Franziskus bei seiner fliegenden Pressekonferenz Franziskus bei seiner fliegenden Pressekonferenz  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Franziskus wiederholt: „Kirche ist offen für alle“

Mehrfach hat Papst Franziskus bei seinem Aufenthalt in Lissabon in den letzten Tagen betont, die Kirche sei „offen für alle“. Beim Rückflug nach Rom hat er diese Aussage am Sonntagabend bekräftigt.

Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

Eine deutsche Journalistin wollte bei der „fliegenden Pressekonferenz“ vom Papst wissen, wie sich seine Überzeugung „Offene Kirche für alle“ mit der Tatsache vertrage, dass in der Kirche nicht alle die Sakramente empfangen könnten. Geschiedene, die wiederverheiratet sind, können zum Beispiel nur unter bestimmten Auflagen zur Kommunion gehen.

„Sie stellen mir eine Frage aus zwei verschiedenen Blickwinkeln“, sagte Franziskus dazu: „Die Kirche ist offen für alle, doch dann gibt es Gesetzgebungen, die das Leben innerhalb der Kirche regeln. Jemand, der drinnen ist, unterliegt der Gesetzgebung.“ Schließlich sei die Kirche keine „Firma“ und wolle alle, die zu ihr gehörten, auf ihrem „Weg der Reifung“ begleiten. „

Highlights dieser Papstreise: Kurz-Video

„Das bedeutet nicht, dass die Kirche geschlossen ist. Jeder begegnet Gott auf seinem eigenen Weg innerhalb der Kirche, und die Kirche ist Mutter und führt jeden auf seinem eigenen Weg.“ Der Papst unterschied zwischen der Kirche als Mutter und den Diensten in der Kirche. Diese seien der Weg, um die „Herde voranzubringen“.

 

Null Toleranz bei Missbrauch

Auch auf die kirchlichen Missbrauchsskandale ging der Papst in seinem Frage-Antwort-Spiel mit mitreisenden Journalisten ein. Dabei äußerte er selbstkritisch: „In der Kirche haben wir mehr oder weniger das gleiche Verhalten an den Tag gelegt wie heute in den Familien und Nachbarschaften: wir vertuschen... Wir müssen noch reifen und helfen, diese Dinge aufzudecken. Seit dem Skandal von Boston ist der Kirche bewusst geworden, dass man nicht willkürliche Wege gehen kann, sondern dass man den Stier bei den Hörnern packen muss.“

Der Papst bekräftigte die „Null-Toleranz-Politik“ der Kirche in Sachen Missbrauch und äußerte sich entsetzt darüber, dass Darstellungen von Kindesmissbrauch im Internet zirkulieren. „Helfen Sie, helfen Sie, damit alle Arten von Missbrauch aufgeklärt werden können – der sexuelle Missbrauch, aber das ist nicht der einzige. Es gibt auch andere Arten des Missbrauchs, die zum Himmel schreien.“ Er nannte als Beispiele Kinderarbeit oder weibliche Genitalverstümmelung.

Keine Gesundheitsprobleme

Franziskus wurde auch gefragt, warum er in Fatima nicht ein vorbereitetes Gebet für den Frieden vorgetragen habe. Darauf versetzte er: „Ich habe gebetet, ich habe gebetet. Ich habe zur Muttergottes gebetet, und ich habe für den Frieden gebetet. Ich habe keine Werbung gemacht – aber ich habe gebetet.“

Spekulationen über seinen Gesundheitszustand wies er zurück: Ihm gehe es gut, und dass er in den letzten Tagen oft vom vorbereiteten Redetext abgewichen sei, habe nicht etwa mit Augenproblemen zu tun, sondern damit, dass er auf sein Auditorium habe eingehen wollen. Junge Leute hätten nun mal „keine große Aufmerksamkeitsspanne“.

Entsetzt über Flüchtlingslager in Nordafrika

Emotional äußerte sich Franziskus zum Thema Umgang mit Migranten und Flüchtlingen. „Die Ausbeutung von Migranten ist kriminell. Nicht hier in Europa, weil wir kultivierter sind, sondern in den Lagern Nordafrikas... Die Migranten in diesen Lagern im Norden: es ist furchtbar! … Das Mittelmeer ist ein Friedhof, aber es ist nicht der größte Friedhof. Der größte Friedhof ist Nordafrika.“

Auf eine entsprechende Frage hin verteidigte der Papst seine Entscheidung, in Europa eher marginale Staaten zu bereisen, statt in London, Paris oder Berlin seine Aufwartung zu machen. „Ich besuche die kleinen Länder in Europa. Die großen Länder - Spanien, Frankreich, England - besuche ich später irgendwann. Aber als Option habe ich mit Albanien angefangen, also mit den kleinen Ländern.“

(vatican news)

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06. August 2023, 23:57