Papst verteidigt Johannes Paul II.
Anne Preckel - Vatikanstadt
Im Gedenken an den polnischen Papst drücke er sicher „Gefühle von Gläubigen in der ganzen Welt“ aus, so Franziskus am Sonntag nach dem Regina coeli. Die aktuellen Anschuldigungen gegen Johannes Paul II., die auf Grundlage von Gerüchten und ohne nachgewiesene Zeugenaussagen oder Fakten kursieren, bezeichnete Papst Franziskus als „beleidigend und unbegründet“.
Andeutungen und Gerüchte
Franziskus dürfte sich dabei auf Aussagen des Bruders der vor 40 Jahren verschwundenen Emanuela Orlandi bezogen haben, der vor wenigen Tagen in einer italienischen Fernsehsendung Anspielungen auf angebliche weltliche Gewohnheiten des damaligen Papstes Johannes Paul II. gemacht hatte. Pietro Orlandi war von einem vatikanischen Untersuchungsrichter, der sich den Fall aktuell neu ansieht, zuvor stundenlang als Zeuge angehört worden und berichtete darüber im Anschluss auf dem Kanal ,La 7'. Seine Anwältin Laura Sgrò sprach am Samstag beim vatikanischen Staatsanwalt im Vatikan vor, nannte unter Verweis auf das Berufsgeheimnis aber keine Namen oder Beweise.
„Weder Pietro Orlandi noch die Anwältin Laura Sgrò zogen es in Erwägung, dem Promotor Namen oder nützliche Informationen über die Quellen dieser Aussagen und deren Glaubwürdigkeit zu liefern“, kommentierte dies der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für Kommunikation, Paolo Ruffini. „Für die vatikanische Justiz wäre es wichtig gewesen, die Quelle der von Orlandi berichteten Gerüchte zu kennen. Leider ist dies nicht geschehen“. Der vatikanische Mediendirektor Andrea Tornielli sprach mit Blick auf die Andeutungen von einem „Medienmassaker", das „die Herzen von Millionen von Gläubigen und Nicht-Gläubigen gleichermaßen verletzt". Jeder müsse sich für seine Verbrechen verantworten, „aber niemand hat es verdient, auf diese Weise verleumdet zu werden", schreibt er in einem Leitartikel.
Der vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi hatte Ende 2022 neue Ermittlungen in dem 40 Jahre zurückliegenden Fall gestartet, der sich um das spurlose Verschwinden der damals minderjährigen Tochter eines Vatikanangestellten Emanuela Orlandi am 22. Juni 1983 dreht. Pietro Orlandi, ihr Bruder, hat nun Franziskus' Vor-Vorgänger mit gewagten Andeutungen in die Nähe von organisiertem Verbrechen und Pädophilie gerückt.
Der ehemalige Privatsekretär von Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz, sprach mit Blick auf diese Aussagen von „schändlichen Unterstellungen". Johannes Paul II. habe im Fall Orlandi nichts verheimlicht. Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen betonte der Promotor der Justiz der Vatikanstadt Diddi: „Im Fall Orlandi wollen Papst Franziskus und der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dass die Wahrheit ohne Vorbehalte ans Licht kommt.“ Der 58-Jährige ist ein bekannter Strafrechtler und Professor für Strafverfahren.
Die italienische Justiz hatte im Fall Orlandi mehrmals erfolglos ermittelt und die Untersuchungen 2015 voererst eingestellt.
-ergänzt um 16.30 Uhr: weitere Reaktionen -
(vatican news – pr)
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