Franziskus an WJT-Pilger: „Jesus meint jeden von uns!“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Feierlich wurden die Fahnen der Länder hereingetragen, aus denen die Teilnehmer dieses 37. Weltjugendtages stammen: Über 200 Nationen sind in diesen Tagen bei dem katholischen Jugendfest in der westlichsten Hauptstadt Europas vertreten, die Teilnehmerzahl belief sich laut örtlicher Behörden auf etwa 500.000 Pilger. Aus Deutschland haben sich diesmal nur 7.000 junge Leute angemeldet; beim WJT von Krakau 2016 waren es noch 16.000 gewesen.
Auch das Kreuz und die Ikone der Weltjugendtage hatten einen feierlichen Auftritt bei der Willkommens-Feier mit dem Papst. Beide, das Kreuz und die Ikone, sind Elemente, die der „Erfinder“ der Weltjugendtage, der hl. Papst Johannes Paul II., dem WJT zugesellt hat. Normalerweise befindet sich das Weltjugendtagskreuz in einer römischen Kirche in unmittelbarer Nähe des Petersplatzes. Beim Weltjugendtag in Lissabon stellten junge Leute beide Elemente auf der Bühne auf.
Der Papst als „natürlicher Verbündeter“ der Jugend
Der Patriarch von Lissabon, Kardinal Manuel Clemente, begrüßte Franziskus in einer kurzen Rede: Er gebe dem Papstamt „ein evangeliumsgemäßes, ausdrucksstarkes und überzeugendes Gesicht, für die Christen und für die ganze Menschheit“. „Die jungen Menschen empfinden Sie, Heiliger Vater, als ihren natürlichen Verbündeten und bringen Ihnen große Wertschätzung und Zuneigung entgegen“. Clemente ist 75, der Papst 86 Jahre alt.
Anrufung des hl. Johannes Paul
Feierlich wurden bei der abendlichen Veranstaltung die Patrone des Weltjugendtages angerufen, darunter Johannes Paul II., Don Bosco und der italienische Jugendliche Carlo Acutis. Auf der offiziellen Gedenkmedaille sind die Patrone – es sind dreizehn an der Zahl – abgebildet.
Einladung zum Wirbel
„Willkommen und danke, dass ihr hier seid“, sagte Franziskus in seiner Ansprache, „ich freue mich, euch zu sehen! Und ich freue mich auch über den sympathischen Lärm, den ihr macht, und darüber, dass ihr mich mit eurer Freude ansteckt.“ Beim ersten Weltjugendtag, an dem er als Papst teilgenommen hat (das war 2013, in Rio de Janeiro), hatte der Neugewählte mit einer berühmt gewordenen Formulierung Jugendliche aus seiner Heimat Argentinien aufgefordert, „Wirbel“ zu machen.
„Liebe Freunde, ihr seid nicht zufällig hier. Der Herr hat euch gerufen, nicht nur in diesen Tagen, sondern seit Anbeginn eurer Tage. Ja, er hat euch beim Namen gerufen. Beim Namen gerufen: Versucht, euch diese drei Worte in großen Buchstaben geschrieben vorzustellen; und dann stellt euch vor, dass sie in eurem Inneren, in euren Herzen eingeschrieben sind, als ob sie die den Titel eures Lebens bilden, den Sinn dessen, was ihr seid: Du bist beim Namen gerufen, ich bin beim Namen gerufen.“
Schon vor Beginn unseres Lebens seien wir von Gott Geliebte und Gerufene: „Gerufen, weil wir geliebt sind“, so der Papst. „In Gottes Augen sind wir wertvolle Kinder, die er jeden Tag ruft, um sie zu umarmen und zu ermutigen… Helfen wir uns auf diesem Weltjugendtag gegenseitig, diese grundlegende Wirklichkeit zu erkennen.“
Oft zirkulierten unsere Namen heute in sozialen Netzwerken, würden „von Algorithmen verarbeitet“ und für Marktanalysen benutzt. Doch das sei etwas anderes als dieses göttliche Beim-Namen-Rufen: „Das sind die Illusionen des Virtuellen, und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht täuschen lassen…“
Kirche ist „Gemeinschaft der Gerufenen, nicht der Besten“
Die Kirche sei die „Gemeinschaft der Gerufenen“: „Nicht der Besten – nein, ganz und gar nicht –, sondern der Zusammengerufenen, derjenigen, die gemeinsam mit anderen das Geschenk des Gerufenseins annehmen. Wir sind die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern Jesu, Söhne und Töchter desselben Vaters.“ In der Kirche gebe es „Platz für alle“.
Künstlerische Einlagen und Briefe an den Papst
Auf der mehrstufigen Bühne, wo ganz oben Papst Franziskus saß, führten junge Künstler bei der Begegnung bunte Tanz-Choreografien auf. Der Gesang von Solisten und verschiedenen Chören sorgte für Emotionen. In verschiedenen Sprachen wurden Ausschnitte aus Briefen von jungen Leuten an den Papst verlesen, die Hoffnungen, Fragen, Ängste und Gebete junger Menschen aufgriffen. Dank an Papst Franziskus für seine Ermutigungen und seine Anwesenheit kam dabei zum Ausdruck. Im Anschluss wurden die Briefe Papst Franziskus übergeben. Mit der Hymne des Weltjugendtages klang die Begegnung aus.
(vatican news - sk/pr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.