„Sieh auf unser Elend“: Papst betet bei Filmvorführung um Frieden in der Ukraine

Papst Franziskus hat am Jahrestag des Ukraine-Krieges für Frieden gebetet und den „Geist des Krieges“ verurteilt. „Lasst uns für die Ukraine beten und unsere Herzen für die Trauer öffnen“, sagte er am Freitag nach einer Filmvorführung im Vatikan.

Gemeinsam mit 240 Gästen, darunter Flüchtlingen und Mitgliedern der ukrainischen Gemeinde Rom, sah sich Franziskus am Freitagnachmittag den Dokumentarfilm „Freedom on Fire: Ukraine's Fight for Freedom“ in der neuen Synodenaula im Vatikan an. Regisseur Jewgeni Afinejewski dokumentiert in der ukrainisch-britisch-amerikanischen Produktion die Anfänge der russischen Invasion in der Ukraine 2022 aus der Sicht der ukrainischen Bürger.

„Als Gott den Menschen schuf, sagte er, er solle die Erde nehmen, sie wachsen lassen, sie schön machen. Der Geist des Krieges ist das Gegenteil: zerstören, zerstören, nicht wachsen lassen, alle zerstören, Männer, Frauen, Kinder, alte Menschen, alle“, sagt der sichtlich betroffene Papst am Freitag nach der Vorführung des Films im Vatikan. Am Jahrestag des Ukraine-Krieges appellierte er: „Lasst uns auf die Ukraine schauen, lasst uns für die Ukraine beten und unsere Herzen für die Trauer öffnen.“

Filmvorführung am Freitag im Vatikan
Filmvorführung am Freitag im Vatikan
Mittendrin: Papst Franziskus saß mitten im Publikum und ließ seinen Gehstock bei dieser Gelegenheit gerne mal los
Mittendrin: Papst Franziskus saß mitten im Publikum und ließ seinen Gehstock bei dieser Gelegenheit gerne mal los
Am Freitag in der neuen  Synodenaula
Am Freitag in der neuen Synodenaula

Neben Flüchtlingen aus der Ukraine und Mitgliedern der ukrainischen Gemeinschaft in Rom waren im Publikum auch Vertreter von Hilfsvereinigungen und der päpstliche Almosenpfleger, Kardinal Konrad Krajewski, anwesend. „Schämen wir uns nicht, zu leiden und zu weinen, denn ein Krieg ist Zerstörung, ein Krieg vermindert uns immer“, sagte der Papst, der im Publikum unweit einer jungen Mutter mit Kind saß, einer der Protagonisten des Dokumentarfilms. „Möge Gott uns das begreifen lassen“, fügte Franziskus hinzu.

Hier zum Nachhören

Begegnung mit Betroffenen des Krieges

Der Mann der jungen Frau sitzt in russischer Kriegsgefangenschaft. Sein Sohn Sviatoslav spielte während der Filmvorführung mit dem Gehstock des Papstes, der ihn zwischendurch anlächelte und streichelte. Die Mutter eines weiteren ukrainischen Soldaten, der von der russischen Armee im Stahlwerk Asowstal in Mariupol gefangengenommen worden war, berichtetet dem Papst nach der Filmvorführung, ihr Sohn habe in der Haft 40 Kilogramm abgenommen. Sie überreichte dem Papst eine Blume, Symbol des ukrainischen Widerstandes, eine gelb-blaue Ukraine-Flagge, die Franziskus küsste und segnete, und einen Sack Salz, was ein typisches Geschenk in der Ukraine ist.

Franziskus spricht mit Hilfe eines Dolmetschers mit der Mutter eines Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft
Franziskus spricht mit Hilfe eines Dolmetschers mit der Mutter eines Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft
Er küsst die ukrainische Flagge, eines der Geschenke der Ukrainerin
Er küsst die ukrainische Flagge, eines der Geschenke der Ukrainerin

 

Franziskus sprach bei der Begegnung am Freitag ein Gebet, in dem er um Frieden und Heilung bat:

„Säe in uns den Samen des Friedens“

„Heiliger Vater, der du im Himmel bist, sieh auf unser Elend, sieh auf unsere Wunden, sieh auf unseren Schmerz, sieh auch auf unseren Egoismus, unsere niederen Interessen und die Fähigkeit, uns selbst zu zerstören. Heile, heile unsere Herzen, heile unseren Verstand, heile unsere Augen, damit sie die Schönheit sehen, die du geschaffen hast, und sie nicht in Selbstsucht zerstören. Säe in uns den Samen des Friedens. Amen.“

Betroffenheit im Publikum; viele der Anwesenden sind aus der Ukraine oder haben dort Familienangehörige
Betroffenheit im Publikum; viele der Anwesenden sind aus der Ukraine oder haben dort Familienangehörige

„Freedom on Fire: Ukraine's Fight for Freedom“ ist ein ukrainisch-britisch-amerikanischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2022, der bei der 79. Ausgabe der Filmfestspiele von Venedig außer Konkurrenz uraufgeführt wurde. Geschrieben und gedreht wurde er von dem sowjetisch-israelischen Regisseur und Filmproduzenten Jewgeni Afinejewski. Der 1972 in der damaligen Sowjetunion Geborene war 1991 mit 17 Jahren nach Israel ausgewandert.

(vatican news – pr)
 

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25. Februar 2023, 09:00