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Papst Benedikt XVI. Papst Benedikt XVI. 

Radioakademie „In memoriam Benedikt XVI.“ – Teil 1

Das geistige Erbe von Papst Benedikt XVI. steht im Mittelpunkt unserer Radioakademie im Januar. In der ersten Folge beschäftigt sich Gudrun Sailer mit den drei Enzykliken des deutschen Papstes.

Zwei Dinge sind es wohl, die von Papst Benedikt XVI. auf Dauer bleiben werden. Das eine sind seine Schriften. Das andere ist sein Amtsverzicht. Sein Schreiben und Sprechen, über Jahrzehnte - und sein finaler Sprech-Akt: sein „Ich trete ab“.

Wie aber und was sprach er? Joseph Ratzinger wurde 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt. Ein Charismatiker, ein Meister der symbolischen Gesten. Benedikt widerstand der Versuchung, seinen unnachahmlichen Vorgänger zu imitieren. Er setzte auf das Wort. Als Theologe, als Gelehrter, versuchte er, das inhaltliche Profil des Glaubens neu zu schärfen. Die Schönheit des Glaubens wollte der Papst aus Deutschland zum Leuchten bringen, die Freundschaft mit Jesus in den Getauften stärken und den Nachweis führen, dass Glauben vernünftig und Vernunft auf den Glauben angewiesen ist. Benedikt, der abendländische Papst vom Beginn des 3. Jahrtausends, wollte dem Schwinden des christlichen Glaubens in Westeuropa und Nordamerika entgegensteuern.

Papst Benedikt XVI., frisch gewählt 2005
Papst Benedikt XVI., frisch gewählt 2005

Seinen drei Enzykliken gilt der erste Teil unserer Sendereihe: Deus Caritas Est, über die christliche Liebe, von 2005; Spe Salvi, über die christliche Hoffnung, von 2007; und Caritas in Veritate, die als Benedikts Sozialenzyklika gilt, von 2009.

Deus Caritas Est – über die christliche Liebe (2005)

„Gott und die Liebe des Menschen sind Bedingung für den Frieden in der Welt“: So hat Papst Benedikt selbst bei einer Generalaudienz das Anliegen seiner Enzyklika „Deus Caritas Est“ zusammengefasst. „In dieser Enzyklika möchte ich den Begriff Liebe in seinen verschiedenen Dimensionen zeigen.“

Die Einheit zwischen der Liebe Gottes zum Menschen und der Liebe zwischen Menschen in Paar- und Familienform gehörte schon bisher zur christlichen Lehre, erfährt aber nun durch Benedikt eine Weitung. Die Gottes- und die Menschenliebe (Agape und Eros) werden direkt zur Liebe der Kirche für den Anderen, besonders für den Armen, kurz: zur Nächstenliebe (Caritas). Und hier kommt das Handeln ins Spiel.

„Ich versuche auch zu zeigen, dass der ganz und gar persönliche Akt der Liebe, der von Gott kommt und uns geschenkt wird, ein einziger Akt der Liebe ist. Er muss auch als kirchlicher – organisatorischer – Akt zum Ausdruck kommen. Praktisch muss die Kirche als Kirche, als Gemeinschaft, als Institution lieben.“

Hier ein Ausschnitt aus Teil 1 der Radioakademie "In memoriam Benedikt XVI."

Spe Salvi - über die christliche Hoffnung (2007)

Benedikts zweite Enzyklika leuchtet den Hoffnungshorizont des Glaubens aus. Der deutsche Papst erklärt darin, dass die christliche Hoffnung nicht als Jenseitsvertröstung zu verstehen ist, sondern dass sie immer auch eine gemeinschaftliche Dimension hat. Hoffnung, erklärt Benedikt, muss Folgen in der Lebenspraxis haben. Doch ohne Gott - keine Hoffnung, betont Benedikt. „Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe.“ Also durch Gott.

„Die Entwicklung der modernen Wissenschaft hat immer mehr den Glauben und die Hoffnung in die Sphäre des Privaten und Individuellen ausgegrenzt, so dass es heute sehr deutlich und mitunter auf dramatische Weise sichtbar wird, das der Mensch und die Welt Gott brauchen – den wahren Gott! –, denn andernfalls bleiben sie ohne Hoffnung. Die Wissenschaft hat großen Anteil am Wohl der Menschheit, es liegt jedoch nicht in ihrer Macht, sie zu erlösen. Auf Christus hoffen wir, ihn erwarten wir!“

Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI.

Caritas in veritate – über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit (2009)

Die dritte Enzyklika von Papst Benedikt XVI. reagiert auf die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2009. Der deutsche Papst sieht diese Krise als Chance für ein Überdenken des westlichen Wirtschaftssystems. Caritas in Veritate ist die „Sozialenzyklika“ von Papst Benedikt – und beim Lesen aus heutiger Sicht überrascht, wie vieles davon sich nach Papst Franziskus anhört.

„In dieser Enzyklika über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen geht es nicht darum, technisch-praktische Lösungen für die großen wirtschaftlichen Probleme unserer Zeit anzubieten“, sagte Papst Benedikt selbst über „Caritas in Veritate“. Zwar bietet dieses Lehrschreiben eine Globalisierungskritik mit konkreten Punkten, so wendet sich Benedikt gegen hohe Grenzzölle der reichen Länder zu Lasten der armen. Und doch: Es geht ihm um den großen Horizont.

„Mensch ist auch Seele“


„Die wichtigen Fragen unserer Gesellschaft reichen weit über die rein operative Ebene hinaus und müssen im größeren Gesamtzusammenhang gesehen werden. Daher wollte ich in Erinnerung rufen, dass die umfassende Entwicklung eines jeden Menschen und der ganzen Menschheit nur in Christus und auf Christus hin erfolgen kann. Die Erneuerung unserer Gesellschaft, die vielerorts krankt, bedarf eines ernsthaften Nachdenkens über den tiefen Sinn der Wirtschaft, der Finanzen und der Politik. Dieses Nachdenken muss auf der Wahrheit über den Menschen als solchen und seiner Beziehung zu den Mitmenschen beruhen. Dazu gehört, dass der Mensch nicht nur Leib, sondern auch Seele ist und seine ganzheitliche Entwicklung daher das geistige Wachstum einschließt.”

Ganze Radioakademie auf CD

In unserer Radioakademie lassen wir Papst Benedikt über weite Strecken selbst zu Wort kommen. Die Sendereihe läuft an den vier Januar-Sonntagen 2023 in unserem Programm. Sie können die vier Folgen darüber hinaus gesammelt auf CD gegen einen Unkostenbeitrag ordern. Bestellungen bitte an cd@vaticannews.de - unser Freundeskreis von Radio Vatikan versendet aus Deutschland.

(vatican news – gs)

 

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08. Januar 2023, 14:42