„Beichten: Kein Tribunal, sondern eine Umarmung“
Der Papst war am Freitagnachmittag in die Pfarrkirche Santa Maria al Trionfale gekommen, um dort „24 Stunden für den Herrn“ zu eröffnen, eine Fastenzeit-Initiative des Gebets und der Versöhnung. Mehr als zwei Stunden dauerte die Bußfeier in der modernen, schlichten Kirche, die sich in einem neueren Stadtviertel ein paar hundert Meter unterhalb der Vatikanischen Museen erhebt.
Viele Gläubige nahmen während der Bußfeier die Gelegenheit zur Beichte war; einige beichteten auch beim Papst. Unter den Priestern in der Pfarrkirche, bei denen man beichten konnte, waren auch der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der das Bistum nach einem Finanzskandal verlassen hat und mittlerweile im Vatikan arbeitet, sowie der italienische Kardinal Angelo Becciu. Beccius Finanzgebaren in seiner Zeit im vatikanischen Staatssekretariat ist derzeit Gegenstand eines Prozesses vor dem Vatikan-Gericht.
„Gott wartet auf uns, um unsere Wunden zu berühren“
Franziskus, der 2016 ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit durchgeführt hat, erinnerte in seiner Predigt eindringlich daran, dass Gott immer auf uns warte, um „unsere Wunden zu berühren“. Das Sakrament der Versöhnung – so heißt die Beichte seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil – sei „kein menschliches Tribunal, vor dem man sich fürchten muss, sondern eine göttliche Umarmung, in der man getröstet wird“.
Bei seinem Eintreffen in der Pfarrei unterhielt sich der Papst mit einigen der dort aktiven Gruppen, darunter den katholischen Pfadfindern. Während der Bußfeier trug er eine violette Stola über dem weißen Papstgewand; ein Chor intonierte das Kyrie. Schon im letzten Jahr hat Franziskus eine vergleichbare Fasten-Initiative mit einer Bußzeremonie eröffnet, damals im Petersdom.
Nur das Gebet der Armen dringt durch die Wolken
Eindringlich warnte Franziskus in seiner Hybris Glaubende oder in einer Pfarrei Engagierte davor, sich für etwas Besseres zu halten. Wer sich anmaße, „gerecht und besser als andere zu sein“, könne „keinen Platz für Gott schaffen“; der Platz Gottes werde von seinem „Ich“ eingenommen. „So führt er, auch wenn er Gebete spricht und heilige Handlungen vollzieht, keinen wirklichen Dialog mit dem Herrn. Wie oft passiert das in der Pfarrei!“
Dagegen erinnere die Bibel daran, dass „nur das Gebet der Armen die Wolken durchdringt“, so der Papst. Nur wer sich selbst wirklich als heilsbedürftig und sündig empfinde und vor Gott nicht auf seine Verdienste poche, finde den Herrn. Dementsprechend lud Franziskus zu einer Gewissenserforschung ein: „Bin ich eingebildet? Glaube ich, dass ich besser bin als andere? Schaue ich auf jemanden herab?“
Einladung zur Gewissenserforschung
Die Gewissenserforschung spielt für Jesuiten eine besondere Rolle; auch Papst Franziskus gehört dem Jesuitenorden an. An diesem Freitagabend machte er beispielhaft klar, wie er sich so eine eingehende Selbstbefragung im Angesicht Gottes vorstellt.
„Wenn ich Dich vergesse oder vernachlässige, wenn ich meine eigenen Worte und die der Welt über Dein Wort stelle, wenn ich mich anmaße, gerecht zu sein und andere verachte, wenn ich über andere schwatze – o Gott, erbarme Dich meiner, eines Sünders. Wenn ich mich nicht um die Menschen um mich herum kümmere, wenn ich gleichgültig bin gegenüber den Armen und Leidenden, den Schwachen und Ausgegrenzten – o Gott, erbarme dich meiner, des Sünders.“
Den „Refrain“ – Gott, erbarme dich meiner, eines Sünders – ließ der Papst die Anwesenden in der Pfarrkirche wiederholen.
„Für meine Sünden gegen das Leben, für mein schlechtes Zeugnis, das das schöne Antlitz der Mutter Kirche befleckt, für meine Sünden gegen die Schöpfung, o Gott, erbarme dich meiner, eines Sünders. Für meine Unwahrheiten, meine Unehrlichkeit, meinen Mangel an Transparenz und Legalität – o Gott, erbarme dich meiner, eines Sünders. Für meine verborgenen Sünden, für das Böse, das ich, ohne es zu merken, anderen zugefügt habe, für das Gute, das ich hätte tun können und nicht getan habe – o Gott, erbarme dich meiner, eines Sünders.“
(vatican news – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.