Papst Franziskus im Februar bei einer Auslandsreise Papst Franziskus im Februar bei einer Auslandsreise 

Papst würdigt Blaise Pascal

Er war Philosoph, Mathematiker, Physiker – und ein großer Denker des Christlichen. Vor ziemlich genau 400 Jahren wurde Blaise Pascal geboren. Jetzt würdigt ihn Papst Franziskus in einem Apostolischen Schreiben, das an diesem Montag veröffentlicht wurde.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Gemeinhin beschäftigen sich Apostolische Schreiben mit großen Heiligen, zuletzt etwa mit Franz von Sales; darum ist ein solches Schreiben zu Ehren eines Menschen, der nicht in der Heiligenliste steht, ungewöhnlich. Präzedenzlos ist es allerdings nicht, man denke nur an das Apostolische Schreiben in Form eines sogenannten „Motu proprio“, das Paul VI. 1965 dem italienischen Dichter Dante Alighieri gewidmet hat.

„Staunende Offenheit gegenüber der Wirklichkeit“

Nun also Pascal: „Die Größe und das Elend des Menschen“, mit diesen Worten hebt Franziskus an. Dieses Paradox habe im Mittelpunkt der Überlegungen und der Botschaft von Blaise Pascal gestanden. Der Franzose sei ein lebenslanger Wahrheitssucher gewesen und habe sich ausgerechnet in einem Zeitalter „philosophischer und religiöser Skepsis“ dem Christentum zugewandt.

Als „staunende Offenheit gegenüber der Wirklichkeit“ beschreibt der Papst die Grundhaltung des Tausendsassas aus der Auvergne. „Offenheit für andere Dimensionen des Wissens und der Existenz, Offenheit für andere, Offenheit für die Gesellschaft.“

Das berühmte „Memorial“

Natürlich beschäftigt sich Franziskus besonders eingehend mit der berühmten Nacht des 23. November 1654, in der Pascal eine Art mystisches Erlebnis hatte. Der Denker beschrieb es in einem berühmten „Memorial“, dessen Kernsätze lauten: „Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede: Der Gott Jesu Christi“.

„In Christus verliebt“

„Ein in Christus Verliebter“ sei Pascal gewesen, formuliert der Papst; sein Eintreten für das Christentum habe ihn allerdings in der Welt der Wissenschaften zu einem „Sonderling“ gemacht. Wie schon Benedikt XVI. ruft Franziskus Pascal als Kronzeugen für die „Vernünftigkeit des Glaubens an Gott“ auf. „Wenn aber der Glaube vernunftgemäß ist, so ist er auch eine Gabe Gottes und drängt sich damit nicht auf“, schreibt Franziskus. Der Anklang an die „Regensburger Rede“ seines Vorgängers von 2006 ist deutlich.

Auch der im Dezember 2022 verstorbene emeritierte Papst Benedikt bezog sich häufig auf Pascal
Auch der im Dezember 2022 verstorbene emeritierte Papst Benedikt bezog sich häufig auf Pascal

Hans Urs von Balthasar, der französische Philosoph Jean-Luc Marion, die Enzyklika „Fides et ratio“ von Johannes Paul II., eine Erklärung des Konzils, aber auch seine eigene Programmschrift „Evangelii Gaudium“ werden von Papst Franziskus in seinem Schreiben ausführlich zitiert. Dabei hätte er sich auch auf Friedrich Nietzsche beziehen können, der Pascal einmal den „einzigen logischen Christen“ genannt hat.

Als gläubiger Christ habe Pascal „die Freude des Evangeliums verkostet“ und bezeugt, so Franziskus. „Mögen sein großartiges Werk und das Beispiel seines Lebens, das so tief in Jesus Christus eingetaucht war, uns helfen, den Weg der Wahrheit, der Bekehrung und der Liebe bis zum Ende zu gehen.“

(vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

19. Juni 2023, 11:09