Papst: „Barmherzigkeits-Brutstätten“ statt Nester des Hasses
Mario Galgano - Vatikanstadt
Jeden ohne Vorurteile aufnehmen, den Brüdern und Schwestern mit dem Ohr des Herzens zuhören, großzügig die Vergebung Gottes verteilen, die Verfügbarkeit der Beichtstühle auch im Hinblick auf das bevorstehende Heiligen Jahr 2025 garantieren: Dies war der Kern der Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer des 33. Kurses des Internen Forums, der von der Apostolischen Pönitentiarie vom vergangenen Montag bis zum 24. März organisiert wurde. Die Kursteilnehmer wurden an diesem Donnerstag vom Papst in Audienz empfangen.
Gebt Barmherzigkeit, sonst geht ihr nicht zum Beichtstuhl
Der Papst dankte der Pönitentiarie für ihren Beitrag zur Vorbereitung von guten Beichtvätern. Er ermutigte die Pönitentiarie, diese Ausbildungsaufgabe fortzusetzen, „die der Kirche so viel Gutes tut, weil sie dazu beiträgt, den Saft der Barmherzigkeit in ihren Adern zirkulieren zu lassen“. Durch ihr Handeln unterstreiche sie, wie wichtig es sei, diejenigen, die das Geschenk der Versöhnung empfangen wollen, nicht zu beschimpfen oder ihnen eine Buße aufzuerlegen, die sie nicht tun könnten. „Wenn jemand keine Lust hat, ein Geber der Barmherzigkeit zu sein, der Jesus empfängt, soll er nicht in den Beichtstuhl gehen“, wiederholte er. Dann zitiert der Pontifex Evangelii gaudium und wies darauf hin:
„Indem die Kirche aus der Barmherzigkeit lebt und sie allen anbietet, verwirklicht sie sich selbst und erfüllt ihr apostolisches und missionarisches Handeln. Man könnte fast sagen, dass die Barmherzigkeit zu den 'Noten' gehört, die der Kirche eigen sind, insbesondere lässt sie die Heiligkeit und die Apostolizität aufleuchten.“
Verfügbarkeit und Begleitung auf dem Weg der Buße
Der Papst betonte, dass „es nicht möglich ist, gerade in dieser Fastenzeit die Aufmerksamkeit auf die Ausübung der pastoralen Nächstenliebe zu richten, die sich gerade in der uneingeschränkten und vorbehaltlosen Verfügbarkeit der Priester für die Ausübung des Dienstes der Versöhnung konkret und in hervorragender Weise ausdrückt“. Es sei gerade die Verfügbarkeit, auf die es seiner Meinung zu achten gebe:
„Die Verfügbarkeit des Beichtvaters zeigt sich in bestimmten am Evangelium orientierten Haltungen. Zunächst in der vorurteilslosen Aufnahme aller, denn nur Gott weiß, welche Gnade jederzeit in den Herzen wirken kann; dann im Hören auf die Brüder und Schwestern mit dem Ohr des Herzens, das wie das Herz Christi verwundet ist; in der Lossprechung der Pönitenten, indem er großzügig die Vergebung Gottes austeilt; in der Begleitung des Bußweges, ohne ihn zu forcieren, indem er mit dem Tempo der Gläubigen Schritt hält, mit Geduld und ständigem Gebet.“
Die Wiederentdeckung der Beichte, auch im Hinblick auf das Heilige Jahr
Franziskus forderte die Priester zur Großherzigkeit auf, weil er wisse, dass der Priester selbst als Pönitent ein Sünder und zugleich ein Diener der Barmherzigkeit sei. Er wiederholte dies zweimal. Und mit der gleichen Formel wie zuvor fügte er hinzu: „Das ist eure Wahrheit. Wer sich nicht sündig fühlt, soll bitte nicht in den Beichtstuhl gehen.“ Dann warf der Pontifex einen Blick auf das kommende Heilige Jahr, das die Weltkirche einbeziehen wird:
„Dieses Bewusstsein wird dafür sorgen, dass die Beichtstühle nicht verwaist bleiben und dass es den Priestern nicht an Verfügbarkeit mangelt. Der Evangelisierungsauftrag der Kirche läuft zu einem großen Teil über die Wiederentdeckung der Gabe der Beichte, auch im Hinblick auf das bevorstehende Heilige Jahr 2025. Ich denke dabei an die Pastoralpläne der Teilkirchen, in denen der Dienst der sakramentalen Versöhnung niemals fehlen darf. Ich denke insbesondere an die Pönitentiarie in jeder Kathedrale, an die Pönitentiarien in den Heiligtümern; ich denke vor allem an die regelmäßige Anwesenheit eines Beichtvaters mit ausreichend Zeit in jedem pastoralen Raum sowie in den Kirchen, die von Ordensgemeinschaften betreut werden, damit immer ein Pönitentiar Dienst hat. Immer, niemals leere Beichtstühle! ,Aber die Leute kommen nicht…´, sagt dann einer. Dann lesen Sie etwas, beten Sie; aber warten Sie, es wird kommen.“
