Papst beim Angelus: Die Ansprache im Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Heute, am letzten Sonntag des Kirchenjahres und Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs des Weltalls, berichtet das Evangelium vom Jüngsten Gericht (vgl. Mt 25,31-46) und sagt uns, dass es dabei um die Nächstenliebe gehen wird.
Die Szene führt uns in einen Königssaal, in dem Jesus, „der Menschensohn“ (V. 31), auf einem Thron sitzt. Alle Völker sind zu seinen Füßen versammelt, darunter „die Gesegneten“ (V. 34), die Freunde des Königs. Aber wer sind sie? Was ist das Besondere an diesen Freunden in den Augen ihres Herrn? Nach den Kriterien der Welt sollten die Freunde des Königs diejenigen sein, die ihm Reichtum und Macht verliehen haben, die ihm geholfen haben, Gebiete zu erobern, Schlachten zu gewinnen, sich über andere Herrscher zu erheben – vielleicht auf den Titelseiten der Zeitungen oder in den sozialen Medien wie ein Star gefeiert zu werden. Zu ihnen sollte er sagen: „Danke, denn ihr habt mich reich und berühmt gemacht, beneidet und gefürchtet“ - nach den Maßstäben der Welt.
Nach dem Maßstab Jesu aber sind die Freunde andere: Es sind jene, die ihm in den Schwächsten gedient haben. Der Menschensohn ist nämlich ein König ganz anderer Art: ein König, der die Armen „Brüder“ nennt, sich mit den Hungernden und Dürstenden, den Fremden, Kranken und Gefangenen identifiziert und sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (V. 40). Er ist ein König, der sensibel ist für das Problem des Hungers, das Bedürfnis nach einem Zuhause, für Krankheit und Gefangenschaft (vgl. V. 35-36): alles Realitäten, die leider noch immer allgegenwärtig sind. Hungrige, obdachlose Menschen, die sich kleiden so gut sie eben können, bevölkern unsere Straßen: Wir begegnen ihnen jeden Tag. Und auch was Krankheit und Gefängnis betrifft, so wissen wir alle, was es bedeutet, krank zu sein, Fehler zu machen und dafür bezahlen zu müssen.
Nun, das heutige Evangelium sagt uns, dass die „Gesegneten“ jene sind, die auf diese Armut mit Liebe, mit Dienst antworten: nicht indem man wegschaut, sondern indem man andere mit Essen und Trinken versorgt, mit Kleidung und Unterkunft; ihnen einen Besuch abstattet; ein Wort für sie übrighat, den Bedürftigen nahe ist. Denn Jesus, unser König, der sich Menschensohn nennt, findet seine liebsten Brüder und Schwestern in den Schwächsten. Sein „Königssaal“ ist dort, wo Menschen leiden und Hilfe brauchen. Das ist der „Hofstaat“ unseres Königs. Und der Stil, durch den sich seine Freunde auszeichnen sollen – jene, die Jesus zum Herrn haben –, ist der Stil des Herrn selbst: Mitleid, Barmherzigkeit, Zärtlichkeit. Sie veredeln das Herz und sind wie Öl, das auf die Wunden der vom Leben Verwundeten tropft.
Brüder und Schwestern, fragen wir uns also: Glauben wir, dass das wahre Königtum in der Barmherzigkeit besteht? Glauben wir an die Macht der Liebe? Glauben wir, dass die Nächstenliebe der „königlichste“ Ausdruck des Menschen und eine unabdingbare Voraussetzung für einen Christen ist? Und schließlich: Bin ich ein Freund des Königs: fühle ich mich also von den Bedürfnissen der leidenden Menschen, die meinen Weg kreuzen, persönlich betroffen?
Maria, Königin des Himmels und der Erde, hilf uns, Jesus, unseren König, in seinen kleinsten Brüdern und Schwestern zu lieben.
(vaticannews - skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.