Radio-Akademie: Friedensdiplomatie der Päpste seit 1870, Folge 4
„Die Päpste Johannes XXIII. und Paul VI. schauten mit Vertrauen auf diese wichtige Institution als Zeichen unserer Zeit voller Bedeutung und Hoffnung. Und auch derjenige, der jetzt vor Ihnen spricht, hat seit den ersten Monaten seines Pontifikats mehrfach die gleiche Zuversicht und Überzeugung wie seine Vorgänger ausgedrückt. Diese zuversichtliche Überzeugung des Apostolischen Stuhls erwächst, wie gesagt, nicht aus rein politischen Gründen, sondern gerade aus der religiösen, moralischen Natur der Sendung der römisch-katholischen Kirche.“
Mit diesen Worten wandte sich Johannes Paul II. am 2. Oktober 1979 an die UN-Vollversammlung in New York, in einer Linie mit seinen Vorgängern im Papstamt und mit einem deutlichen Verweis auf den allumfassenden, nicht politisch motivierten moralischen Anspruch der katholischen Kirche bei der Friedensvermittlung. Dass die Päpste trotz dieses ausdrücklich nicht politisch motivierten Engagements ernstzunehmende Gesprächspartner der internationalen Politik sind, begründet uns Jörg Ernesti, der in seinem Buch „Friedensmacht“ eine ausführliche Analyse der päpstlichen Friedenspolitik seit 1870 vorgelegt hat, als der Kirchenstaat durch die Truppen Italiens beendet wurde:
„Die Päpste haben in der Weltpolitik auch deshalb Gewicht, weil sie zu den am besten informierten Persönlichkeiten der Weltpolitik gehören. Und man darf nicht außer Acht lassen, dass es guter Brauch ist, wenn Politiker nach Italien kommen, dass sie auch zum Heiligen Stuhl kommen. Es gibt kaum ein Staatsoberhaupt, das so viele andere Staatsoberhäupter empfängt wie der Papst. Das bedeutet auch, dass Informationen mitgebracht und Einschätzungen ausgetauscht werden. Und auch wenn der Papst ins Ausland reist, besucht er natürlich auch die Staatsführung der betreffenden Länder. Auch das bedeutet wieder ein Zugewinn an Informationen, an Einschätzungen und an Einflussmöglichkeiten. Man muss auch bedenken, dass natürlich auch viele hochrangige Politiker gerade in Afrika oder in Asien katholischen Schulen besucht haben und selbst praktizierende Katholiken sind. Das mehrt natürlich zusätzlich noch den Einfluss des Heiligen Vaters in der Weltpolitik.“
Gleichzeitig macht die durch territoriale oder monetäre Interesselosigkeit geleitete Politik, das Fehlen einer eigenen Streitmacht und das ausgedehnte diplomatische Netzwerk des Heiligen Stuhls den Papst zu einem idealen Vermittler in internationalen Konflikten. Dies haben wir exemplarisch bei der Kuba-Vermittlung durch Johannes XXIII. gesehen, aber auch der aktuelle Papst Franziskus hat 2014 einen entscheidenden Durchbruch in den angespannten diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba begünstigt.
Dies und mehr in der vierten und letzten Folge unserer Radio-Akademie an diesem Sonntag. Sie können die vier Folgen der Sendereihe gesammelt auf CD bestellen. Bestellungen bitte an cd@vaticannews.de - unser Freundeskreis von Radio Vatikan versendet aus Deutschland und freut sich über Spenden, mit denen die Arbeit unserer Redaktion unterstützt werden kann.
(vatican news - cs)
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