Papst Franziskus beim Gebetstreffen mit Priestern, Diakonen, gottgeweihten Männern und Frauen, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale „Notre Dame du Congo“ in Kinshasa Papst Franziskus beim Gebetstreffen mit Priestern, Diakonen, gottgeweihten Männern und Frauen, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale „Notre Dame du Congo“ in Kinshasa 

Papst in Kathedrale von Kinshasa: Zeugnis des Friedens sein

Am vorletzten Tag seiner Reise in die Demokratische Republik Kongo hat Franziskus Geistliche und Ordensleute zu Nähe am Volk und zu Gott, Gebeten, Nächstenliebe und Barmherzigkeit aufgerufen. Der Papst mahnte die Kirchenleute, dem Volk als „Zeugen der Liebe Gottes" und als „Zeugen des Friedens" zu dienen. Das Gebetstreffen mit dem katholischen Kirchenoberhaupt in der Kathedrale „Notre Dame du Congo“ in Kinshasa war der letzte öffentliche Termin des Papstes an diesem Donnerstag.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Die schlichte Backstein-Kathedrale von Kinshasa, die noch unter der belgischen Kolonialherrschaft erbaut wurde, war zum treffen mit Papst Franziskus rappellvoll: Rund 1.200 Priester, Diakone, gottgeweihte Männern und Frauen, Ordensleute und Seminaristen füllten die Kathedrale und drumherum im Freien waren laut offiziellen Angaben rund weitere 4.000 Menschen. Priester und Ordensleute sollten die Menschen mit Trost und Hoffnung stärken und eine „Prophetie des Friedens in den Spiralen der Gewalt" sein, lautete der Appell des Papstes in seiner Ansprache.

Hier im Audio: Gebetstreffen von Papst Franziskus mit Kirchenleuten in der Kathedrale „Notre Dame du Congo“ in Kinshasa (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Die instabile Situation in der Demokratischen Republik Kongo, die bis heute unter Ausbeutung, Korruption, Konflikten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen leidet, war nämlich auch bei diesem Gebetstreffen mit Papst Franziskus präsent. Der Kardinal von Kinshasa, Fridolin Ambongo Besungu, sagte in seinem Grußwort, dass die Kirchenleute im Land ihren Dienst unter „oft schwierigen und manchmal lebensgefährlichen Bedingungen" vollbrächten. Die Worte von einer Ordensfrau, einem Seminarist und einem Priester aus dem Kongo verdeutlichten dies. In seiner Ansprache machte Papst Franziskus allen Mut, den Menschen beizustehen und für sie dazusein:

„Das Priestertum und das gottgeweihte Leben vertrocknen, wenn wir sie leben, um uns des Volkes „zu bedienen“, statt „ihm zu dienen“

„Sehen wir uns als Überbringer d(ies)er Verkündigung inmitten des Leids der Menschen. Das ist es, was es bedeutet, Diener des Volkes zu sein: Priester, Ordensschwestern, Missionare, die die Freude der befreienden Begegnung mit Jesus erfahren haben und sie anderen weiterschenken. Erinnern wir uns daran: Das Priestertum und das gottgeweihte Leben vertrocknen, wenn wir sie leben, um uns des Volkes „zu bedienen“, statt „ihm zu dienen."

Kurzvideo zum Gebetstreffen mit Papst Franziskus

Drei Herausforderungen

Papst Franziskus ging außerdem auf drei Herausforderungen beziehungsweise Versuchungen ein, die es bei der Berufung zu überwinden gelte: Geistliche Mittelmäßigkeit, weltliche Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit. Papst Franziskus prangerte nicht nur Weltlichkeit sondern auch Vorteilsnahme unter Geistlichen an. Es sei „skandalös", wenn Priester oder Ordensleute mit der Verwaltung der eigenen Finanzen und Geschäfte zum eigenen Vorteil beschäftigt seien, statt dem Evangelium zu dienen. Ebenso mahnte der Papst: „Die Menschen brauchen keine Sakralfunktionäre oder vom Volk losgelöste Akademiker“. Der Papst rief die Geistlichen vielmehr zu einem Stil der Barmherzigkeit, des Mitleids und der Zärtlichkeit auf und mahnte auch zu Gebeten und zur Beichte. Ebenso forderte er Geschwisterlichkeit und Vergebung:

„Wenn wir in den Händen Gottes fügsam bleiben, formt er uns und macht uns zu versöhnten Menschen, die es verstehen, sich zu öffnen und Dialog zu führen, andere anzunehmen und zu vergeben, Flüsse des Friedens in die trockenen Steppen der Gewalt hineinfließen zu lassen. Und wenn dann die Winde der Konflikte und der Spaltungen stürmisch wehen, können diese Menschen nicht gebrochen werden, weil sie von Gottes Liebe erfüllt sind. Seid auch ihr so: fügsam dem Gott der Barmherzigkeit, niemals gebrochen durch die Winde der Spaltung."

Der Papst in Kinshasa
Der Papst in Kinshasa

Um Brüder und Schwestern aller sein zu können, gelte es, selbst als „Zeugen der Geschwisterlichkeit" zu leben, die niemals im Krieg sind, und als „Zeugen des Friedens, die lernen, auch die Besonderheiten der Kulturen und der ethnischen Herkunft zu überwinden". Die Demokratische republik Kongo ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 200 Ethnien. Religion ist im Alltag der Kongolesen allgegenwärtig. Schätzungen zufolge gehören rund 40 bis 45 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an, ein Drittel sind Protestanten und Pfingstler, neun Prozent Muslime.

Dass Papst Franziskus sich gerade am 2. Februar, dem Fest der Darstellung des Herrn – auch Mariä Lichtmess genannt - mit den Kirchenleuten traf, war übrigens kein Zufall  – denn die katholische Kirche begeht zu diesem Datum den Tag des gottgeweihten Lebens. Üblicherweise feiert der Papst dazu eine Messe; diesmal bei seiner Papstreise gab es ein Gebetstreffen in der Kathedrale von Kinshasa. Als letzten Programmpunkt stand am Donnerstagabend für Papst Franziskus, der übrigens selbst dem jesuitenorden angehört - ein Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens auf dem Programm. Das war allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

(vatican news-sst)

Der Papst in Kinshasa
Der Papst in Kinshasa

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02. Februar 2023, 17:59