Papst: Journalisten sind nicht Buchhalter der Geschichte
Mario Galgano - Vatikanstadt
„Notizbuch“, „Stift“, aber vor allem „Blick“, um echte Journalisten zu sein. Journalisten seien diejenigen also, die nicht „Buchhalter der Geschichte“ sein sollten, sondern dafür zuständig, „die Auswirkungen der Wirklichkeit mitzuerleben“ und vor allem mitzuteilen. Journalisten seien diejenigen, die „die Sohlen ihrer Schuhe abnutzen“, um den Dialog zu fördern und nicht Fake News oder, schlimmer noch, „kriegerische Rhetorik“ zu verbreiten. Journalisten seien diejenigen, die die richtigen Worte benutzen, um „die Schatten einer geschlossenen und geteilten Welt zu vertreiben“.
Papst Franziskus ging auf die Bedeutung der Medien ein, um aufzuzählen, was die Merkmale eines „guten“ Journalismus sein sollten, anlässlich der Audienz an diesem Samstag, 24. Juni, vor einer Delegation des Internationalen Preises für Journalismus und Information, der nach Biagio Agnes benannt ist, einem bekannten italienischen Journalisten und prominenten Protagonisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RAI, den der Papst als „Verteidiger seines öffentlichen Dienstes, der fähig ist, mit Weisheit und Entscheidung einzugreifen, um authentische und korrekte Informationen zu garantieren“, würdigte.
Franziskus übergab die vorbereitete Rede an die Tochter von Biagio Agnes, Simona, und den Präsidenten der Stiftung, die den Preis organisiert, Gianni Letta. Ebenfalls im Saal anwesend waren die Führungsspitze der RAI, die die Initiative unterstützt, und die der Confindustria, dem italienischen Unternehmerverband. Es handelt sich um eine positive Zusammenarbeit aller, so der Papst in seiner vorbereiteten Rede: „Nur gemeinsam, jeder mit seinen eigenen Besonderheiten und Vorrechten, können wir einen Horizont der Hoffnung zeichnen.“
Dorthin gehen, wo niemand hingeht
„Einen Horizont der Hoffnung zu zeichnen“ sei „die tägliche Arbeit des Journalisten, der dazu berufen ist, 'die Sohlen seiner Schuhe zu verschleißen' oder durch die digitalen Straßen zu gehen, um den Menschen zuzuhören, denen er begegnet“, so der Papst in seinem Text.
Der Journalismus als Bericht über die Wirklichkeit erfordere die Fähigkeit, dorthin zu gehen, wo niemand hingehe: ein bewegliches und sehnsüchtiges Sehen, eine Neugier, eine Offenheit, eine Leidenschaft.
Der Papst denkt in diesem Zusammenhang an die Kriegsberichterstatter: „Die Tragödie und Absurdität von Konflikten zu erzählen, gibt allen das Gefühl, Teil desselben Leidens zu sein“, unterstreicht er. Und er verweist in diesem Zusammenhang auf die drei genannten „Elemente“ der journalistischen Arbeit, die „vielleicht immer weniger genutzt werden, aber noch viel zu lehren haben: Notizbuch, Stift und Blick“.
Notizbuch
Notizbuch, weil „das Notieren einer Tatsache immer mit viel innerer Arbeit verbunden ist“. Das Notizbuch erinnert uns daran, wie wichtig es ist, zuzuhören, aber vor allem, sich von dem, was passiert, faszinieren zu lassen. Der Journalist ist niemals ein Buchhalter der Geschichte, sondern ein Mensch, der sich entschlossen hat, ihre Auswirkungen mit Teilnahme und Mitgefühl zu erleben.
Stift
Der Stift, ein Werkzeug, das immer weniger benutzt wird, da es Smartphones und Tablets weicht, hilft jedoch, wie Papst Franziskus feststellt, „bei der Verarbeitung der Gedanken, indem er Kopf und Hände verbindet, die Erinnerungen fördert und die Erinnerung mit der Gegenwart verbindet“. „Der Stift erinnert an das handwerkliche Geschick, zu dem der Journalist immer berufen ist: Man nimmt den Stift in die Hand, nachdem man Details überprüft, Hypothesen gesichtet, jede einzelne Passage rekonstruiert und überprüft hat“, so der Papst. Intelligenz und Gewissen wirken so zusammen und berühren „existenzielle Akkorde“.
Die Feder erinnert somit an den „schöpferischen Akt“ der Journalisten und Medienschaffenden, ein Akt, der von ihnen verlangt, die Suche nach der Wahrheit mit Rechtschaffenheit und Respekt vor den Menschen, insbesondere mit der Achtung der Berufsethik, zu verbinden.
Blick
Der Blick schließlich ist die Seele des Notizbuchs und des Stifts, die ansonsten bloßes „Zubehör“ bleiben. „Ein echter Blick, nicht nur ein virtueller“, fordert der Papst: „Heute mehr als früher“, betont er, „kann man sich von Worten, Bildern und Botschaften ablenken lassen, die das Leben verschmutzen“.
Denken wir zum Beispiel an das traurige Phänomen der Fake News, der kriegerischen Rhetorik oder an alles, was die Wahrheit manipuliert. Um die Sprache zu entschärfen und den Dialog zu fördern, ist ein aufmerksamer Blick auf das, was geschieht, erforderlich.
Die Schatten einer geschlossenen und geteilten Welt vertreiben
Dieser Blick muss „vom Herzen ausgehen“, denn von dort aus, so zitiert er die Botschaft für soziale Kommunikation, „kommen die richtigen Worte, um die Schatten einer geschlossenen und geteilten Welt zu vertreiben und eine bessere Zivilisation aufzubauen als die, die wir erhalten haben“.
„Dies ist eine Anstrengung, die von jedem von uns verlangt wird, die aber insbesondere das Verantwortungsbewusstsein der in der Kommunikation Tätigen erfordert, damit sie ihren Beruf als Mission ausüben“, so der Bischof von Rom abschließend. In den letzten Zeilen der vorbereiteten Rede ermutigt er daher dazu, „kulturelle Initiativen zu fördern, um die Verbreitung korrekter Informationen zu unterstützen und die jüngeren Generationen zu erziehen und auszubilden“.
(vatican news)
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