Die Audienz im Vatikan Die Audienz im Vatikan 

Papst: Krieg ist das Versagen der Politik

Frieden ist ein Thema, das in der gesellschaftspolitischen Bildung nicht fehlen darf. Doch leider sei es angesichts der aktuellen Situation auch dringend notwendig. Das bekräftigte Papst Franziskus an diesem Samstagmorgen abermals. Vor den jungen Teilnehmern des Policoro-Projekts der Italienischen Bischofskonferenz erklärte er, dass sich der Krieg von dem Gift ernähre, „das den anderen als Feind betrachtet“.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Das Policoro-Projekt ist ein Projekt der italienischen Kirche, das versucht, eine konkrete Antwort auf das Problem der Arbeitslosigkeit in Italien zu geben. Policoro, eine Stadt in der Provinz Matera in der Region Basilikata, ist der Ort, an dem das erste Treffen am 14. Dezember 1995 von Don Mario Operti abgehalten wurde. Mit dem Projekt soll das Problem der Jugendarbeitslosigkeit angegangen werden, indem Ausbildungsinitiativen für eine neue Arbeitskultur aktiviert werden und das Unternehmertum der Jugendlichen im Hinblick auf Subsidiarität, Solidarität und Legalität gemäß den Grundsätzen der Soziallehre der Kirche gefördert und unterstützt wird.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

In seiner Ansprache an die Teilnehmer sagte der Papst:

„Die Politik genießt heute keinen besonders guten Ruf, das stimmt, vor allem bei jungen Menschen, weil sie auf Skandale schauen, auf so viele Dinge, die wir alle gesehen haben. Es gibt viele Ursachen, denn wie kann man nicht an Korruption, Ineffizienz, Entfernung vom Leben der Menschen denken? Gerade deshalb braucht es noch mehr gute Politik. Und die Menschen machen den Unterschied.“

Die Audienz im Vatikan
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Zwei biblische Beispiele

Anhand von zwei biblischen Beispielen, eines negativ, das andere positiv, versuchte der Papst zu erklären, wie sie uns helfen zu verstehen, welche Spiritualität die Politik nähren könne. Das negative Beispiel ist die biblische Episode von König Ahab und dem Weinberg von Naboth. Ahab stehe für die schlimmste Politik, nämlich die, sich durchzusetzen, indem man andere ausschaltet, „diese schlimmste Politik, die nicht das Gemeinwohl, sondern Partikularinteressen“ verfolge und jedes Mittel nutze, um sie zu befriedigen, so der Papst:

„Als positives biblisches Beispiel können wir die Figur des Josef, des Sohnes Jakobs, nehmen. Erinnern wir uns, dass er von seinen eigenen Brüdern, die neidisch waren, als Sklave verkauft und nach Ägypten gebracht wird. Dort wird er nach einigen Wechselfällen freigelassen, tritt in den Dienst des Pharao und wird eine Art Vizekönig. Josef verhält sich nicht wie ein Herr, sondern wie ein Vater.“

Zärtlichkeit und Fruchtbarkeit seien die beiden Elemente, die man aus den beiden biblischen Beispielen herauslesen könne, fuhr Franziskus fort. Zärtlichkeit „ist Liebe, die eng und konkret wird“, erläuterte er. Sie sei der Weg, den die mutigsten und stärksten Männer und Frauen gehen würden. Und fügte an:

„Die Zeit ist dem Raum überlegen.“

„Mitten in der politischen Aktivität müssen uns die Kleinsten, die Schwächsten, die Ärmsten zärtlich machen: Sie haben das 'Recht', unsere Seelen und Herzen zu nehmen. Fruchtbarkeit entsteht durch Teilen, durch eine langfristige Perspektive, durch Dialog, durch Vertrauen, durch Verständnis, durch Zuhören, durch Zeit, die man investiert, durch Antworten, die bereit sind und nicht aufgeschoben werden. Es bedeutet, in die Zukunft zu blicken und in künftige Generationen zu investieren; Prozesse in Gang zu setzen, anstatt Raum zu besetzen. Dies ist die goldene Regel: Soll Ihre Tätigkeit einen Raum für Sie besetzen? Nein. Für Ihre Gruppe? Fehlanzeige. Raum besetzen geht nicht, Prozesse starten geht. Die Zeit ist dem Raum überlegen.“

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Fragen an den guten Politiker

Der Papst schloss seine Ansprache mit einem Fragekatalog an „gute“ Politiker: Wie viel Liebe habe ich in meine Arbeit gesteckt? Wie habe ich die Menschen vorangebracht? Welche Spuren habe ich im Leben der Gesellschaft hinterlassen? Welche echten Bindungen habe ich aufgebaut? Welche positiven Kräfte habe ich freigesetzt? Wie viel sozialen Frieden habe ich gesät? Was habe ich an dem mir anvertrauten Ort bewirkt? Ihr Anliegen solle nicht der Wahlkonsens oder der persönliche Erfolg sein, sondern die Menschen einzubeziehen, Unternehmertum zu erzeugen, die Träume zum Blühen bringen, die Menschen die Schönheit der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft spüren ließen. Mitbeteiligung sei der „Balsam auf den Wunden der Demokratie“. Und abschließend sagte er:

„Ich lade Sie ein, Ihren Beitrag zu leisten, sich zu beteiligen und Gleichgesinnte dazu einzuladen, immer mit dem Ziel und im Stil des Dienens. Der Politiker ist ein Diener, wenn der Politiker kein Diener ist, ist er ein schlechter Politiker, er ist kein Politiker.“

(vatican news)

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18. März 2023, 11:47