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Papst Franziskus beim Besuch einer italienischen Pfarrei 2014 Papst Franziskus beim Besuch einer italienischen Pfarrei 2014 

Papst: Das Herz des guten Hirten haben

Papst Franziskus hat Christen dazu aufgerufen, anderen Menschen nahe zu sein und ihnen stets mit einem offenem Herzen zu begegnen. Es gelte, sich an Jesus zu orientieren und wie er als „guter Hirte" gerade auch für verlorene Schafe - etwa Menschen, die sich von der Kirche abwenden - da zu sein, sagte das Kirchenoberhaupt diesen Mittwoch bei seiner Generalaudienz.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Der Papst hatte vergangenen Mittwoch eine neue Katechesenreihe seiner Generalaudienzen begonnen: Der Eifer für die Evangelisierung, das soll das Thema sein. In der Audienzhalle ging er dieses Mal besonders auf Jesus als „Vorbild der Verkündigung" ein. Jesus habe stets durch das Gebet in inniger Verbundenheit mit Gott gestanden und sei zugleich auch den Menschen nahe gewesen:

„So bietet er uns den Schlüssel für sein Handeln auf der Welt: Sich für die Sünder hingeben, sich mit uns solidarisieren, ohne Distanz, völlig das Leben teilend. In der Tat wird er, wenn er über seine Mission spricht, sagen, dass er nicht gekommen sei, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben (vgl. Mk 10,45). Jeden Tag, nach dem Gebet, widmet Jesus seinen ganzen Tag der Verkündigung des Reichs Gottes an die Menschen..., besonders gegenüber den ärmsten und schwächsten, den Sündern und Kranken (vgl. Mk 1, 32-39). Jesus ist in Kontakt mit dem Vater, im Gebet, und dann mit den Leuten...", betonte der Papst.

Zum Hören: Papst Franziskus bei der Generalaudienz über Jesus als Vorbild für Christen - das Beispiel des guten Hirten (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz diesen Mittwoch
Papst Franziskus bei der Generalaudienz diesen Mittwoch

„Jesus ist in Kontakt mit dem Vater, im Gebet, und dann mit den Leuten“

Was das konkret im Alltag bedeutet, dazu empfahl Franziskus allen die Lektüre des 15. Kapitels des Lukasevangeliums, das unter anderem das Gleichnis vom guten Hirten enthält:

„Wer bei Jesus ist, der entdeckt, dass sein Hirtenherz immer schlägt für alle, die sich verirrt haben, verloren und entfernt sind. Und unser Herz? ... Wir haben das Gleichnis vom verlorenen Schaf gehört, enthalten im 15. Kapitel des Lukasevangeliums (Verse 4-7). Jesus spricht auch von der verlorenen Drachme und dem verlorenen Sohn. Wenn wir unseren apostolischen Eifer fördern wollen, sollten wir das 15. Kapitel des Lukasevangelium wirklich immer vor Augen haben. Lest es häufig! Dort entdecken wir, was apostolischer Eifer ist. Dort entdecken wir, dass Gott nicht einfach nur da steht und seine eingezäunte Herde betrachtet und sie auch nicht bedroht, damit sie nicht wegläuft. Vielmehr ist es so, wenn ein Schaf ausbricht und sich verläuft, gibt er es nicht auf, sondern sucht es. Er sagt nicht: Es ist abgehauen, seine Schuld, seine Angelegenheit!. Das Herz des Hirten reagiert anders: Es leidet und es riskiert."

Mitleiden und etwas riskieren

Gott leide, wenn sich Menschen von ihm entfernten und mache sich auf, sie zu suchen - so wie der Hirte das verlorene Schaf, auch wenn er dabei etwa riskiere, indem er die restliche Herde verlasse, führte der Papst aus:

„Ohne diese Liebe, die leidet und riskiert, geht unser Leben nicht“

„Die Sehnsucht nach denen, die weggegangen sind - das ist ein Kontinuum bei Jesus.  Jesus lehrt uns die Sehnsucht nach denen, die gegangen sind. Und wir? Wenn wir hören, dass jemand die Kirche verlassen hat, was sagen wir? Der soll sehen, wie er zurechtkommt... Nein! Jesus lehrt uns die Sehnsucht nach denen, die gegangen sind. Jesus fühlt nicht Wut oder Groll , er hat eine unverringerbare Sehnsucht nach uns. Jesus hat Sehnsucht nach uns, und das ist der Eifer Gottes."

Papst Franziskus streichelt ein Lämmchen
Papst Franziskus streichelt ein Lämmchen

Alle Christen rief Papst Franziskus auf, wie Jesus, der gute Hirte, stets zu den anderen hin zu gehen und ihnen die „Freude eines Vaters zu bezeugen, der sie liebt und nicht vergessen hat". Die Verkündigung des Glaubens dürfe jedoch niemals Proselytismus sein, bekräftigte der Papst erneut:

„Es geht - wie gesagt - nicht um Proselytismus, damit die anderen einer von uns werden, nein, das ist nicht christlich. Sondern es geht darum, zu lieben, damit sie glückliche Kinder Gottes sein mögen. Bitten wir im Gebet um die Gnade eines pastoralen, offenen Herzens. Und dass wir allen nahe sein mögen - um ihnen die Botschaft des Herrn zu bringen und auch von ihnen zu hören, dass sie Sehnsucht nach Christus haben. Denn ohne diese Liebe, die leidet und riskiert, geht unser Leben nicht. Wenn wir Christen nicht diese Liebe haben, die leidet und riskiert, riskieren wir, nur uns selbst zu weiden. Hirten nur für uns selbst, und nicht Hirten der Herde... Hirten für alle (sollten wir sein)! Danke."

Papst Franziskus mit Ordensfrauen bei der Generalaudienz diesen Mittwoch
Papst Franziskus mit Ordensfrauen bei der Generalaudienz diesen Mittwoch

(vatican news - sst) 

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18. Januar 2023, 10:45