Wortlaut: Papst Franziskus beim Regina Caeli zu Pfingsten
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Heute, am Pfingstsonntag, führt uns das Evangelium in den Abendmahlssaal, wo die Apostel nach dem Tod Jesu Zuflucht gesucht hatten (Joh 20,19-23). Am Abend des Osterfestes erscheint der Auferstandene genau in dieser Situation der Angst und der Beklemmung und haucht sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist" (V. 22). Mit der Gabe des Geistes will Jesus die Jünger von der Angst befreien, der Angst, die sie in ihren Häusern gefangen hält und er befreit sie, damit sie hinausgehen und zu Zeugen und Verkündern des Evangeliums werden können. Bleiben wir also ein bisschen bei diesem Geist, der von Angst befreit.
Die Jünger hatten ihre Türen verschlossen, sagt das Evangelium, „aus Furcht" (V. 19). Der Tod Jesu hatte sie erschüttert, ihre Träume waren zerbrochen, ihre Hoffnungen waren verschwunden. Und sie hatten sich eingeschlossen. Nicht nur in ihrem Haus, sondern innerlich, im Herzen. Ich möchte das betonen: Sich verschließen. und wie oft verschließen auch wir uns selbst? Wie oft rutschen wir wegen einer schwierigen Situation, wegen eines persönlichen oder familiären Problems, wegen des Leids, das uns bedrückt, oder wegen des Bösen, das wir um uns herum wahrnehmen, langsam in die Hoffnungslosigkeit ab und haben nicht mehr den Mut, weiterzumachen? Das passiert sehr oft. Und dann verschließen wir uns, wie die Apostel, und verbarrikadieren uns im Labyrinth der Sorgen.
Brüder und Schwestern, dieses „sich verschließen" geschieht, wenn wir in den schwierigsten Situationen der Angst erlauben, die Oberhand zu gewinnen und ihre „große Stimme" in uns zu erheben. Als Reaktion darauf verschließen wir uns. Die Ursache ist also die Angst: die Angst, nicht zurechtzukommen, mit den alltäglichen Kämpfen allein zu sein, Risiken einzugehen und dann enttäuscht zu werden, falsche Entscheidungen zu treffen. Brüder und Schwestern, Angst blockiert, lähmt. Und sie isoliert auch: Denken Sie an die Angst vor dem Anderen, vor dem Fremden, vor dem Andersartigen, vor dem Andersdenkenden. Und es kann sogar Angst vor Gott geben: dass er mich bestraft, dass er mir böse ist...... Wenn wir diesen falschen Ängsten Raum geben, schließen sich die Türen: Die Türen des Herzens, der Gesellschaft und sogar die Türen der Kirche! Wo es Angst gibt, gibt es Verschlossenheit. Und das ist nicht gut.
Das Evangelium bietet uns jedoch das Heilmittel des Auferstandenen an: Den Heiligen Geist. Er befreit aus den Gefängnissen der Angst. Nachdem sie den Geist empfangen haben, verlassen die Apostel - wir feiern das heute - das Coenaculum und gehen in die Welt hinaus, um Sünden zu vergeben und die Frohe Botschaft zu verkünden. Dank Ihm werden Ängste überwunden und Türen öffnen sich. Denn das ist es, was der Geist tut: Er lässt uns die Nähe Gottes spüren, und so vertreibt seine Liebe die Angst, erhellt den Weg, tröstet und stützt in der Not. Erbitten wir also angesichts von Ängsten und Verschlossenheit den Heiligen Geist für uns, für die Kirche und für die ganze Welt, damit ein neues Pfingsten die Ängste, die uns bedrängen, vertreibt - vertreibe die Ängste, die uns bedrängen! - und entfache das Feuer der Liebe Gottes neu.
Maria, die allerseligste Jungfrau, die als erste mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde, möge für uns Fürsprache einlegen.
(vatican news)
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