Franziskus zu Jugendlichen: Gott liebt euch so, wie ihr seid
Salvatore Cernuzio und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Im „Popecast" erzählt Papst Franziskus mehr über sich in einem Podcast, der von den vatikanischen Medien produziert wird. Die erste Folge gab es im März zum zehnten Jahrestag seines Pontifikats. Nun, kurz vor dem katholischen Weltjugendtag in Lissabon, hat der Vatikan eine zweite Folge veröffentlicht, in der verschiedene junge Menschen zu Wort kommen. Zum Beispiel Giona, trans, homosexuell und mit Behinderung:
„Ich habe das Glück gehabt, getauft zu werden. Und ich sehe die Taufe als Boden, der für mich bereitet wurde, wo ein Same aufgehen kann. Wo Glaube wachsen kann, ein Glaube, in dem ich mich als kleine Figur seines Projekts sehen kann. Das hat mir geholfen, mich anzunehmen. (...) Als ich mir bewusst wurde, dass ich trans bin, hätte ich es lieber nicht glauben wollen. Ich habe mich zwischen Glaube und Trans-Identität zerrissen gefühlt, beides Glieder desselben Körpers - meines Körpers", sagt Giona. Er sei trans und gläubig und habe sich für die Liebe entschieden. Die Aufnahme wurde Papst Franziskus vorgespielt. Der antwortete darauf so:
„Giona, ich habe deine Geschichte gehört, deinen Weg. Du weißt schon, was ich dir jetzt sagen werde: Der Herr ist immer an unserer Seite; er geht immer mit uns. Er kennt keine Scheu. Auch wenn wir Sünder sind, kommt er zu uns, um uns zu helfen. Der Herr hat keine Angst vor unserer Realität. Er liebt uns so, wie wir sind. Dass ist die verrückte Liebe Gottes!"
Die Schicksale junger Menschen
Papst Franziskus hört im Podcast weitere Schicksale junger Menschen, etwa die von Edward, Mitglied einer "Baby-Gang". Er dealte mit Drogen, beging Diebstahl und vandalierte. Er erzählt, nach seiner Verhaftung gemerkt zu haben, dass seine Familie litt und nicht in Ordnung war, was er getan hat. Er sagt: „Ich glaube, ich bin ein guter Junge, aber sehr, sehr verletzlich und schwach, ich hatte Freundeskreise, die nicht in Ordnung waren..."
Valerij sitzt ebenfalls im Gefägnis: er und sein Bruder kommen aus Sankt Petersburg, sie sind Waisenkinder und wurden im Waisenhaus getrennt. Er wurde dann später mit seinem Bruder von einer italienischen Familie adoptiert. So kam er nach Italien. Es sei aber nicht so gewesen, wie er sich das vorgestellt hatte. Die Corona-Pandemie habe dann das Fass zum Überlaufen gebracht: „Ich habe mich so eingesperrt gefühlt, ich hatte schon meine bisherigen Probleme, und irgendwann bin ich explodiert...", - und so kam es zu Straftaten.
Papst Franziskus hört sich aufmerksam auch ihre Geschichte an:
„Edward und Valerji, ich habe euch zugehört. Jeder von euch hat seinen eigenen Weg, seine eigene Geschichte. Sie ist menschlich und individuell. Keine Kopie. Man geht voran, mit Fehlern und mit Erfolgen. Aber die Gesellschaft ist oft hart mit uns, Fehler zeichnen das ganze Leben... Er ist ein guter Junge, er lernt, hat aber dies und jenes getan, das zerstört alles. Ich sage euch eine Sache: Ihr wart nie alleine auf eurem Weg. Auch als ihr eure hässlichen Fehler gemacht habt, war der Herr da, um dir die Hand zu reichen. Er hat dafür gesorgt, dass es die Umstände gab, die euch wieder aufhalfen. Wir können das menschliche Leben nicht verstehen, ohne den Herrn. Wir merken es nicht immer, aber er hat die Schlüssel der Geschichte in der Hand. Das Leben wird nicht durch Fehler zerstört. Fehler lassen uns oft nachdenklich werden. Es ist wichtig, immer weiter zu gehen und sich nicht zu verschließen. Wenn ich gefallen bin, stehe ich wieder auf. Das gilt für uns alle. Habt Mut und macht weiter. Und habt keine Angst, zu träumen. Träume sind Samen der Hoffnung, um weiterzugehen."
Im Popecast hört Papst Franziskus auch die Geschichte von Arianna, die an einer bipolaren Störung leidet und sich in den Schlaf flüchtet, um den Ängsten des Lebens zu entkommen. Und die Geschichte von Giuseppe, der die meiste Zeit seines Lebens mit Videospielen verbringt. Papst Franziskus richtet sich letztlich aber an alle Jugendlichen der Welt mit ihren eigenen Geschichten und Problemen. Er hört stellvertretend einige Ängste, Wünsche und Projekte der vielschichtigen Generationen - etwa Gen Z, Gen X und Millennials im Podcast; er antwortet ihnen - und auch allen anderen. Das Original des Popecasts ist auf Italienisch; eine deutsche Variante gibt es bisher noch nicht.
(vatican news - sst)
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