Auf dem Lehrstuhl, sozusagen: Papst Franziskus bei der Generalaudienz Auf dem Lehrstuhl, sozusagen: Papst Franziskus bei der Generalaudienz 

„Bergoglio war ein sehr guter Professor, der uns viel beigebracht hat"

Rogelio Pfirter ist ehemaliger Botschafter Argentiniens beim Heiligen Stuhl – und er war als Teenager ein Schüler des jungen Jesuiten Jorge Mario Bergoglio, als der zu Ausbildungszwecken in einem Gymnasium in Santa Fe Literatur und Psychologie unterrichtete. Pfirter blieb immer in Kontakt mit seinem alten Lehrer. Wir sprachen in Rom mit ihm.

Eugenio Bonanata und Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Rogelio Pfirter hat in den letzten Tagen in Santa Marta Station gemacht. „Ich hatte das Privileg, meinen alten Freund zu besuchen", sagte der argentinische Ex-Diplomat gegenüber Telepace. 14 Jahre alt war Pfirter, als er Jorge Mario Bergoglio kennenlernte – er war zwei Jahre lang sein Professor für Literatur und Psychologie an der Jesuitenschule Santa Fe, einer Großstadt im nordöstlichen Argentinien, aus der Pfirter stammt.

Vor seiner Priesterweihe war Bergoglio zwischen 1964 und 1965 Lehrer am Jesuitenkolleg der Unbefleckten Empfängnis; die Station war Teil seiner Ausbildung im Jesuitenorden. Erst kürzlich erinnerte der Papst an seine Zeit in Santa Fe, am 27. Mai bei einer Audienz mit Teilnehmern einer von „La Civiltà Cattolica" und der Universität Georgetown veranstalteten Konferenz. „Ich muss auch meinen Schülern am Colegio de la Inmaculada Concepción in Santa Fe danken, mit denen ich meine Lektüre teilte, als ich jung war und Literatur unterrichtete“, so der Papst bei der Gelegenheit.

„Er war ein ausgezeichneter Professor und hatte ein universelles Wissen“

„Er war ein ausgezeichneter Professor und hatte ein universelles Wissen, von der spanischen bis zur argentinischen Literatur“, erklärte Pfirter in dem Interview. „Bei ihm lernten wir große Autoren und Dichter kennen, und wir lernten auch das italienische Kino kennen, das er so sehr liebte." Einmal habe Pater Bergoglio Regie geführt bei einem Theaterstück über die Bekehrung des heiligen Ignatius, des Gründers des Jesuitenordens. „Und er wählte mich für die Rolle des Protagonisten aus, so dass ich zuerst die Uniform des Generals mitsamt Schwert und dann das Priestergewand tragen musste: Das war eine wirklich gute Erfahrung“, erinnert sich der spätere argentinische Botschafter beim Heiligen Stuhl.

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Über den Lehrstil seines früheren Literaturprofessors sagte er: „Obwohl er sehr anspruchsvoll war, hatte er eine hilfsbereite und anregende Einstellung, die Intelligenz und auch den Glauben förderte – beides." Seine ehemaligen Schüler blickten heute alle mit großer Zuneigung auf den Papst. „Es gibt viele von uns, die immer noch in Kontakt bleiben: Wir verfolgen seine apostolische Mission und beten natürlich für ihn", so Pfirter.

Papstreise nach Argentinien nächstes Jahr?

Über eine mögliche Reise von Papst Franziskus in sein Heimatland sagte der frühere Botschafter, „alle Argentinier hoffen, dass das nächstes Jahr Wirklichkeit wird. Dieses Jahr haben wir Wahlen, da wird es schwierig, wir wissen ja auch nicht, wer Präsident oder Präsidentin wird.“ Es wäre die erste Argentinienreise des früheren Erzbischofs von Buenos Aires, der 2013 zum Papst gewählt wurde. „Unsere Heimat hat gerade sehr große Herausforderungen“, erklärte Pfirter, „man muss beten und auch aktiv arbeiten, um die Wege des inneren Friedens und des Dialogs und des Zusammenlebens zu finden. Das sind Sorgen, die wir teilen.“

Pfirters Vorfahren stammen so wie jene von Papst Franziskus aus der norditalienischen Region Piemont. Die seinen seien Protestanten gewesen und im 19. Jahrhundert nach Argentinien ausgewandert, so der frühere Diplomat. Bergoglios – katholische - Vorfahren lebten in Asti, wo der Papst bis heute eine Schar Verwandter hat, die er zum Beispiel auf seiner Turinreise 2015 traf.

(vatican news – gs)

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31. Mai 2023, 10:13