Franziskus mit Alejandro Arellano Cedillo, dem Dekan der Rota, an diesem Freitag Franziskus mit Alejandro Arellano Cedillo, dem Dekan der Rota, an diesem Freitag 

Papst: Die Ehe nicht idealisieren, sondern stark machen

Die Ehe nicht idealisieren, sondern die Bindung der Eheleute stärken und sie durch Krisen begleiten – dazu hat Papst Franziskus an diesem Freitag in einer Rede vor Kirchenrichtern der Rota Romana aufgerufen.

Franziskus empfing die Richter, die hauptsächlich mit Ehenichtigkeitsverfahren befasst sind, anlässlich der Eröffnung des neuen Gerichtsjahres im Vatikan. Die Rota Romana ist eines der höchsten Kirchengerichte.

Der Papst rief vor den Prälaten zu einem tieferen Verständnis der Ehe auf. Die Ehe sei weder ein Ideal noch eine Formalität, weder eine Zeremonie noch ein gesellschaftliches Ereignis. „Jede echte Ehe, auch die nicht-sakramentale, ist ein Geschenk Gottes an die Eheleute“, betonte Franziskus. Im Bund von Mann und Frau treffe die „zerbrechliche menschliche Liebe“ auf die „göttliche, immer treue und barmherzige Liebe“, formulierte er. Dass heute viele Familien in der Krise seien, habe mit einer „praktischen Unkenntnis über die Ehe“ zu tun.

Tausende konkrete Gesten

„Die Ehe sollte nicht idealisiert werden, also ob es sie nur dort gäbe, wo es keine Probleme gibt“, schärfte der Papst ein. Es gehe schließlich um reale, konkrete Familien „mit all ihren Leiden, Kämpfen, Freuden und ihrem täglichen Ringen“, so Franziskus mit einem Zitat aus seinem Apostolischen Schreiben Amoris laetitia (2016).

„Wenn man in der Familie lebt, ist es schwierig zu heucheln und zu lügen; wir können keine Maske aufsetzen. Wenn die Liebe diese Echtheit beseelt, dann herrscht der Herr dort mit seiner Freude und seinem Frieden. Die Spiritualität der familiären Liebe besteht aus Tausenden von realen und konkreten Gesten. In dieser Mannigfaltigkeit von Gaben und Begegnungen, die das innige Miteinander reifen lassen, hat Gott seine Wohnung“ (Amoris laetitia, 315).

Dauerhafte Ehe keine „Fessel“

Keine Idealisierung also - und doch betone Franziskus die Notwendigkeit, bei der Ehe auf die Dauer der Verbindung zu zielen. Diese Dauer stehe übrigens nicht automatisch im Gegensatz zur Echtheit und Freiheit der Liebe, so der Papst. Die Ehe als „Bindung der Liebe“ sei ein „göttliches Geschenk“ und „Quelle der wahren Freiheit“, die das Eheleben schütze. Das müsse auch das Anliegen der Ehepastoral sein:

„In diesem Sinne muss die Seelsorge in der Vorbereitung auf die Ehe und die Ehepastoral vor allem eine Seelsorge des Ehebandes sein, wo Elemente vermittelt werden, die helfen, sowohl die Liebe reifen zu lassen als auch die schweren Zeiten zu überstehen“, so der Papst.

Praktische Hilfe bei Krisen

Es gehe dabei nicht allein um „doktrinelle Überzeugungen“ oder „spirituelle Ressourcen“, sondern auch um praktische Hilfen und „psychologische Orientierungen“ (vgl. Amoris Laetitia, 211), präzisierte Franziskus. Vor allem bei der Begleitung von Ehepaaren in der Krise sei manchmal eine Zusammenarbeit der Kirche mit den Humanwissenschaften erforderlich. Wesentlich in der Ehepastoral sei, „das Bewusstsein für das im Sakrament der Ehe empfangene Geschenk (der Ehe, Anm.) zu erneuern“.

„In der Komplexität konkreter Situationen (…) ist dieses Licht auf die eigene Ehe ein wesentlicher Bestandteil des Versöhnungsweges. So wird die Zerbrechlichkeit, die immer bleibt und auch das eheliche Leben begleitet, dank der Kraft des Heiligen Geistes nicht zum Bruch führen.“

Die Liebe zwischen Mann und Frau bedürfe „ständiger Läuterung und Reifung“, hielt der Papst fest. Verborgene Krisen würden dabei nicht durch Verschweigen gelöst, sondern letztlich durch gegenseitiges Verzeihen.

(vatican news – pr)

 

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27. Januar 2023, 12:49