Nichts besiegt das Böse mehr als die göttliche Barmherzigkeit
Papst Franziskus zufolge sei es notwendig, den Zugang der Gläubigen zu dem, was er die „Begegnung der Liebe“ nennt, nämlich die Beichte, so weit wie möglich zu erleichtern, indem man sich von der ersten Beichte der Kinder an darum kümmert und diese Aufmerksamkeit auf die Orte der Sorge und des Leids ausweitet. Die Vergebung, so erinnert der Nachfolger Petri, ist eine Streicheleinheit für die Seele: Nur Gott „kennt und liebt die Schafe, eines nach dem anderen, besonders die schwächsten und am meisten verwundeten“. Dann weitet sich der Blick des Papstes auf die Spannungen in der Welt, die sich oft in Hass und Gewalt äußern:
„In der Welt, wir sehen es leider jeden Tag, fehlt es nicht an Brutstätten des Hasses und der Rache - wir sehen es. Wir Bekenner müssen also die ,Brutstätten der Barmherzigkeit´ vermehren. Vergessen wir nicht, dass wir uns in einem übernatürlichen Kampf befinden, einem Kampf, der in unserer Zeit besonders virulent erscheint, auch wenn wir den endgültigen Ausgang des Sieges Christi über die Mächte des Bösen bereits kennen, aber der Kampf ist immer noch da. Dieser Sieg findet wirklich jedes Mal statt, wenn ein Pönitent die Absolution erhält. Nichts vertreibt und besiegt das Böse mehr als die göttliche Barmherzigkeit.“
Niemals ein Gespräch mit dem Teufel, der Beichtvater spielt nicht den Psychiater
An dieser Stelle eröffnete der Papst einen weitreichenden Exkurs, indem er vom vorbereiteten Text abwich:
„Jesus hat uns gelehrt, niemals mit dem Teufel zu sprechen: niemals! Auf die Versuchung in der Wüste antwortete er mit dem Wort Gottes, aber er ließ sich nicht auf einen Dialog ein. Seien Sie im Beichtstuhl vorsichtig: Führen Sie niemals einen Dialog mit dem Bösen, niemals! Gebt dem Gerechten Vergebung und öffnet ihm ein paar Türen, damit er weitergehen kann; aber werdet bitte niemals Psychiater oder Psychoanalytiker: nein, geht niemals in diese Dinge hinein. Wenn jemand von Ihnen diese Berufung hat, dann tun Sie das woanders, aber nicht im Beichtstuhl. Und das ist ein Dialog, der mit einem Moment der Barmherzigkeit nichts zu tun hat. Ihr müsst nur über Vergebung nachdenken und darüber, wie man zurechtkomme... ,Und bist du reumütig?´ - ,Nein´ - ,Aber belastet dich das nicht?´ - ,Nein´ - ,Aber würdest du denn überhaupt Reue zeigen wollen?´ -,Ich wünschte es.´ Es gibt die Tür, aber suche immer nach der Tür, um mit Vergebung einzutreten. Wenn du nicht durch die Tür eintreten kannst, dann durch das Fenster. Aber suche immer, um mit Vergebung einzutreten. ,Es ist ein großmütiges Verzeihen. Lass es das letzte Mal sein, das nächste Mal vergebe ich dir nicht.´ So zu antworten, nein, das geht nicht.“
Abschließend betonte der Papst, wie reichhaltig die Vergebung Gottes sei, und lobte die Entscheidung der Pönitentiarie, die Tage des Ausbildungskurses mit einer Bußfeier abzuschließen, die an diesem Freitag in der Kirche Santo Spirito in Sassia stattfinden wird, und lud dazu ein, „diese natürliche Erweiterung der Barmherzigkeit, die der Ablass ist, wiederzuentdecken, theologisch zu vertiefen und pastoral zu verbreiten - auch im Hinblick auf das Heilige Jahr“.
(vatican news)
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