Papst Franziskus mit Teilnehmern der Konferenz „Food and Humanitarian Crises: Science and Policies for Prevention and Mitigation" Papst Franziskus mit Teilnehmern der Konferenz „Food and Humanitarian Crises: Science and Policies for Prevention and Mitigation" 

Papst: Ein Jahr ohne Waffenproduktion könnte Hunger beenden

Papst Franziskus hat angesichts zahlreicher humanitärer Krisen und Konflikte weltweit eindringlich weitsichtige politische Lösungen und Solidarität gefordert. „Es ist eine Tatsache: Kriege und Elend sorgen für einen Niedergang der geschwisterlichen Solidarität und dieser Niedergang wird, unter anderem, durch die egoistischen Erwartungen einiger aktueller Wirtschaftsmodelle verursacht", erklärte das katholische Kirchenoberhaupt diesen Mittwoch.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Ein Forscher hat mir vor einigen Monaten gesagt: ,Wenn es ein Jahr lang keine Waffenproduktion gäbe, könnte der weltweite Hunger beendet werden`", erklärte Franziskus. Der Papst äußerte dies zum Abschluss einer zweitägigen Konferenz der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften im Vatikan unter dem Motto: „Food and Humanitarian Crises: Science and Policies for Prevention and Mitigation" (Ernährungs- und humanitäre Krisen: Wissenschaft und Politik zu Prävention und Linderung). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt traf das Kirchenoberhaupt diesen Mittwochvormittag.

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Hunger und Ernährungsunsicherheit seien verknüpft mit weiteren Krisen, wie etwa Naturkatastrophen, den Folgen der Corona-Pandemie, aber auch bewaffneten Konflikten oder Kriegen - wie etwa in der Ukraine -, führte der Papst aus. Er kritisierte zugleich Korruption in Politik und Wirtschaft und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die die Nahrungsmittelversorgung ganzer Völker gefährden könnten. Es brauche nicht nur wissenschaftliche und politische Lösungen, sondern auch Solidarität, gegenseitiges Verständnis und Nächstenliebe, um die zahlreichen Krisen zu überwinden:

„Die Kirche unterstützt und ermutigt von ganzem Herzen eure Anstrengungen, zusammen mit all jenen, die nicht nur dafür arbeiten, dass es Nahrung für alle und Antworten auf die Krisen gibt, sondern wir setzen uns auch dafür ein, dass eine ganzheitliche menschliche Entwicklung gefördert wird, Gerechtigkeit unter den Völkern und internationale Solidarität, um so das Allgemeinwohl der Gesellschaft zu stärken", betonte Papst Franziskus. Er bekräftigte auch erneut, dass Krisen nur gemeinsam überwunden werden könnten und eine Chance seien, gestärkt und besser aus ihnen hervorzugehen. 

Das zweitägige Treffen im Vatikan hat auch schon einige Ideen, wie das gelingen kann, berichtet im Interview mit Radio Vatikan Professor Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften:

Joachim von Braun und Papst Franziskus
Joachim von Braun und Papst Franziskus

„Wir haben auch die großen Themen einer mangelnden Regierungsführung, des Versagens von Regierungen angesprochen“

„Die Vorschläge sind neue Instrumente zur Bekämpfung des akuten Hungers und der Gesundheitsprobleme in Krisen; ein stärkeres Engagement für Frauen und Kinder in Flüchtlingssituationen. Es muss eine Verbindung der Krisen, die durch Krieg und Gewalt geschaffen werden, zur Klimakrise gesehen werden, die zunehmend Umweltflüchtlinge hervorbringt. Und wir haben auch die großen Themen einer mangelnden Regierungsführung, des Versagens von Regierungen, angesprochen, und fordern die Bildung von Allianzen zwischen Religionsgemeinschaften, Zivilgesellschaft und Wissenschaft, um in den akuten Krisen tatsächlich einen Unterschied machen zu können."


Erfahrungsbericht aus dem Sudan

Bei der Konferenz im Vatikan gab es auch zahlreiche Berichte über Krisen und Konflikte aus erster Hand.  Professor Mohamed Hassan, Präsident der "Sudanese National Academy of Sciences" (SNAS) und Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, berichtete so etwa über den bewaffneten Konflikt in seiner Heimat, dem Sudan:

Mohamed H.A. Hassan aus dem Sudan
Mohamed H.A. Hassan aus dem Sudan

„Das, was derzeit in meinem Land, dem Sudan, passiert, kann ziemlich verheerend sein“

„Wenn wir über Krisen sprechen, geht es üblicherweise um Klimawandel und Verlust der Biodiversität. Es wird nicht so oft über Krisen aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen, interner bewaffneter Konflikte gesprochen, wie das, was derzeit in meinem Land, dem Sudan, passiert, was ziemlich verheerend sein kann. Es gibt viele Bereiche, etwas zu tun, um einen Ausweg zu finden. Als Akademie der Wissenschaften haben wir unser Bestes getan, um die Bedeutung von Wissenschaft, Technologie und Innovation hervorzuheben. Aber natürlich gibt es gleichzeitig auch Themen, die politisches Handeln und politischen Willen erfordern."

Papst Franziskus hat moralische Autorität

Es gibt also angesichts der vielen und vielfältigen Krisen und Konflikte weltweit auf mehreren unterschiedlichen Ebenen noch viel zu tun. Die US-Amerikanerin Catherine Bertini, bei der Rockefeller Foundation für Ernährungsinitiativen zuständig, sieht Papst Franziskus als bedeutenden Mahner: 

„Es gibt niemanden auf der Welt, der mit größerer moralischer Autorität spricht als Papst Franziskus. Die Tatsache, dass er sich für humanitäre Hilfsmechanismen und Verbesserungen interessiert, dass er sich für die Ernährungssicherheit interessiert, dass er sich für die Rolle von Frauen und Kindern interessiert und dafür, wie wichtig es ist, diese Menschen zur Verbesserung der Welt zu erreichen, macht den großen Unterschied."

„Es gibt niemanden auf der Welt, der mit größerer moralischer Autorität spricht als Papst Franziskus“

(vatican news - sst)

 

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10. Mai 2023, 12:57