchen, nie stehenzubleiben und sich in der unermüdlichen Entdeckung der Wahrheit und der Wirklichkeit nie zufriedenzugeben.
„Gewisse moderne Denker“ hegten seiner Meinung nach „das Vorurteil“, dass „die menschliche Vernunft von den Glaubenssätzen gleichsam blockiert werde“. Die sei aber falsch. „Genau das Gegenteil ist wahr, wie die großen Meister der katholischen Tradition gezeigt haben“, so Benedikt XVI. bei der genannten Generalaudienz.
Am Sonntag, dem 28. Januar 2007, kam Benedikt XVI. während einer kleinen Ansprache beim Angelusgebet auf dem Petersplatz auf den Tagesheiligen, den heiligen Thomas von Aquin und sein Werk zu sprechen. Der Papst sagte:
„Gemäß dem Denken des heiligen Thomas von Aquin ,atmet´ die Vernunft des Menschen sozusagen, das heißt sie bewegt sich in einem weiten, offenen Horizont, wo sie das beste von sich zum Ausdruck bringen kann. Wenn der Mensch sich dagegen darauf beschränkt, nur an materielle und im Experiment überprüfbare Objekte zu denken und sich den großen Fragen über das Leben, über sich selbst und Gott verschließt, verarmt er. Das Verhältnis von Glaube und Vernunft ist für die gegenwärtig in der westlichen Welt dominierende Kultur eine ernste Herausforderung.“
Da die Verhältnisbestimmung von Glaube und Vernunft grundlegend ist für ein modernes Wissenschaftsverständnis, überrascht es nicht, wenn Papst Benedikt XVI. vor den Teilnehmern der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften auch darauf zu sprechen kam. Am 8. November 2012 sagte er in der Sala Clementina in Rom:
„Ich bin überzeugt, dass beim großen menschlichen Abenteuer des Versuchs einer Entschlüsselung der Geheimnisse des Menschen und des Universums ein ständiger Dialog und eine Zusammenarbeit zwischen der Welt der Wissenschaft und der Welt des Glaubens dringend notwendig sind, um eine Kultur des Respekts aufzubauen im Hinblick auf den Menschen, die Menschenwürde, die Rechte des Menschen, die Zukunft unserer Menschenfamilie und die nachhaltige Entwicklung unseres Planeten. Ohne dieses notwendige Zusammenspiel verlassen die großen Fragen der Menschheit den Bereich der Vernunft und Wahrheit und werden dem Irrationalen, dem Mythos und der Gleichgültigkeit überlassen, zum großen Schaden der Menschheit, des Friedens in der Welt und unserer letzten Bestimmung.“
(vatican news)
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