Papstvorwort: Gott liebt Fragen
Am 29. Oktober gibt es gleich zwei Vorgeschmäcke auf das Buch: Die katholisch ausgerichtete Zeitung „Avvenire“ veröffentlicht das Vorwort, während das Literaturmagazin des italienischen Corriere della Sera, „La Lettura“, Interviews mit den Autoren und eine Rezension des Buchs liefert.
Jesus habe gerne Fragen gestellt, weil er es geliebt habe, mit den Männern und Frauen seiner Zeit in den Dialog zu treten, leitet Papst Franziskus sein Vorwort zu der Publikation ein. Dabei sei es ihm gelungen zu vermitteln, dass es sich nicht um eine „rhetorische Inszenierung“ handelte, sondern um einen „Appell ans eigene Herz“, einen „Versuch, die Schale des Ichs zu durchstechen, um dort den Balsam der Liebe einträufeln zu lassen“.
18 Fragen in der Bibel, die Gott an die Menschen richtet und sie an ihn und seinen Sohn Jesus, werden in dem Buch erörtert, so Franziskus: „Die Frage ist eine menschliche Geste, zutiefst menschlich“, da sie den Wunsch des Menschen, die Dinge zu verstehen und darüber hinaus zu gehen ausdrücke: „Wer Fragen stellt, gibt sich nicht zufrieden. Wer Fragen aufwirft, ist beseelt durch eine Unruhe, die als Synonym von Vitalität leuchtet.“
Träge Herzen stellten keine Fragen, denn wer Antworten auf alles habe, hinterfrage nichts, unterstreicht der Papst, der in diesem Zusammenhang auch auf die Philosophie hinweist, die sich angesichts der existentiellen Fragen entwickelt hat. Dies sei auch der Grund dafür, dass das Christentum immer denen nahe gewesen sei, die sich Fragen stellten: „Denn, davon bin ich überzeugt, Gott liebt die Fragen, er liebt sie wirklich.“ Vielleicht sogar mehr als Antworten, seien diese doch „geschlossen“, während Fragen offen seien, so Franziskus, dem zufolge das Buch auch dabei helfe, unsere eigenen Fragen sorgfältig zu gewichten.
Doch es gebe noch eine weitere Lehre aus dem Buch zu ziehen, nämlich die über die „Qualität und die Ehrlichkeit“ unseres Fragens. Während der eine Frager den anderen vielleicht in Schwierigkeiten bringen wolle, gebe es auf der anderen Seite Frager, die ehrlich an einer Antwort interessiert seien. Aus diesem Grund untersuchten die Autoren auch Fragen der Bibel, die „nicht ehrlich sind, wie jede Frage sein sollte“.
Das Wort Gottes helfe in diesem Sinn, zeigt es doch die Wahrheit des Herzens auf und bestätigt sich als aktuell auch in der heutigen Zeit: „Es spricht zu unserem unruhigen Herzen, wenn wir ihm zuzuhören verstehen.“ Gottes Wort spreche zu uns durch seine Fragen, doch das Buch zeige ebenso auf, wie „jedes“ authentische menschliche Wort vom göttlichen Wort getränkt sei, so Franziskus unter Verweis auf Rahner, der Autoren attestierte, ihre Autorschaft sei ein „christlich relevanter Fakt“, stünden sie doch unter dem Einfluss der Gnade Christi: „Die Seiten dieses Buches zeugen davon: Sein Reichtum an literarischen, poetischen und filmischen Bezügen verweist auf einen expressiven Reichtum, der unseren Blick auf den Glauben bereichert“, so Franziskus, was die Aussagen des deutschen Theologen besser verstehen lasse: Denn wenn der künstlerische Ausdruck wirklich menschlich und authentisch sei, werde er auch „theophanisch“, zeigt der Papst sich überzeugt: „So wie unser Herz angesichts einer sternenklaren Nacht oder eines Sonnenuntergangs nicht umhin kann, Gott zu preisen, so werden wir angesichts einer Bach-Sonate oder einer Seite von Dostojewski gewiss, dass die Welt gut ist und unser Leben einen Sinn hat.“ Die Macht der menschlichen Vorstellungskraft sei es, uns „in Verbindung mit dem Göttlichen zu bringen, so das Kirchenoberhaupt.
Darüber hinaus sei das vorliegende Buch „voller Sinn für Humor“, wofür man den Autoren dankbar sein müsse, würdigte der Papst. So sei der Humor nicht nur eine menschliche Ausdrucksform, die sich stark der Gnade annähere („wer Humor hat, liebt schwerlich den anderen nicht“), sondern in einem Gläubigen auch Ausdruck dessen, dass der christliche Glaube weder etwas Düsteres noch Pedantisches sei, sondern „das Gesicht dessen aufleuchten lässt, der sich ihm anschließt“.
Drei Appelle tönten aus diesem Buch hervor, so Franziskus abschließend: „Dass wir Gläubige unruhig bleiben, immer in der Lage, uns Fragen zu stellen, und auch ein wenig Experten in Sachen Humor zu sein.“
(vatican news - cs)
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