Suche

Papst bei Messe in Juba: Waffen des Hasses niederlegen

Es war ein großes Glaubensfest am John-Garang-Mausoleum in Juba: Rund ein Fünftel der Bevölkerung von Südsudans Hauptstadt, insgesamt 100.000 Menschen, strömten noch während der Messe auf das Gelände, um an dem historischen Papstbesuch in ihrem Land teilzuhaben.

Bunte Gewänder, wehende Fähnchen und ein breites Lächeln auf den zumeist jungen Gesichtern: Auch beim letzten Programmpunkt seiner Reise in den Kongo und nach Südsudan an diesem Sonntag auf dem Gelände des John-Garang-Mausoleums wurde Papst Franziskus begeistert empfangen. Er stand der Messfeier vor, an der auch seine ökumenischen Begleiter, Erzbischof Justin Welby von Canterbury und der Moderator der reformierten schottischen Kirche Iain Greenshields, teilnahmen.

Zahlreiche Menschen strömten für die Messe auf den Mausoleums-Komplex
Zahlreiche Menschen strömten für die Messe auf den Mausoleums-Komplex

Der Papst nutzte die Gelegenheit, auch in seiner letzten Predigt während der Afrikareise einen flammenden Friedensappell an die Bevölkerung, Politiker und Behörden des jüngsten Staates der Welt abzusetzen, der seit Jahren unter den Folgen eines immer wieder aufflammenden Bürgerkriegs leidet. Gleichzeitig sprach er den Menschen Mut und Trost zu und versicherte die Leidenden ihrer Fähigkeit, Friedensstifter zu sein.

Papst Franziskus feiert die Messe in Südsudans Hauptstadt Juba - ein Bericht von Radio Vatikan

Rund 60 Prozent der Bevölkerung Südsudans bekennen sich zum christlichen Glauben. Beim Eintreffen des Papstes schwenkten viele Menschen südsudanesische Fähnchen; Tänzerinnen und Tänzer sorgten für eine ausgelassen-festliche Atmosphäre. Vor dem Podium mit dem Hauptaltar ließen ausgelegte grüne Matten das Gelände rund um den Papst ungewöhnlich frühlingshaft aussehen; neben dem Hauptaltar war eine Marienstatue mit einheimischen Gesichtszügen aufgestellt.

Fürbitten in fünf einheimischen Sprachen

Wie viele Ethnien im Südsudan zusammenleben, wurde an den Sprachen deutlich, in denen die Fürbitten vorgetragen wurden: Nicht nur Arabisch (die Sprache des nördlichen Nachbarn Sudan), sondern auch Dinka, Bari, Nuer und Zande. Präsident Salva Kiir ist Dinka, sein ehemals verfeindeter und aktuell in einer Regierung mit ihm zusammenarbeitender Kontrahent, Vizepräsident Riek Machar, ist Nuer.

Er wolle ihnen mit Jesus Christus, der „in so vielen von euch in diesem Land gekreuzigt“, aber auch „Sieger über das Böse und den Tod“ ist, Hoffnung bringen, so der Papst in seiner Predigt, in der er von den Worten des Paulus im Korintherbrief ausging, der „nichts wissen“ wollte außer den gekreuzigten Jesus.

Heilige Messe auf dem Gelände des Mausoleums-Komlexes
Heilige Messe auf dem Gelände des Mausoleums-Komlexes

„Jesus kennt euch und liebt euch. Wenn wir in ihm bleiben, brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn auch für uns wird jedes Kreuz in Auferstehung, jede Traurigkeit in Hoffnung und jede Klage in Tanzen verwandelt.“

„Wenn wir in ihm bleiben, brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn auch für uns wird jedes Kreuz in Auferstehung, jede Traurigkeit in Hoffnung und jede Klage in Tanzen verwandelt“

Sie seien das Salz der Erde, vielleicht klein und unscheinbar anmutend, aber entscheidend für den Geschmack einer Speise: So sprach Franziskus den Menschen Mut zu, die seit Jahren unter den Folgen eines ethnisch motivierten und interessengeleiteten Bürgerkriegs leiden.

