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Marseille Marseille  (AFP or licensors)

Hafenstadt Marseille: Migration und Miteinander am Mittelmeer

Immer wieder streicht es Papst Franziskus heraus: Er besuche ein religiöses Treffen in Marseille - nicht aber Frankreich als Land! Was bedeutet das? Nun, zunächst mal: Es geht ihm um das Thema Migration und interkulturelle Verständigung im Mittelmeerraum. Und zweitens: Die großen Länder Europas dürfen ruhig weiter auf mich warten. Sein Fokus liegt auf den Kleinen, auf den Rändern.

Alexander Brüggemann - Marseille

Dafür steht Marseille nämlich auch: Frankreichs älteste und zugleich zweitgrößte Stadt hat einen enormen Migrationsanteil. 90 Prozent der heutigen Stadtbevölkerung haben Vorfahren, die nicht aus Frankreich stammen. Ein Ruf namhafter Kriminalität eilt Marseille voraus.

Zum Nachhören - was uns in Marseille erwartet

Doch „Massilia“, einst Gründung griechischer Seefahrer und 2013 Europas Kulturhauptstadt, hat sich auch gemausert, hat an einem Image als Stadt mit Charme gearbeitet. Stadtvillen in bester Lage wurden zu Hotels ausgebaut oder aufwendig renoviert. Ehrgeizige Prestigeprojekte haben die Stadteinfahrt an der Seeseite aufgewertet.

Marseille modern: Die Docks, die heruntergekommene Speicherstadt am Hochseehafen, wurden unter dem Titel „Euromediterranee“ großflächig abgerissen oder umgebaut. Neue Verkehrswege, Parks, Schulen, Freizeitanlagen sind entstanden; ebenso ein topmodernes Europa-Museum, das die Geschichte des Kontinents aus der Perspektive des Mittelmeerraums in den Blick nimmt.

Ungebrochene Religiosität

Diese mediterrane Mentalität spiegelt sich auch in der Brauchtumspflege und in einer tiefen, für Großstadtmenschen ungewöhnlich ungebrochenen Religiosität. „La Bonne Mère“, die gute Mutter, nennen die Marseillais ihr Wahrzeichen Notre-Dame de la Garde, das in 154 Metern Höhe über die Stadt wacht. Mehr als zwei Millionen Menschen jährlich besuchen die Marienkirche aus dem 19. Jahrhundert mit der vergoldeten Madonna als Turmspitze. Und die wenigeren davon sind Touristen, die von hier die prächtige Aussicht auf die Stadt genießen.

Im schmuck gestreiften Inneren beten vor allem die Einwohner selbst: um Schutz und Beistand, für Prüfungen und bei Krankheit - oder auch nur um einen Sieg von „Olympique“, dem ortsansässigen Fußballclub - in dessen schickem Stadion „Velodrome“ Papst Franziskus seine große Messe feiern will. Hier, wo die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt vereint sei, so meint der örtliche Erzbischof und Kardinal Jean-Marc Aveline, sei es, als ob der Papst jeden Marseillais zuhause besuche.

(kap)

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16. September 2023, 11:05