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Angelus mit dem Papst: Der Wortlaut

Lesen Sie hier in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan, was der Papst an diesem Sonntag vor seinem Mittagsgebet gesagt hat.

Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer amtlichen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert. 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Tagesevangelium berichtet uns heute von der Begegnung Jesu mit einer kanaanäischen Frau außerhalb des Gebiets Israels (vgl. Mt 15,21-28). Sie bittet ihn, ihre von einem Dämon gequälte Tochter zu heilen, aber der Herr schenkt ihr keine Beachtung. Sie lässt nicht locker, und die Jünger raten ihm, ihrer Bitte nachzukommen, damit sie Ruhe gibt. Jesus aber erklärt ihr, dass seine Mission für die Kinder Israels bestimmt ist, und er tut dies mit folgendem Bild: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen“. Und die Frau entgegnet mutig: „Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ Da sagt Jesus zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt“ (V. 28). Eine schöne Geschichte...

Wir sehen, dass Jesus seine Haltung ändert, und was ihn dazu bringt, ist der starke Glaube dieser Frau. Gehen wir also kurz auf diese beiden Aspekte ein: Die veränderte Haltung Jesu und den Glauben der Frau.

Wer liebt, lässt sich rühren und ergreifen

Die Veränderung Jesu. Seine Verkündigung war an das auserwählte Volk gerichtet; und der Heilige Geist sollte die Kirche später bis an die Enden der Erde tragen. Hier aber findet sozusagen eine Vorwegnahme statt, indem sich nämlich in der Episode der kanaanäischen Frau bereits die Universalität des Werkes Gottes offenbart. Es ist interessant zu sehen, welches Entgegenkommen Jesus zeigt: von der Bitte der Frau lässt er sich dazu bewegen, seine Pläne „vorzuverlegen“; mit ihrem konkreten Fall konfrontiert, wird er noch entgegenkommender und barmherziger. Denn so ist Gott: Er ist Liebe; und wer liebt, hält nicht stur an seinen Positionen fest..., sondern lässt sich rühren und ergreifen; ist bereit, seine Pläne zu ändern. Die Liebe ist kreativ, und wenn wir Christen Christus nachahmen wollen, sind wir Christen eingeladen, offen zu sein für die Bereitschaft zur Veränderung. Wie gut tut es doch unseren Beziehungen – aber auch unserem Glaubensleben –, wenn wir fügsam sind, wirklich zuhören können und uns im Namen des Mitleids und des Wohls der anderen rühren lassen wie Jesus bei der kanaanäischen Frau. Die Fügsamkeit, um sich zu wandeln...

Die Konkretheit des Glaubens

Betrachten wir nun den Glauben der Frau, den der Herr lobt und als „groß“ bezeichnet (V. 28). In den Augen der Jünger scheint nur ihre Beharrlichkeit groß zu sein; Jesus aber ... sieht den Glauben.... Wenn wir darüber nachdenken, dann wusste diese fremde Frau wahrscheinlich wenig oder gar nichts über die Gesetze und religiösen Vorschriften Israels. Worin aber besteht dann ihr Glaube? Die Frau ist nicht reich an Begriffen, sondern anTatsachen: Die kanaanäische Frau nähert sich Jesus, sie wirft sich vor ihm nieder, lässt nicht locker und führt einen angeregten Dialog mit Jesus; sie überwindet jedes Hindernis, nur um mit ihm zu sprechen... Hier zeigt sich die Konkretheit des Glaubens, der kein religiöses Etikett ist..., sondern eine persönliche Beziehung zum Herrn. Wie oft fällt man in die Versuchung, den Glauben mit einem Etikett zu verwechseln!

Der Glaube dieser Frau besteht nicht aus theologischer Galanterie, sondern aus Beharrlichkeit...; nicht aus Worten, sondern aus Gebet. Und Gott widersetzt sich nicht, wenn man ihn bittet. Deshalb hat er ja auch gesagt: „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet!“ (Mt 7,7).

Liebe Brüder und Schwestern, im Licht all dessen sollten wir uns einige Fragen stellen. Zunächst ausgehend von der Veränderung in der Haltung Jesu: Bin ich in der Lage, meine Meinung zu ändern? Kann ich verständnisvoll und mitfühlend sein, oder halte ich stur an meinen Positionen fest? Ist in meinem Herzen etwas Starres? ... Und zum Glauben der Frau: Wie steht es um meinen Glauben? Bleibt er bei Begriffen und Worten stehen, oder wird er wirklich gelebt, mit Gebeten und Taten? Verstehe ich mich darauf, mit dem Herrn zu sprechen, bin ich darin beharrlich – oder begnüge ich mich damit, nur schöne Formeln herunterzusagen?

Die Muttergottes schenke uns die Bereitschaft für das Gute und Konkretheit im Glauben.

(vaticannews - skr)

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20. August 2023, 12:08

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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