Schätzungen zufolge nahmen 100.000 Menschen an der Messe teil
Schätzungen zufolge nahmen 100.000 Menschen an der Messe teil

„Wir, die wir Salz der Erde sind, sind dazu berufen, den Bund mit Gott in Freude und Dankbarkeit zu bezeugen und zu zeigen, dass wir Menschen sind, die fähig sind, Freundschaftsbande zu knüpfen, Geschwisterlichkeit zu leben, gute menschliche Beziehungen aufzubauen, um zu verhindern, dass die Verderbnis des Bösen, die Krankheit der Spaltung, der Schmutz der ungerechten Geschäfte sowie die Plage der Ungerechtigkeit die Oberhand gewinnt“, nannte Franziskus einige der Übel, mit denen auch das jüngste Land der Welt zu kämpfen hat, beim Namen.

Er wolle ihnen danken, dass sie „das Salz der Erde in diesem Land“ seien, so der Papst zu den Anwesenden: „Doch angesichts der vielen Wunden und der Gewalt, die das Gift des Hasses nähren, der Ungerechtigkeit, Elend und Armut verursacht, mag es euch vorkommen, dass ihr klein und machtlos seid.“

Frauen bei der Messe in Juba
Frauen bei der Messe in Juba

Sollten sie in Versuchung geraten, sich unzulänglich zu fühlen, müssten sie bedenken, dass auch das Salz aus „winzigen Körnchen“ bestehe, sich auflöse, „aber gerade dadurch“ dem gesamten Inhalt Geschmack verleihe, so die Ermutigung des Papstes. „So können wir Christen, auch wenn wir schwach und klein sind, auch wenn unsere Kraft angesichts der Größe der Probleme und der blinden Wut der Gewalt gering erscheint, einen entscheidenden Beitrag zur Veränderung der Geschichte leisten.“

„Entscheidenden Beitrag zur Veränderung der Geschichte“

Franziskus beschwor die Anwesenden dazu, nicht aufzugeben, sich nicht zurückzuziehen, denn „ohne unser bisschen“ verliere „alles an Geschmack“. Damit hob er die Rolle der christlichen Gemeinschaft für den Friedensprozess im Land hervor und nannte die Gegenmittel zu einer gespaltenen Gesellschaft: „Legen wir im Namen Jesu und seiner Seligpreisungen die Waffen des Hasses und der Rache nieder, um zum Gebet und zur Nächstenliebe zu greifen; überwinden wir jene Antipathien und Abneigungen, die im Laufe der Zeit chronisch geworden sind und die Gefahr bergen, Stämme und ethnische Gruppen gegeneinander aufzubringen; lernen wir, das Salz der Vergebung, das brennt, aber heilt, auf unsere Wunden zu streuen.“

Bei der Messe in Juba
Bei der Messe in Juba

Und auch wenn „unser Herz aufgrund des erlittenen Unrechts“ blute, gelte es ein für alle Mal darauf zu verzichten, „Böses mit Bösem zu beantworten“. Denn erst eine solche vergebende Einstellung könne letztlich dazu führen, dass es uns selbst gut gehe, unterstrich Franziskus: „Lasst uns das Gute, das wir sind, bewahren, lassen wir uns nicht vom Bösen verderben!“

„Dieses Land, wunderschön und leidgeprüft, braucht das Licht, das jeder von euch hat, oder besser gesagt, das Licht, das jeder von euch ist“

Die Christen müssten ein Licht sein, dass „voll Liebe“ brenne und so die Werke Gottes sichtbar mache: „Es darf nicht passieren, dass unser Licht erlischt, dass der Sauerstoff der Nächstenliebe aus unserem Leben verschwindet, dass die Werke des Bösen unserem Zeugnis die reine Luft entziehen. Dieses Land, wunderschön und leidgeprüft, braucht das Licht, das jeder von euch hat, oder besser gesagt, das Licht, das jeder von euch ist!“

Mit dem Wunsch, dass sie als positives Beispiel den Friedensprozess voranbringen und selbst Frieden erfahren mögen, beendete der Papst seine Predigt vor den Teilnehmern an der Messe, unter ihnen auch Präsident Kiir und zahlreiche weitere Autoritäten aus Politik und Gesellschaft.

(vatican news - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

05. Februar 2023, 10:22